Kino-Interview

Jake Gyllenhaal über "Life", das Weltall und Aliens

TICKET-INTERVIEW: Jake Gyllenhaal über das Weltall, Aliens und sein Faible für ungewöhnliche Rollen.

Mit Roland Emmerichs "The Day After Tomorrow" wurde Jake Gyllenhaal (36) vor 13 Jahren berühmt. Doch statt auf weitere Blockbuster setzte der US-Schauspieler auf ausgefallene und mutige Rollen. In "Brokeback Mountain" spielte er einen schwulen Cowboy, in "Prisoners" einen verzweifelten Polizisten und in "Southpaw" einen schroffen Boxer. Dass Gyllenhaal durchaus ein Händchen bei seiner Rollenauswahl hat, beweist er wiederum als Astronaut in dem Science-Fiction-Thriller "Life", der mit seiner Crew eine neue Lebensform entdeckt. Markus Tschiedert traf Jake Gyllenhaal zum Interview.

Ticket: Machen Sie sich oft Gedanken, was da draußen im Weltall noch sein kann?
Jake Gyllenhaal: Das All hat für mich etwas Aufregendes, aber auch Erschreckendes. Das Unbekannte macht uns Angst, obwohl wir das ganze Leben davon umgeben sind. Wir haben alle unsere Ängste, manchmal muss man sich ihnen stellen, um weiterleben zu können.
Ticket: Inwiefern stellen Sie sich Ihrer Angst?
Gyllenhaal: Wenn ich als Kind nachts in den Himmel blickte, sah ich keine Sterne, sondern nur Pixel in der Dunkelheit. Ich kann nicht wirklich gut sehen in der Nacht, deshalb sehe ich den Nachthimmel anders, was noch furchterregender ist. Menschen, die ins All wollen, müssen sich als erstes mit dem Tod konfrontieren. Wenn sie dann oben sind, werden sie permanent auf die Probe gestellt.
Ticket: Konnten Sie als Vorbereitung auf Ihre Rolle mit echten Astronauten sprechen?
Gyllenhaal: Wir alle sprachen mit Astronauten, Kosmonauten und Wissenschaftlern, die uns viele Ratschläge gaben. Ein Teil des Films basiert auf Realitäten, aber der andere ist wunderbar fiktiv und forderte viel Vorstellungskraft. Ich verbringe oft Monate, um mich auf eine reale Rolle vorzubereiten. Dann vermisse ich es aber, dass ich mich nicht mehr auf meine Vorstellungskraft stützen kann.
Ticket: Manche wünschen sich einen Kontakt mit Außerirdischen, andere meinen, wir sollten glücklich sein, dass keine Aliens kommen. Wie stehen Sie dazu?
Gyllenhaal: Darüber habe ich mir den Kopf zerbrochen, aber ich denke, wenn Dinge auf uns zukommen, passiert das anders, als wir es erwarten. Aliens sind entweder gut oder böse: Ich denke nicht in diesen Kategorien. Aber ich glaube an die Erforschung und an die Neugierde. Deshalb sollten wir weiterhin versuchen, neues Leben zu entdecken und dem positiv gegenüberstehen.
Ticket: In "Life" entwickelt sich die Lebensform zum Monster...
Gyllenhaal: Ich dachte beim Lesen des Drehbuchs nie an ein ausgeformtes Objekt. Die Gewalt der Kreatur ist meines Erachtens eine Reflexion darauf, wie andere auf sie reagieren. Das war zumindest meine Vorstellung davon, und auch der Regisseur hatte anfangs keine richtige Idee davon, wie die Kreatur aussehen soll. In gewisser Weise war Daniel mein Alien, wenn er übers Mikrophon Anweisungen gab wie "Es umschlingt jetzt dein Gesicht". Denn die Kreatur wurde ja erst später ins Bild hineinkopiert.
Ticket: Wie wichtig ist Ihnen als Schauspieler die Neugierde?
Gyllenhaal: Sehr! Sogar wichtiger als die Frage, ob Leute meine Filme mögen oder sich anschauen. Ich will Filme machen, die etwas zu sagen haben. Daran will ich festhalten und alles geben, um das Beste aus mir herauszuholen. Neugierde ist alles, auch wenn ich sie auch manchmal wieder verliere.
Ticket: Das erklärt, warum Ihnen ungewöhnliche Rollen mehr liegen als Blockbusterhelden...
Gyllenhaal: In den letzten Jahren hörte ich mehr auf meinen Instinkt, denn ich hatte die Chance, wählen zu können, und wer weiß, wie lange ich das noch habe. So habe ich das Gefühl, in die Richtung zu gehen, die für mich richtig erscheint – anstatt darauf zu hören, was andere denken, welchen Weg ich gehen sollte. Daraus sind wundervolle Beziehungen entstanden, ich habe also Leute gefunden, die einen ähnlichen Instinkt haben wie ich.








von tsc
am Fr, 24. März 2017

Info

LIFE

Regie: Daniel Espinosa
Mit Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson, Ryan Reynolds und andere
93 Minuten, frei ab 16 Jahren

Die Story
Sechs Astronauten untersuchen auf ihrer Raumstation Proben vom Mars und entdecken intelligentes Leben. Der Organismus, den sie heranzüchten, wird zur tödlichen Gefahr. Als nur noch Miranda (Ferguson) und Jordan (Gyllenhaal) übrig bleiben, gilt es, die Erde zu schützen...  

Autor: bz

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