Jeder hatte seinen Traum
Oper, Gospel und traditionelle afrikanische Musik – geht das? Beim Cape Town Opera Chorus stellt sich niemand diese Frage: Es passt einfach. Vom 6. bis 21. April touren 18 der weltweit bekannten Kapstadter Sängerinnen und Sänger durch Deutschland, am 13. April treten sie im Freiburger Konzerthaus auf. Bei den International Opera Awards in London waren sie 2013 zum besten Opernchor gewählt worden.
Sie legen los mit "When the saints go marching in", schnipsen sachte mit den Fingern, wiegen sich hin und her. Singen erst leise, dann immer kraftvoller. Am Ende ist der Raum erfüllt von den Stimmen der beiden Sopranistinnen Ernestine Stuurman und Pumza Mxinwa, dem Tenor Andile Tshoni und dem Bassisten Thando Mpushe. Die vier geben eine Kostprobe aus ihrem breiten Repertoire. Zu dem gehört längst nicht nur Altbekanntes und erst recht nicht nur Gospel. Und durch ungewöhnliche Kombinationen klingt vieles anders als gewohnt.
Zum Beispiel, wenn sie das Champagnerlied aus der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß in der Sprache der Xhosa singen, die von Klicklauten geprägt ist. Sprachen gibt’s im Cape Town Opera Chorus reichlich: "Wir verstehen uns nur teilweise, aber wir lernen viel voneinander", erzählt Ernestine Stuurman (27) auf Englisch. Ihre Muttersprache ist Afrikaans. Die meisten Sänger des Cape Town Opera Chorus, der 1999 von der Belegschaft der einstigen Capab Opera initiiert wurde, haben Erfolgsgeschichten zu erzählen, die wie Märchen klingen. Das ist auch bei Ernestine Stuurman und Thando Mpushe (27) so, die beide in schwierigen Verhältnissen aufwuchsen. Ernestine Stuurman lebte in Kapstadt bei einem Vater, der oftmals seine Jobs wechselte, und einer Mutter, die dann als Fabrikarbeiterin mühsam den Lebensunterhalt sicherte.
Je trostloser die Welt um sie herum war, desto mehr stürzte sich Ernestine Stuurman in ihre Träume: Sie konnte schnell rennen, sie wollte Athletin werden. Das Rennen war ihre Flucht aus ihrem Alltag. Nebenher sang sie, im Schulchor und in der Kirche, meist Klassisches. Daheim hörte sie Discomusik oder Blues und Jazz, die Musik ihrer Eltern. Die Wende kam, als sie sich mit 17 Jahren beim Training überanstrengte und dauerhafte Verletzungen davontrug. Ernestine Stuurman musste ihren Traum von der Athletik-Karriere aufgeben. Jetzt aber kam die Musik: Im Schulchor fiel sie einer Besucherin auf, die nach neuen Talenten suchte. Sie ließ Ernestine Stuurman zur Solistin ausbilden. Anfangs war es seltsam, vor vielen Menschen zu stehen und allein zu singen, doch bald liebte sie genau das. "Da ist etwas in mir, das ich den Menschen geben kann", sagt sie, "Musik trägt das Bewusstsein weg, Musik ist Heilung." Das gilt auch für sie selbst: Beim Singen verarbeitet sie die Erfahrungen ihrer schwierigen Vergangenheit. Ähnlich wie Thando Mpushe, der in der südafrikanischen Provinz Ostkap bei den Großeltern aufwuchs, die Mutter arbeitete für wenig Geld in einer Kleidungsfabrik, seinen Vater hat er nie kennengelernt. "Wir hatten nicht viel", sagt Thando Mpushe.
Aber er hatte seinen Traum: Schon mit sechs Jahren wollte er Opernsänger werden, er sang in der Schule und in der Kirche, auch überall in seiner Umgebung sangen die Menschen. "So ist das eben in Südafrika." Er war erst 16 Jahre alt, als seine Mutter starb, da machte er sich auf den Weg nach Kapstadt, suchte Kontakte zu älteren Musikern, die ihn unterstützten, bekam eine Förderung von der Regierung. Es war schwierig, er stand unter großem Druck. Es gibt viele gute Sänger in Kapstadt, sagt er. Doch er schaffte es. Seit drei Jahren singt er beim Cape Town Opera Chorus.
– "African Angels" – Cape Town Opera Chorus, im Konzerthaus Freiburg am Montag, 13. April, um 19.30 Uhr. Karten: BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888. von Anja Bochtler
Sie legen los mit "When the saints go marching in", schnipsen sachte mit den Fingern, wiegen sich hin und her. Singen erst leise, dann immer kraftvoller. Am Ende ist der Raum erfüllt von den Stimmen der beiden Sopranistinnen Ernestine Stuurman und Pumza Mxinwa, dem Tenor Andile Tshoni und dem Bassisten Thando Mpushe. Die vier geben eine Kostprobe aus ihrem breiten Repertoire. Zu dem gehört längst nicht nur Altbekanntes und erst recht nicht nur Gospel. Und durch ungewöhnliche Kombinationen klingt vieles anders als gewohnt.
Zum Beispiel, wenn sie das Champagnerlied aus der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß in der Sprache der Xhosa singen, die von Klicklauten geprägt ist. Sprachen gibt’s im Cape Town Opera Chorus reichlich: "Wir verstehen uns nur teilweise, aber wir lernen viel voneinander", erzählt Ernestine Stuurman (27) auf Englisch. Ihre Muttersprache ist Afrikaans. Die meisten Sänger des Cape Town Opera Chorus, der 1999 von der Belegschaft der einstigen Capab Opera initiiert wurde, haben Erfolgsgeschichten zu erzählen, die wie Märchen klingen. Das ist auch bei Ernestine Stuurman und Thando Mpushe (27) so, die beide in schwierigen Verhältnissen aufwuchsen. Ernestine Stuurman lebte in Kapstadt bei einem Vater, der oftmals seine Jobs wechselte, und einer Mutter, die dann als Fabrikarbeiterin mühsam den Lebensunterhalt sicherte.
Wenn Musik Heilung ist
Je trostloser die Welt um sie herum war, desto mehr stürzte sich Ernestine Stuurman in ihre Träume: Sie konnte schnell rennen, sie wollte Athletin werden. Das Rennen war ihre Flucht aus ihrem Alltag. Nebenher sang sie, im Schulchor und in der Kirche, meist Klassisches. Daheim hörte sie Discomusik oder Blues und Jazz, die Musik ihrer Eltern. Die Wende kam, als sie sich mit 17 Jahren beim Training überanstrengte und dauerhafte Verletzungen davontrug. Ernestine Stuurman musste ihren Traum von der Athletik-Karriere aufgeben. Jetzt aber kam die Musik: Im Schulchor fiel sie einer Besucherin auf, die nach neuen Talenten suchte. Sie ließ Ernestine Stuurman zur Solistin ausbilden. Anfangs war es seltsam, vor vielen Menschen zu stehen und allein zu singen, doch bald liebte sie genau das. "Da ist etwas in mir, das ich den Menschen geben kann", sagt sie, "Musik trägt das Bewusstsein weg, Musik ist Heilung." Das gilt auch für sie selbst: Beim Singen verarbeitet sie die Erfahrungen ihrer schwierigen Vergangenheit. Ähnlich wie Thando Mpushe, der in der südafrikanischen Provinz Ostkap bei den Großeltern aufwuchs, die Mutter arbeitete für wenig Geld in einer Kleidungsfabrik, seinen Vater hat er nie kennengelernt. "Wir hatten nicht viel", sagt Thando Mpushe.
Aber er hatte seinen Traum: Schon mit sechs Jahren wollte er Opernsänger werden, er sang in der Schule und in der Kirche, auch überall in seiner Umgebung sangen die Menschen. "So ist das eben in Südafrika." Er war erst 16 Jahre alt, als seine Mutter starb, da machte er sich auf den Weg nach Kapstadt, suchte Kontakte zu älteren Musikern, die ihn unterstützten, bekam eine Förderung von der Regierung. Es war schwierig, er stand unter großem Druck. Es gibt viele gute Sänger in Kapstadt, sagt er. Doch er schaffte es. Seit drei Jahren singt er beim Cape Town Opera Chorus.
– "African Angels" – Cape Town Opera Chorus, im Konzerthaus Freiburg am Montag, 13. April, um 19.30 Uhr. Karten: BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888. von Anja Bochtler
am
Sa, 21. März 2015