Jazz und Soul

José James eröffnet im Rosenfelspark das Stimmen-Festival

José James eröffnet das Lörracher Stimmen-Festival.

Schwer ist es, dem romantisch schmeichelnden Bariton des 38-jährigen New Yorkers José James nicht zu verfallen. Das werden auch die Besucher des Stimmen-Festivals merken. Am Dienstag eröffnet der New Yorker die Konzertreihe in Lörrach.

James reiht Ohrwürmer wie Perlen auf die Schnur, delikat instrumentiert und nicht nur im puren Jazzidiom. Den Soul der 70er kombiniert er mit HipHop, Scat, R & B, sanften Electronics, Hendrix-Anleihen, knackigen Bläsern, perlendem Piano oder markanten Basslinien, über die sich seine umgarnende Stimme legt. Eingängig und smooth ergibt das einen Neo Soul, der alles andere als Dutzendware ist, wenn er das Gestern mit dem Heute fusioniert.

Seit José James im Jahr 2013 beim legendären Jazzlabel Blue Note angekommen ist, findet er für seine geschmeidigen Grenzgänge immer wieder ideale Partner wie die hoch gelobten Pianisten Robert Glasper und Jason Moran, Bassist John Patitucci, Schlagzeuger Eric Harland oder Sängerin Hindi Zahra. Viele seiner Songs sind stimmige Updates von Ray Charles, Lou Rawls oder Marvin Gaye, die in die Clubs heutiger Metropolen transportiert werden. Das springt eingängig und zeitgemäß ab von Traditionen und formuliert eine neue Beseeltheit, für die es so einen markant ausgewogenen Sänger braucht, der dieses bewusste Mehr hat, um das alles vor dem Beliebigen oder dem Absturz in den Kommerz zu bewahren.

José James kann sein Ausgangsmaterial plausibel mit überzeugender Exklusivität aufladen, ganz dem Credo großer Jazzsänger, demzufolge es nicht der Song, sondern der Sänger ist, der das Programm adelt. Das macht ihn zu einem der spannendsten Vokalisten des aktuellen Jazz, genau dort, wo er sich nicht im hermetischen Zirkel genügt. Das dezent Gekonnte, bis in feinste Schattierungen Austarierte macht es möglich, dass er sich disparate Stile anverwandelt und mit nobler Finesse bezaubert. Vollständig neben Trendhechelei hat er sich positioniert, ohne sich in gestrigen Gesten zu genügen.

Diese Haltung lädt auch sein aktuelles Werk mit Relevanz jenseits des Musealen auf. "Yesterday I Had The Blues" ist eine Hommage an Billie Holiday anlässlich ihres 100. Geburtstages. Neun Klassiker der legendären Lady Day, die José James seine "musikalische Mutter" nennt, interpretiert er stilsicher vor einem puren Pianotrio – eine unter die Haut gehende, aber eben nicht in Ehrfurcht erstarrte Verneigung. Als "hoheitsvoll, warm, intim und vollkommen einzigartig" beschreibt er ihr Charisma – Attribute, die auch für ihn gelten könnten.
Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/kartenoder Tel. 0761 / 496-8888) und bei allen BZ-Geschäftsstellen.
von Ulrich Steinmetzger
am Fr, 08. Juli 2016

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