Interview

Justus von Dohnányi: „Ich fühle mich in dem Genre wohl“

TICKET-INTERVIEW: Der Schauspieler und Regisseur Justus von Dohnányi über seinen neuen Film "Desaster".

Mit schurkischen Rollen ("Monuments Men") oder Lustigem ("Männerherzen") ist das Repertoire Justus von Dohnányis (54) keineswegs ausgeschöpft. Dass der Schauspieler aus Lübeck auch etwas von Regie versteht, bewies er mit der Komödie "Bis zum Ellenbogen". Jetzt verantwortet er "Desaster", ein Gaunerstück über Gangster, Anwälte und Profikiller. Markus Tschiedert sprach mit dem Regisseur, der auch die Rolle des Profikillers Ed spielt.

Ticket: Verbindet Sie mit Jan Josef Liefers und Stefan Kurt, mit denen Sie bereits "Bis zum Ellenbogen" drehten, eine große Freundschaft?
Dohnányi: Ja, und mein erster Gedanke zu "Desaster" war: Lass uns nach sieben Jahre mal wieder was zusammen machen! Wir drei kennen uns von früher, als wir noch am Thalia-Theater in Hamburg spielten, wo wir irrsinnig viel Zeit miteinander verbrachten. Dann hatten sich unsere Wege wieder getrennt. Der eine drehte hier, der andere da, man traf sich hin und wieder, aber das war es dann auch. Um endlich mal wieder einen längeren Zeitraum miteinander zu verbringen, gibt es nur eine Chance: ein gemeinsames Projekt!
Ticket: Und warum wieder eine Komödie?
Dohnányi: Ich fühle mich in dem Genre wohl, und außerdem haben wir drei einen gemeinsamen Humor. So kennen wir uns, und darüber sind wir befreundet. Es lag also nah, wieder eine Komödie zu machen. Da ich aber auch schon zwei "Tatort"-Fernsehfilme inszenierte, würde ich nicht sagen, dass es für mich unbedingt immer Komödie sein muss.
Ticket: Ihren Humor könnte man als sehr schwarz bezeichnen...
Dohnányi: Er ist makaber, und diesmal gibt es sogar noch mehr Tote als bei "Bis zum Ellenbogen". Meine Vorbilder sind da die Coen-Brüder aus den USA und die Monty Pythons aus Großbritannien. Für Deutschland ist das ein recht ungewöhnlicher Humor: Die Figuren sind überzeichnet, die Story überhöht, und wir alle spielen dabei aber so ernst und trocken, wie es nur geht. Alle Figuren sind moralisch und charakterlich sehr fragwürdig. Sie betrügen, übervorteilen und hintergehen sich gegenseitig. Alle gehen dabei zugrunde. So ist das nun mal in einer schwarzen Gaunerkomödie: Sie geht für keinen gut aus.
Ticket: Sie haben auch das Drehbuch verfasst. Wie sind Sie auf die Story gekommen?
Dohnányi: Die Idee zum Stoff ist mir gekommen, als mir ein Freund aus München erzählte, dass er mal ein Ferienhaus hatte, wo immer eingebrochen wurde. Deshalb wurden überall Gitter eingebaut, weshalb sich die Diebe einen neuen Weg suchten: Sie kamen durch den Kamin ins Haus, bis einer im Kamin stecken blieb und darin verreckt ist. Das fand ich eine ungeheuerliche Geschichte, die mich zum Nachdenken anregte, woraus sich dann schließlich eine Idee für diesen Film entwickelte.
Ticket: Gedreht wurde in einer Privatvilla in St. Tropez. Wie darf man es sich das vorstellen?
Dohnányi: Die Bedingungen, unter denen wir drehten, waren wieder sehr familiär. Wir haben sogar zusammen gelebt, obwohl man beim Film normalerweise in Hotels wohnt und sich erst am Set wiedertrifft. Wir indes haben am Set gewohnt, wie wir das schon bei "Bis zum Ellenbogen" taten. Es herrschte eine sehr persönliche und freundschaftliche Stimmung am Set.
Ticket: Wie geht das, wenn an einem Film doch Hunderte von Leuten beteiligt sind?
Dohnányi: Mir war es wieder wichtig, das Team so klein wie möglich zu halten. Wir waren etwa 20 Leute, in Zürich sogar nur fünf. Normalerweise ist ein Filmteam sehr viel größer. "Desaster" ist jedoch eine kleine Produktion, die mit wenig Geld auskommen musste. Anständig bezahlt wurden vor allem die Mitarbeiter für Kamera, Ton, Licht und Technik. Den Schauspielern von "Desaster" geht es ja so weit ganz gut. Die können sich das mal leisten, für weniger zu arbeiten.
Ticket: Sie haben ja auch schon in Hollywood-Produktionen mitgespielt. Das muss doch ein Unterschied wie Tag und Nacht sein...
Dohnányi: Ja, wenn ich bedenke, dass wir bei "Bis zum Ellenbogen" ein Budget von 70 000 Euro hatten und in Hollywood manchmal pro Tag eine Million verpulvert wird. In einer Stunde ist so viel Geld weg, wie wir für das gesamte Budget von "Ellenbogen" benötigten.
Ticket: Für "Desaster" stand Ihnen nun das Zehnfache von "Bis zum Ellenbogen" zu Verfügung...
Dohnányi: Was man dem Film hoffentlich auch ansieht. Es steckt auch Action im Film, woraus sich etliche skurrile Momente mit Booten, Autos, Wasserskies ergeben. Ach ja, und Jan Josef hat sich für seine Rolle extra den Kopf rasieren lassen.
Ticket: Welche Szene machte Ihnen viel Kopfzerbrechen?
Dohnányi: Für eine Szene mussten wir einen Kletterweg zum Meer hinunter – mit einer Ziege. Ich dachte im Vorfeld: Das kriegen wir nie hin, denn Ziegen sind störrisch. Aber es kam alles ganz anders: Das Tier war so was von geschmeidig. Eine wirklich liebe Ziege, die ohne Anstrengungen mit hinunter kam, auf Kommando aß und kackte. Es war wunderbar.
von tsc
am Mi, 15. Juli 2015

DESASTER

Regie: Justus von Dohnányi

Mit Jan Josef Liefers, Stefan Kurt, Justus von Dohnányi, Anna Loos, Milan Peschel und anderen

90 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Anwalt Würsch (Stefan Kurt) lässt sich auf ein dunkles Geschäft ein: Er verrät einem Gangsterboss seinen Kornzeugen und erhält dafür eine hohe Summe Geld, das er sich jedoch persönlich in St. Tropez abholen muss. Dort erwarten ihn dann bereits die beiden Auftragskiller Mace (Jan Josef Liefers) und Ed (Justus von Dohnányi)...  

Autor: bz

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