Kunstfilm
"Kafkas Der Bau": Absturz in die Verwahrlosung
Franz Kafkas letztes Prosastück "Der Bau" ist unvollendet geblieben. Das allein hätte Jochen Alexander Freydank schon daran hindern sollen, den Text zum Ausgangspunkt seines Films zu machen. Das animalische Wesen, das sich bei Kafka mit seinen Vorräten klaustrophobisch und paranoid vergeblich in seinem selbst konstruierten Bau verschanzt, hat sich im Film notabene in einen Menschen verwandelt. Es ist der als Münsteraner Tatortkommissar geschätzte und beliebte Axel Prahl. Diesem Schauspieler wird einiges zugemutet. Am Ende geistert er wie ein verwirrter Penner durch die vermüllte Kulisse eines roten Hochhauses, das angeblich "sein" Bau ist. Kann natürlich nicht sein, aber Prahl muss immer wieder Kafka-Sätze in die Kamera sprechen, die in keiner Weise zu den verschmockt düsteren Bildern von menschenleeren Fluren und betonierten Innenhöfen passen, aus denen alle Farbe entwichen zu sein scheint.
Man kann es nur als Anmaßung verstehen, wie Freydank über Kafkas dichte und panische Prosa eine Bildoberfläche legt, die sich plakativ beim expressionistischen Film und seinen Schwarz-Weiß-Labyrinthen bedient. Das Szenario, das keinem erkennbaren Plot folgt, zieht sich mit den immer gleichen Einstellungen quälend in die Länge. Das Einzige, was sich ändert, ist das Erscheinungsbild von Axel Prahl: Zuerst kommt er als schnieker Börsianer mit Kurzmantel und Aktentasche daher, doch die nicht näher ausgelotete Angststörung – er fühlt sich in dem gefängnisähnlichen Gebäude, in dem unter realen Umständen niemand wohnen würde immer stärker bedroht – treibt ihn in die fortschreitende Verwahrlosung. Angeblich soll er der Inbegriff der zeitgenössisch abgekapselten Existenz sein: Nachdem ihn seine Bilderbuchfamilie verlassen hat, ist dieser Franz – wie auch anders – vollends auf sich zurückgeworfen. Doch wenn er murmelnd durch eine apokalyptisch ruinöse Stadtlandschaft streift, hat der Zuschauer längst das Interesse an ihm verloren.
"Der Bau" ist ein Paradebeispiel dafür, wie der unreflektierte Wille zur Kunst in pure Prätention mündet. Fast muss es einem um Axel Prahl – und die mit Devid Striese, Josef Hader und Robert Stadlober hoch besetzen Nebendarsteller – leid tun. Sie hätten lieber nicht an diesem Projekt mitwirken sollen. (Läuft in Freiburg. Ab 12.) von Bettina Schulte
Man kann es nur als Anmaßung verstehen, wie Freydank über Kafkas dichte und panische Prosa eine Bildoberfläche legt, die sich plakativ beim expressionistischen Film und seinen Schwarz-Weiß-Labyrinthen bedient. Das Szenario, das keinem erkennbaren Plot folgt, zieht sich mit den immer gleichen Einstellungen quälend in die Länge. Das Einzige, was sich ändert, ist das Erscheinungsbild von Axel Prahl: Zuerst kommt er als schnieker Börsianer mit Kurzmantel und Aktentasche daher, doch die nicht näher ausgelotete Angststörung – er fühlt sich in dem gefängnisähnlichen Gebäude, in dem unter realen Umständen niemand wohnen würde immer stärker bedroht – treibt ihn in die fortschreitende Verwahrlosung. Angeblich soll er der Inbegriff der zeitgenössisch abgekapselten Existenz sein: Nachdem ihn seine Bilderbuchfamilie verlassen hat, ist dieser Franz – wie auch anders – vollends auf sich zurückgeworfen. Doch wenn er murmelnd durch eine apokalyptisch ruinöse Stadtlandschaft streift, hat der Zuschauer längst das Interesse an ihm verloren.
"Der Bau" ist ein Paradebeispiel dafür, wie der unreflektierte Wille zur Kunst in pure Prätention mündet. Fast muss es einem um Axel Prahl – und die mit Devid Striese, Josef Hader und Robert Stadlober hoch besetzen Nebendarsteller – leid tun. Sie hätten lieber nicht an diesem Projekt mitwirken sollen. (Läuft in Freiburg. Ab 12.) von Bettina Schulte
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Do, 09. Juli 2015