Klassik
Metamorphosen
- Wann
- Sa, 22. November 2025, 19:30 Uhr
- Wo oder WAS
-
Basel
Museum Kleines Klingental
Die Kammermusiktage monuments musicaux präsentieren vom 21.-23. November 2025 vier Konzertprogramme, die sich auf die aktuelle Sonderausstellung "Liebe zum Detail - Gipsabgüsse vom Basler Münster" im Museum Kleines Klingental beziehen. Ein Konzept von Lea Boesch, Jakob Pilgram und Mischa Sutter.
Die Gipsabdrücke der Figuren am Basler Münster sind Teil des Versuchs, den Verfall dieser Kunstwerke aufzuhalten, bzw. sie rekonstruieren zu können, sollten sie durch Erosion zu sehr Schaden genommen haben. Es ist ein Kampf gegen den Lauf der Zeit, gegen den Kreislauf von Entstehen und Vergehen - ob organischen oder mineralischen Ursprungs. Diesem steten Wandel sind wir meist hilflos ausgesetzt. Doch tritt zu diesem natürlichen Prozess zunehmend die menschgemachte Zerstörung hinzu - durch Klimawandel, Kriege, Raubbau. All dem widmet sich das Konzert «Metamorphosen».
Kaum ein Werk bringt den Begriff so schmerzlich auf den Punkt wie Strauss' späte, gleichnamige Komposition von 1945. Entstanden in den letzten Kriegswochen, ist sie ein musikalisches Klagelied, das nicht nur den materiellen Ruin Deutschlands beklagt, sondern auch den Zusammenbruch einer geistigen Welt. Strauss, 81-jährig, reagierte erschüttert auf die Zerstörung Münchens, insbesondere der Oper, wo viele seiner Werke uraufgeführt wurden. Die «Metamorphosen» für 23 Solostreicher sind keine Anklage, sondern eine innere Reaktion - ein Werk von resignierter Trauer. In der Fassung für Streichseptett treten die Linien besonders durchsichtig hervor: Zarte Motive, die sich verändern, verschränken, wiederkehren - als wolle die Musik immer neu ansetzen, sich neu erinnern. Am Ende erklingt wie eine Gravur der Trauermarsch aus Beethovens Eroica, mit der Inschrift: In Memoriam. Ein musikalisches Nachbild der Zerstörung - Spur dessen, was verloren ist.
Vorangestellt sind zwei Werke mit textlichem Bezug. Zu Beginn Brahms' Motette «Warum?», ursprünglich für Chor, hier arrangiert für Streichsextett von Manuel Oswald. Brahms setzt auf archaische Mittel wie Polyphonie und barocke Formen - nicht aus Nostalgie, sondern um die Schwere menschlichen Leidens zu fassen. Er schrieb einmal an Clara Schumann: «Warum ist das Leben, warum das Leiden, warum das Sterben? - Wer fragt das nicht? Zerfall - geistig, seelisch, gesellschaftlich - ist allgegenwärtig». Und doch lässt Brahms am Ende einen Hoffnungsschimmer aufleuchten: ein Choral, der von Trost spricht, von der Verwandlung nach dem Ende unseres Daseins, von Auferstehung.
Auch Andreas Gryphius thematisiert Vergänglichkeit in seinen Texten, die Wolfgang Rihms Liederzyklus «Vermischter Traum» zugrunde liegen. Gryphius, Dichter des Dreissigjährigen Kriegs, wusste um die Brüchigkeit der Welt - seine Worte sind voller Schmerz und zugleich Schönheit. Rihm begegnet ihnen nicht mit historischer Distanz, sondern mit unmittelbarer Empfindung und schlägt so eine Brücke zur Gegenwart, in der das Thema Vanitas nichts an Relevanz verloren hat. Die Lieder sind durchzogen von existenziellem Suchen, Ausbrüchen, Schweigen. In ihnen erklingt das Bewusstsein unserer Vergänglichkeit ohne Trost: Was ist der Mensch? Ein Schattenbild. Ein Nebel, der vergehet.
Johannes Brahms (1833-1897)
«Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen» op. 74
Fassung für Streichsextett von Manuel Oswald
Wolfgang Rihm (1952-2024)
«Vermischter Traum» (2017)
für Stimme und Klavier
Richard Strauss (1864-1949)
«Metamorphosen»
Fassung für Streichseptett von Rudolf Leopold
Apéro im Anschluss an das Konzert.
YUKI KASAI - VIOLINE
DANIEL MELLER - VIOLINE
MANUEL HOFER - VIOLA
SYLVIA ZUCKER - VIOLA
CHIARA SAMATANGA - VIOLONCELLO
OLIVIER MARRON - VIOLONCELLO
STEFAN PREYER - KONTRABASS
JAKOB PILGRAM - TENOR
ALENA SOJER - KLAVIER
Abendkasse und Türöffnung 30 Minuten vor Konzertbeginn
Weitere Infos: https://www.mo-mu.ch Quelle: Veranstalter
Die Gipsabdrücke der Figuren am Basler Münster sind Teil des Versuchs, den Verfall dieser Kunstwerke aufzuhalten, bzw. sie rekonstruieren zu können, sollten sie durch Erosion zu sehr Schaden genommen haben. Es ist ein Kampf gegen den Lauf der Zeit, gegen den Kreislauf von Entstehen und Vergehen - ob organischen oder mineralischen Ursprungs. Diesem steten Wandel sind wir meist hilflos ausgesetzt. Doch tritt zu diesem natürlichen Prozess zunehmend die menschgemachte Zerstörung hinzu - durch Klimawandel, Kriege, Raubbau. All dem widmet sich das Konzert «Metamorphosen».
Kaum ein Werk bringt den Begriff so schmerzlich auf den Punkt wie Strauss' späte, gleichnamige Komposition von 1945. Entstanden in den letzten Kriegswochen, ist sie ein musikalisches Klagelied, das nicht nur den materiellen Ruin Deutschlands beklagt, sondern auch den Zusammenbruch einer geistigen Welt. Strauss, 81-jährig, reagierte erschüttert auf die Zerstörung Münchens, insbesondere der Oper, wo viele seiner Werke uraufgeführt wurden. Die «Metamorphosen» für 23 Solostreicher sind keine Anklage, sondern eine innere Reaktion - ein Werk von resignierter Trauer. In der Fassung für Streichseptett treten die Linien besonders durchsichtig hervor: Zarte Motive, die sich verändern, verschränken, wiederkehren - als wolle die Musik immer neu ansetzen, sich neu erinnern. Am Ende erklingt wie eine Gravur der Trauermarsch aus Beethovens Eroica, mit der Inschrift: In Memoriam. Ein musikalisches Nachbild der Zerstörung - Spur dessen, was verloren ist.
Vorangestellt sind zwei Werke mit textlichem Bezug. Zu Beginn Brahms' Motette «Warum?», ursprünglich für Chor, hier arrangiert für Streichsextett von Manuel Oswald. Brahms setzt auf archaische Mittel wie Polyphonie und barocke Formen - nicht aus Nostalgie, sondern um die Schwere menschlichen Leidens zu fassen. Er schrieb einmal an Clara Schumann: «Warum ist das Leben, warum das Leiden, warum das Sterben? - Wer fragt das nicht? Zerfall - geistig, seelisch, gesellschaftlich - ist allgegenwärtig». Und doch lässt Brahms am Ende einen Hoffnungsschimmer aufleuchten: ein Choral, der von Trost spricht, von der Verwandlung nach dem Ende unseres Daseins, von Auferstehung.
Auch Andreas Gryphius thematisiert Vergänglichkeit in seinen Texten, die Wolfgang Rihms Liederzyklus «Vermischter Traum» zugrunde liegen. Gryphius, Dichter des Dreissigjährigen Kriegs, wusste um die Brüchigkeit der Welt - seine Worte sind voller Schmerz und zugleich Schönheit. Rihm begegnet ihnen nicht mit historischer Distanz, sondern mit unmittelbarer Empfindung und schlägt so eine Brücke zur Gegenwart, in der das Thema Vanitas nichts an Relevanz verloren hat. Die Lieder sind durchzogen von existenziellem Suchen, Ausbrüchen, Schweigen. In ihnen erklingt das Bewusstsein unserer Vergänglichkeit ohne Trost: Was ist der Mensch? Ein Schattenbild. Ein Nebel, der vergehet.
Johannes Brahms (1833-1897)
«Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen» op. 74
Fassung für Streichsextett von Manuel Oswald
Wolfgang Rihm (1952-2024)
«Vermischter Traum» (2017)
für Stimme und Klavier
Richard Strauss (1864-1949)
«Metamorphosen»
Fassung für Streichseptett von Rudolf Leopold
Apéro im Anschluss an das Konzert.
YUKI KASAI - VIOLINE
DANIEL MELLER - VIOLINE
MANUEL HOFER - VIOLA
SYLVIA ZUCKER - VIOLA
CHIARA SAMATANGA - VIOLONCELLO
OLIVIER MARRON - VIOLONCELLO
STEFAN PREYER - KONTRABASS
JAKOB PILGRAM - TENOR
ALENA SOJER - KLAVIER
Abendkasse und Türöffnung 30 Minuten vor Konzertbeginn
Weitere Infos: https://www.mo-mu.ch Quelle: Veranstalter
Veröffentlicht am Mo, 20. Oktober 2025 um 17:48 Uhr
Wir brauchen Ihr Einverständnis für Google Maps!
Unter Umständen sammelt Google Maps personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.