Mönche, Könige und Demokraten
Kloster Bebenhausen
Der Schönbuch unweit von Tübingen ist ein landschaftliches Kleinod mitten im dicht besiedelten Mittleren Neckarraum. Viel Wald mit Eichen und Buchen, romantische Täler, Streuobstwiesen und Weiher, Halbtrockenrasen und Feuchtwiesen – 20 Kilometer kann man hier wandern, ohne eine Straße überqueren zu müssen. 1972 wurde der Schönbuch der erste Naturpark Baden-Württembergs, 2014 Deutschlands "Wald des Jahres". Kaum zu glauben, dass die Landesregierung hier Mitte der 1960-er Jahre allen Ernstes einen Großflughafen für Stuttgart geplant hat. Es kam zum Glück und wohl aus Kostengründen anders – nur eine Mahneiche erinnert an das Projekt. Und so kann man nach wie vor auch das kunsthistorische Kleinod inmitten der Idylle besuchen: das ehemalige Kloster Bebenhausen.
Es wurde Ende des 12. Jahrhunderts von Pfalzgraf Rudolf von Tübingen als Prämonstratenserkloster gegründet und einige Jahre später vom Reformorden der Zisterzienser übernommen. Rund um den Kreuzgang entstand der engere Klosterbereich mit Refektorien, Abtshaus, Klosterkirche, Parlatorium, Bruderhalle und Kapitelsaal. Drum herum gruppieren sich um den inneren von drei Mauerringen die Wirtschaftsgebäude. Bebenhausen wurde zu einem der reichsten Klöster Württembergs und ist heute nach einer wechselvollen Geschichte eines der besterhaltenen Zisterzienser-Klöster Süddeutschlands.
Gebaut wurde bis in die Renaissance, zuerst im Stil der staufischen Romanik, von der die schweren und tiefen Kapitelle von Bruderhalle und Parlatorium zeugen. Für seine französisch-gotische Eleganz berühmt ist das Gewölbe des Sommer-Refektoriums der Mönche mit seinen schlanken Pfeilern. Ganz und gar untypisch für eine Klosterkirche ist der grazile Vierungsturm der Kirche, eine Stiftung des Abtes Peter von Gomaringen von 1409, als man es mit den strengen Bau- Regeln nicht mehr ganz so genau nahm. Interessant in der Kirche ist die Renaissance-Kanzel mit ihrem üppigen Figurenschmuck. Es wurde indessen nicht nur gebaut, sondern auch abgebrochen – zum Glück nach der Reformation nur ein Teil des Langhauses der Klosterkirche. Das Kloster wurde 1560 in eine evangelische Klosterschule umgewandelt und 1684 ganz aufgelöst. Die Schule bestand noch bis 1807.
Nach der Säkularisation nutzten die frisch gekürten württembergischen Könige von Napoleons Gnaden Bebenhausen mit seinen wildreichen Wäldern als Jagdschloss. Das Gästehaus des Klosters wurde entsprechend umgebaut und üppig ausgestattet. Nach dem Ende der Monarchie 1918 war das Jagdschloss Wohnsitz des letzten württembergischen Königspaars, König Wilhelm II. und seiner Frau Charlotte. Die prachtvolle Ausstattung mit dem originalen luxuriösen Bad und der modernen Küche von 1915 ist erhalten und kann im Rahmen einer Führung bestaunt werden. Am 16. Juli 1946 starb Herzogin Charlotte in Bebenhausen als letzte ehemalige deutsche Königin.
Vier Monate später ging’s dann demokratisch zu. Am 22. November trat die Landesversammlung von Württemberg-Hohenzollern im Winter-Refektorium zusammen – im dank eines großen Kachelofens einzigen heizbaren Raum. Der Landtag des neu geschaffenen Landes wählte im Juni 1947 Lorenz Bock zum Staatspräsidenten. Viele der Abgeordneten, zu denen auch Carlo Schmid gehörte, schliefen in den Mönchszellen des Dormitoriums. Bis zur Schaffung des Südweststaates 1952 tagte der Landtag in Bebenhausen. Heute ist das ehemalige Kloster ein beliebtes Ausflugsziel und wird von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut – und nach Wunsch auch raumweise vermietet. von Rolf Müller
Es wurde Ende des 12. Jahrhunderts von Pfalzgraf Rudolf von Tübingen als Prämonstratenserkloster gegründet und einige Jahre später vom Reformorden der Zisterzienser übernommen. Rund um den Kreuzgang entstand der engere Klosterbereich mit Refektorien, Abtshaus, Klosterkirche, Parlatorium, Bruderhalle und Kapitelsaal. Drum herum gruppieren sich um den inneren von drei Mauerringen die Wirtschaftsgebäude. Bebenhausen wurde zu einem der reichsten Klöster Württembergs und ist heute nach einer wechselvollen Geschichte eines der besterhaltenen Zisterzienser-Klöster Süddeutschlands.
Gebaut wurde bis in die Renaissance, zuerst im Stil der staufischen Romanik, von der die schweren und tiefen Kapitelle von Bruderhalle und Parlatorium zeugen. Für seine französisch-gotische Eleganz berühmt ist das Gewölbe des Sommer-Refektoriums der Mönche mit seinen schlanken Pfeilern. Ganz und gar untypisch für eine Klosterkirche ist der grazile Vierungsturm der Kirche, eine Stiftung des Abtes Peter von Gomaringen von 1409, als man es mit den strengen Bau- Regeln nicht mehr ganz so genau nahm. Interessant in der Kirche ist die Renaissance-Kanzel mit ihrem üppigen Figurenschmuck. Es wurde indessen nicht nur gebaut, sondern auch abgebrochen – zum Glück nach der Reformation nur ein Teil des Langhauses der Klosterkirche. Das Kloster wurde 1560 in eine evangelische Klosterschule umgewandelt und 1684 ganz aufgelöst. Die Schule bestand noch bis 1807.
Nach der Säkularisation nutzten die frisch gekürten württembergischen Könige von Napoleons Gnaden Bebenhausen mit seinen wildreichen Wäldern als Jagdschloss. Das Gästehaus des Klosters wurde entsprechend umgebaut und üppig ausgestattet. Nach dem Ende der Monarchie 1918 war das Jagdschloss Wohnsitz des letzten württembergischen Königspaars, König Wilhelm II. und seiner Frau Charlotte. Die prachtvolle Ausstattung mit dem originalen luxuriösen Bad und der modernen Küche von 1915 ist erhalten und kann im Rahmen einer Führung bestaunt werden. Am 16. Juli 1946 starb Herzogin Charlotte in Bebenhausen als letzte ehemalige deutsche Königin.
Vier Monate später ging’s dann demokratisch zu. Am 22. November trat die Landesversammlung von Württemberg-Hohenzollern im Winter-Refektorium zusammen – im dank eines großen Kachelofens einzigen heizbaren Raum. Der Landtag des neu geschaffenen Landes wählte im Juni 1947 Lorenz Bock zum Staatspräsidenten. Viele der Abgeordneten, zu denen auch Carlo Schmid gehörte, schliefen in den Mönchszellen des Dormitoriums. Bis zur Schaffung des Südweststaates 1952 tagte der Landtag in Bebenhausen. Heute ist das ehemalige Kloster ein beliebtes Ausflugsziel und wird von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut – und nach Wunsch auch raumweise vermietet. von Rolf Müller
am
Fr, 15. Januar 2016
Info
Ehemaliges Kloster Bebenhausen
Öffnungszeiten:
» 1. Nov. bis 31. März:
Kloster: Di-So, feiertags 10-12 Uhr, 13-18 Uhr; Schloss: Di-Fr 14-17 Uhr,
Sa, So, feiertags 11-17 Uhr;
1. April bis 31. Oktober:
Kloster: Mo 9-12 Uhr, 13-18 Uhr, Di-So 9-18 Uhr; Schloss: Di-Fr 11-18 Uhr, Sa, So, feiertags 10-18 Uhr. 24./25./31. Dez./1. Jan. geschlossen, ebenso am 19. Jan. 2016
Eintrittspreise: Kloster 4,50 Euro, ermäßigt 2,20 Euro; Kloster oder Schloss mit Führung 6 Euro, ermäßigt 3 Euro; Kombikarte 8 Euro, ermäßigt 4 Euro
Weitere Infos: Tel. 07071/602 802, http://www.kloster-bebenhausen.de
GPS Besucherparkplatz:
48°33' 27'' N, 09°03'54'' E
Autor: bz