Kunst, Sorbet und Wasserspiele – ein Sommertag in Colmar

Einen Sommertag in Colmar beginnt man am besten früh: Wenn es noch nicht heiß und die Stadt leer ist. Das ist der perfekte Zeitpunkt, um sich in der exquisiten Pâtisserie Gilg an der Grand Rue ein Croissant zu kaufen und durch die Altstadtstraßen zu bummeln. Von hier aus sind es nur ein paar Meter zur Rue Turenne und zum berühmten Blick auf Petite Venise. Keine Massen an Touristen mit Smartphones versperren um 9 Uhr morgens den Blick. Unverstellt die Sicht auf bunte Fachwerkhäuser und die langsam fließende Lauch. Und wer den Ort bisher nur mit Menschenmassen kannte, kann zum ersten Mal die Schlösser bewundern, die Liebespaare hier befestigt haben: Tausende rote Herzen; Colmar hat schließlich Stil. Von hier aus ist man ruckzuck an der Markthalle und im Quartier des Tanneurs (Gerberviertel) und schlendert entspannt in den Colmar-Tag hinein.



Familien sollten die Grünanlage Montagne Verte ansteuern, dort warten ein Spielplatz und ein außergewöhnliches Klettergerüst auf alle, die nach zu viel Sehenswürdigkeiten etwas Bewegung brauchen. Bänke, grüne Wiesen und ein bisschen Schatten ringsum bieten die perfekten Rahmenbedingungen für eine Pause.


Zwischen Elsass-Kitsch und Brasserien startet die Rue des Marchands – und doch kann man in der kleinen Straße einige ruhige Ecken entdecken. Madam Coffee setzt sich schon allein mit den blumenbunten Tischen und Stühlen herrlich von der Umgebung ab. Auch bei den Produkten werden andere Akzente gesetzt: Hier bekommt man einen feinen Kaffee serviert, in Bioqualität und fair gehandelt. Und weil man so schön sitzt und herrlich die Passanten beobachten kann, bleibt noch Zeit für ein hausgemachtes Sorbet. Tipp: Erdbeer-Minze-Basilikum.



Ein paar Schritte weiter liegt das Musée Bartholdi. Die Ausstellung im Geburtshaus des Bildhauers widmet sich unter anderem seinem berühmtesten Werk: der Freiheitsstatue. Schon im Innenhof bewundert man das Denkmal "Die Stützen der Welt": Drei allegorische Personen tragen die Erdkugel auf ihren Händen. Im Museum erfährt man, wo in der Stadt weitere Werke stehen und dass man für einen Blick auf die Freiheitsstatue nicht nach New York reisen, sondern nur einen bestimmten Kreisverkehr im Norden Colmars aufsuchen muss.

Ein Bogengang gegenüber dem Museum führt direkt zum Martinsmünster, das an heißen Tagen Abkühlung verspricht. Im weitläufigen Innenraum wandert man zwischen mittelalterlichen Skulpturen und historischen Bleiglasfenstern durch eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke der Region.



Ein Zeitsprung zur Kunst der Gegenwart gelingt in Colmar mühe- und vollkommen kostenlos: im Kunstraum André Malraux an der Rue Rapp. In einer ehemaligen Sauerkrautfabrik zeigen unter anderem die Schülerinnen und Schüler der Colmarer Kunsthochschule ihre Werke. Die Ausstellungen sind immer spannend, manchmal irritierend, aber auf jeden Fall ein Anlass, sich mit aktuellen Themen zu befassen.



Irgendwann ist es Zeit für ein bisschen Abkühlung. Die findet man im Park "Champ du Mars" am Brunnen und im Schatten der hohen Bäume. Insbesondere aber an der angrenzenden Place Rapp. Wasserspiele gibt es mittlerweile in vielen Städten, aber so hoch wie in Colmar spritzen sie kaum irgendwo. Im feinen Sprühnebel stehend, ist das schön anzusehen. Für Kinder aber ist es ein noch größerer Spaß, dort durchzusausen. Vielleicht geht es eine Weile gut und sie bekommen nur kleine Wasserspritzer ab. Irgendwann aber wachsen die Fontänen und es ergießt sich ein enormer Wasserschwall über alle – ob sie nun wagemutig durchstürmen oder vorsichtig vorbeihuschen. Also: Wechselkleidung mitnehmen!

von Silke Kohlmann