Lesbenfilmtage: Witzig, tragisch, schrill

Am kommenden Mittwoch starten in Freiburg die 26. Lesbenfilmtage.

Inés ist ein schlimmer Finger. Vor zehn Jahren hat sie ihre Freundin im Hochzeitskleid sitzen lassen – obwohl sie sich nicht nur für Verónica, sondern auch für das angeblich in vitro gezeugte gemeinsame Kind entschieden hatte. Nun kehrt die charmante Lügnerin heim nach Madrid, aber nicht etwa aus Reue, sondern, weil sie auch in Miami nicht die Finger von den Frauen lassen konnte und zuletzt sogar kurzzeitig im Gefängnis gelandet war. Die spanische Komödie "De Chica en Chica" ist ein grandioser Eröffnungsfilm für die 26. Freiburger Lesbenfilmtage (4. bis 8. Mai): bunt, schrill, turbulent und sehr witzig!

Natürlich gibt es an den fünf Festivaltagen nicht nur leichte Stoffe im Kommunalen Kino zu sehen. Homophobie und häusliche Gewalt in Südkorea thematisiert das Drama "A Girl at my Door" von July Jung. Auf einer wahren Begebenheit basiert der tschechische Spielfilm "I, Olga Hepnarova", in dem Petr Kazda und Tomás Weinreb vom kurzen Leben einer einsamen Frau erzählen, die keinen Platz in der Gesellschaft findet und zur Amokläuferin wird. Mit einer weiteren historischen Figur hat sich der finnische Regisseur Mika Kaurismäki in "The Girl King" befasst: Kristina von Schweden, die von 1626 bis 1689 lebte und schon als Kind Thronfolgerin ihres verstorbenen Vaters, König Gustav II. Adolf wurde. Der Reichskanzler erzog Kristina wie einen jungen Mann, dann verliebte sich in ihre Kammerzofe und verweigerte sich zeitlebens einer politisch motivierten Ehe.

Vom schwierigen Erwachsenwerden auf der ganzen Welt erzählen "Barash" aus Israel, die niederländische Tragikomödie "Zomer – Nichts wie raus!" und das schwedische Märchen "Girls Lost". Wer die großartige Cate Blanchett in der Literaturverfilmung "Carol" von Todd Haynes noch nicht gesehen hat, könnte die Gelegenheit beim Festival nutzen.

Neben 15 Spielfilmen sind auch wieder zwei Dokumentationen im Festivalprogramm: "Inside the Chinese Closet" ist ein sprechender Titel für die Beschreibung der Situation von Lesben und Schwulen in China. Darin begleitet Regisseurin Sophia Luvarà zwei junge Homosexuelle, die von ihren Eltern dazu gedrängt werden, Scheinehen einzugehen und Kinder zu bekommen, damit ihr von der Gesellschaft ungeliebter Lebenswandel geheim bleiben kann. Die zweite Doku "FtWTF – Female to What the Fuck" aus Österreich porträtiert sechs Menschen, die die Identität "transgender" annehmen – und sich mehr oder weniger wohl damit fühlen.

Zum zweiten Mal darf das Publikum den besten Langfilm und den besten Kurzfilm auszeichnen. Letztere werden am Freitagabend gezeigt. Einen prominenten Gast können Bücherfreundinnen und -freunde am Donnerstagabend treffen: Antje Rávic Stubel liest aus ihrem Roman "In den Wäldern des menschlichen Herzens".

von Hoss
am Mo, 02. Mai 2016

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