Bühne

Lesung mit der Schauspielerin Hannelore Hoger im Theater Freiburg

TICKET-INTERVIEW: Hannelore Hoger kommt für eine Lesung ins Theater Freiburg.

Hannelore Hoger war eben zum letzten Mal im Fernsehen als Kommissarin Bella Block zu sehen. In Freiburg kann man sie demnächst live erleben. Im Großen Haus des Theaters gibt sie ein Gastspiel mit Liebesbriefen von Frauen. Bettina Schulte sprach mit der Hamburger Schauspielerin.

Ticket: Frau Hoger, was sind das für Liebesbriefe?
Hoger: Es sind Abschieds-, beziehungsweise Trennungsbriefe von prominenten Frauen wie Simone de Beauvoir, Marlene Dietrich oder Alma Mahler-Werfel, die die Autorin Sibylle Berg zusammengestellt hat. Klingt traurig, ist es aber nicht. Das sind alles selbstbewusste Frauen. Manche sagen einfach nur auf Wiedersehen. Ich finde diese Briefe sehr interessant, weil sie so unterschiedlich sind. Zur musikalischen Auflockerung habe ich einen Begleiter dabei: Der Pianist Siegfried Gerlich spielt Stücke unter anderem von Gershwin und Schumann.
Ticket: Ihre 2017 erschienenen Memoiren tragen den romantischen Titel: "Ohne Liebe trauern die Sterne". Die Liebe scheint eine besondere Rolle bei Ihnen zu spielen.
Hoger: Ja – aber nicht nur im Verhältnis von Mann und Frau. Ich meine Liebe im umfassenden Sinn. Die Liebe zwischen den Menschen, die Zuneigung füreinander. Liebe allein macht das Leben doch lebenswert. Es gibt so viele Menschen, die einsam sind. Was meinen Sie, warum die Menschen zu den Tafeln gehen? Nicht nur, um eine Tomate zu ergattern.
Ticket: Ist die Einsamkeit ein Phänomen unserer Zeit?
Hoger: Ich empfinde das besonders stark in Deutschland. In den Niederlanden ist das soziale Leben auf den Straßen viel ausgeprägter. Oder in den mediterranen Ländern. Oder denken Sie an Paris, an Wien! Hamburg hat in den vergangenen Jahren aufgeholt, aber der Hanseat ist ja generell mehr auf Distanz bedacht.
Ticket: Wenn man alte Filme aus den 60er Jahren mit Ihnen sieht, stellt man fest, dass sich Ihre Stimme im Lauf Ihrer Karriere sehr verändert hat.
Hoger: Das haben Stimmen an sich.
Ticket: Bei Ihnen aber fällt der Unterschied besonders auf. Ihre Stimme ist viel prägnanter geworden. Sie macht doch einen gehörigen Teil Ihres darstellerischen Kapitals aus.
Hoger: Ich war als Schauspielerin aber auch mit meiner höheren Stimme ganz gut.
Ticket: Das glaube ich Ihnen gern. Aber heute erkennt man Sie sofort an Ihrer Stimme.
Hoger: Ich spreche nasal. Meine Polypen sind nie herausgenommen worden. Ich habe als Kind so geschrien, als man mich in Narkose versetzen wollte, dass der Arzt zu meiner Mutter gesagt hat: Nehmen Sie Ihr Mondkalb wieder mit nach Hause. Das können Sie in meinem Buch lesen. Das ist aber keine Autobiografie, die in die Ecken meines Lebens hineinleuchtet. Das Buch existiert nur deshalb, weil mein Lektor mich dazu überredet hat.
Ticket: Sie haben Ihre Figur "Bella Block" ade gesagt. Gerade ist der letzte Fall gelaufen. Tut Ihnen der Abschied leid?
Hoger: Keineswegs. Irgendwann muss Schluss sein – nach 38 Fällen. Ich habe das 25 Jahre lang gemacht. Und ich bin dabei nicht jünger geworden. Man muss doch nicht mit einer Figur ins Grab fallen. Ich bin oft genug gestorben auf der Bühne.
Ticket: Hat Bella Block Ihr Leben verändert?
Hoger: Sie hat mir nur Positives gebracht! Ursprünglich war nur eine einzige Folge geplant – dann kam der große Erfolg.
Ticket: Was schätzen Sie an Bella Block?
Hoger: Ihre Menschenfreundlichkeit. Sie ist ein Mensch mit Gewissen, der nicht nur seinen Beruf, sondern auch andere Menschen ernst nimmt. Und sich dabei bewusst ist: Jeder Mensch hat beides in sich, die dunkle und die helle Seite. Wenn Menschen Macht über andere bekommen, werden sie zu Ungeheuern. Das ist doch unser aller Hauptthema: Warum macht Macht so unmenschlich?
Ticket: Was treiben Sie jetzt ohne Bella Block?
Hoger: Ich bin gern mit Lesungen unterwegs und freue mich über den großen Zustrom. Der hat vor allem mit der Popularität von Bella Block zu tun. Ich bin dem Publikum sehr dankbar, dass es mir weiterhin die Stange hält.

Termin: Freiburg, Hannelore Hoger, Theater, Großes Haus, So, 8. April, 18 Uhr
von bs
am Do, 29. März 2018

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