Festspielhaus
Mariinsky Ballett aus St. Petersburg in Baden-Baden: Wie aus dem Bilderbuch
Elfengleiche Ballerinen in weißen Tutus, die schwerelos auf Spitze schweben: Dieses Bild hat man beim Stichwort "Klassisches Ballett" vor seinem inneren Auge. Dieses Bild wurde vor allem von Marius Petipa Ende des 19. Jahrhunderts geprägt. Jahrzehntelang hatte der gebürtige Franzose als Direktor des Balletts am Mariinsky-Theater St. Petersburg den klassischen Tanz perfektioniert und abendfüllende Handlungsballette geschaffen. "Dornröschen", Nussknacker" und "Schwanensee" auf Musik von Tschaikowsky, "Raymonda" hat Alexander Glasunow komponiert. Ddiese Werke sind immer im Repertoire des Balletts geblieben. Das Gastspiel im Festspielhaus Baden-Baden ist so etwas wie ein kleines Petipa-Festival.
Mit der weniger bekannten "Raymonda" startete die Compagnie. Das Orchester des Mariinsky-Balletts brachte die vielfältigen Klangfarben in Glasunows Partitur schön zur Geltung. Spektakulär sind die Kulissen des Mariinsky-Theaters, für "Raymonda" wird eine nächtliche Märchenwelt gezaubert, in der Nymphen tanzen und die verliebte Titelheldin sich in die Arme ihres Verlobten träumt. Wie in "Dornröschen" feiert Raymonda ihren Geburtstag, und was im einen Stück die böse Fee ist in "Raymonda" der ungebetene Freier aus dem Morgenland. Das Stück entstand, man merkt es deutlich, lange bevor die political correctness erfunden wurde. Als der von Raymonda abgewiesene muselmanische Sultan die spröde Schöne entführen will, kommt der christliche Verlobte ums Eck, ein kurzes Duell, schon sind die Christen unter sich und feiern Hochzeit. Das soll einen nicht stören, denn im Grunde geht es nur darum: die Primaballerina tanzen zu sehen, virtuos und technisch brillant.
"Schwanensee" hat mehr Tiefe. Viktoria Tereshkina verlieh der Schwanenprinzessin eine zerbrechliche Anmut. Wie heute üblich, übernahm Tereshkina auch die Rolle des schwarzen Schwans und zeigte hier, wie man präzise getanzter Virtuosität eine bösartige Ausstrahlung geben kann. Es geht nur um Nuancen: die Bewegungen noch abgezirkelter, die berühmten Fouettés mit kalt-berechnender Dynamik zu tanzen. Um im folgenden Akt wieder zart in die Arme des Prinzen zu sinken. Dieser hat in "Schwanensee" einiges zu tun. Kimin Kim gelang es, neben seiner Sprungkraft die Figur zugleich in eine Aura romantischer Sensibilität einzuhüllen. Ihm nimmt man ab, dass der Prinz nachts durch den Wald streift, um verzauberte Schwäne zu finden. Das Mariinsky-Ballett bringt 24 Schwäne auf die Bühne in Baden-Baden, und diese strahlend weiße Phalanx, die makellos ihre Bahnen zieht, hinterlässt einen unvergesslichen Eindruck.
Sehr verspielt gibt sich "Der Nussknacker". Auch hier sind die Kulissen historisch, wenn auch nicht aus der Zeit von Petipa und Tschaikowsky. Es ist ein getanztes Weihnachtsmärchen, in dem märchenhafte Gestalten reizende kleine Ensemblenummern und Pas de deux zeigen. Gelungen ist die Verwandlung des Weihnachtsbaums in ein Geisterzimmer, in dem gigantische Mäuse die arme Clara verfolgen. Ebenso gelungen sind die getanzten Schneeflocken des Corps de ballet. Von tragischer Falltiefe keine Spur, Clara träumt sich mit ihrem Märchenprinzen ins Glück. Dazu spielt das Orchester unter der Leitung des erfahrenen Boris Gruzin die Musik auf den Punkt, was im Ballett ein geschultes Einfühlungsvermögen des Dirigenten fordert.
Nach so viel klassischem Tanz wie aus dem Bilderbuch zeigt das Mariinsky-Ballett in seiner Gala heute Abend zeitgenössische Choreografien von Alexej Ratmansky, Wayne McGregor und George Balanchine.
Mit der weniger bekannten "Raymonda" startete die Compagnie. Das Orchester des Mariinsky-Balletts brachte die vielfältigen Klangfarben in Glasunows Partitur schön zur Geltung. Spektakulär sind die Kulissen des Mariinsky-Theaters, für "Raymonda" wird eine nächtliche Märchenwelt gezaubert, in der Nymphen tanzen und die verliebte Titelheldin sich in die Arme ihres Verlobten träumt. Wie in "Dornröschen" feiert Raymonda ihren Geburtstag, und was im einen Stück die böse Fee ist in "Raymonda" der ungebetene Freier aus dem Morgenland. Das Stück entstand, man merkt es deutlich, lange bevor die political correctness erfunden wurde. Als der von Raymonda abgewiesene muselmanische Sultan die spröde Schöne entführen will, kommt der christliche Verlobte ums Eck, ein kurzes Duell, schon sind die Christen unter sich und feiern Hochzeit. Das soll einen nicht stören, denn im Grunde geht es nur darum: die Primaballerina tanzen zu sehen, virtuos und technisch brillant.
"Schwanensee" hat mehr Tiefe. Viktoria Tereshkina verlieh der Schwanenprinzessin eine zerbrechliche Anmut. Wie heute üblich, übernahm Tereshkina auch die Rolle des schwarzen Schwans und zeigte hier, wie man präzise getanzter Virtuosität eine bösartige Ausstrahlung geben kann. Es geht nur um Nuancen: die Bewegungen noch abgezirkelter, die berühmten Fouettés mit kalt-berechnender Dynamik zu tanzen. Um im folgenden Akt wieder zart in die Arme des Prinzen zu sinken. Dieser hat in "Schwanensee" einiges zu tun. Kimin Kim gelang es, neben seiner Sprungkraft die Figur zugleich in eine Aura romantischer Sensibilität einzuhüllen. Ihm nimmt man ab, dass der Prinz nachts durch den Wald streift, um verzauberte Schwäne zu finden. Das Mariinsky-Ballett bringt 24 Schwäne auf die Bühne in Baden-Baden, und diese strahlend weiße Phalanx, die makellos ihre Bahnen zieht, hinterlässt einen unvergesslichen Eindruck.
Sehr verspielt gibt sich "Der Nussknacker". Auch hier sind die Kulissen historisch, wenn auch nicht aus der Zeit von Petipa und Tschaikowsky. Es ist ein getanztes Weihnachtsmärchen, in dem märchenhafte Gestalten reizende kleine Ensemblenummern und Pas de deux zeigen. Gelungen ist die Verwandlung des Weihnachtsbaums in ein Geisterzimmer, in dem gigantische Mäuse die arme Clara verfolgen. Ebenso gelungen sind die getanzten Schneeflocken des Corps de ballet. Von tragischer Falltiefe keine Spur, Clara träumt sich mit ihrem Märchenprinzen ins Glück. Dazu spielt das Orchester unter der Leitung des erfahrenen Boris Gruzin die Musik auf den Punkt, was im Ballett ein geschultes Einfühlungsvermögen des Dirigenten fordert.
Nach so viel klassischem Tanz wie aus dem Bilderbuch zeigt das Mariinsky-Ballett in seiner Gala heute Abend zeitgenössische Choreografien von Alexej Ratmansky, Wayne McGregor und George Balanchine.
Karten für die Gala: http://www.festspielhaus.de
von Nike Luber
am
Sa, 27. Dezember 2014