Pop

Mark Forster beim Sommersound in Schopfheim

TICKET-INTERVIEW mit Mark Forster übers Grübeln, Spaziergänge und seine Heimat.

"Au revoir" heißt der größte Erfolg von Mark Forster (31), einem in Warschau geborenen, im pfälzischen Winnweiler groß gewordenen und seit 2007 in Berlin lebenden Popsänger. Nun tritt er beim Sommersound-Festival in Schopfheim auf, weitere Konzerte in Rust und Merzhausen folgen im August und November. Wo Forster, der früher Werbejingles sang, als Sidekick von Comedian Kurt Krömer bekannt wurde und 2012 sein erstes Album "Karton" herausbrachte, seine besten Ideen hat, erzählt er Steffen Rüth.

Ticket: Mark, sind Sie der berühmteste Bürger Winnweilers?
Forster: Ich glaube, ich bin zumindest der berühmteste lebende Bürger Winnweilers. Der berühmte Neurologe Wilhelm Erb ist ja leider schon seit fast 100 Jahren tot. So einen richtigen Popsänger hat Winnweiler tatsächlich noch nie hervorgebracht, da bin ich der erste.
Ticket: Sogar in das Goldene Buch haben Sie sich eingetragen.
Forster: Ich bin der große Stolz der Gemeinde. In Winnweiler leben 4600 Leute, da muss ich nur zum Bäcker gehen, und es spricht sich schnell rum, dass ich da bin, was so ungefähr zwei Mal im Jahr der Fall ist.
Ticket: Ihre größten Hits, "Keiner dieser Steine" und "Au revoir" sind Duette mit Sido. Ticken Sie beide ähnlich?
Forster: Wir verstehen uns im Studio und auch außerhalb sehr gut, mittlerweile sind wir Freunde geworden, auch wenn wir aus ganz anderen Welten kommen: Er ist Rapper aus einem Berliner Problembezirk, ich bin sehr behütet in einem Kaff bei Kaiserslautern aufgewachsen. Ich mag es, wie er mit Worten umgeht, er findet meine Melodien gut, das ergänzt sich.
Ticket: Im Video zu Ihrer Single "Flash mich" küssen sich zwei Männer. Zufall oder Statement?
Forster: Schon auch ein Statement. Im Song und im Video geht es um ein Pärchen, das frisch verliebt ist, es ist Sommer, und die beiden sind glücklich. Was die beiden für ein Geschlecht haben, ob dasselbe oder nicht, das ist egal.
Ticket: Ihr Album heißt "Bauch und Kopf". Wer trifft bei Ihnen die Entscheidungen?
Forster: Beide. Deswegen heißt es ja auch so, und nicht "Bauch oder Kopf". Ich habe wirklich beide Elemente. Ich bin jemand, der sensibel ist. Ich bin aber auch einer, der viel und lange über Sachen nachdenkt, sie manchmal auch zerdenkt. Oft widerspricht sich das, und das macht mir immer wieder Probleme.
Ticket: "Die Gedanken stapeln sich wie Tetris / ich krieg’ sie nicht mehr einsortiert" singen Sie in "Geisterjäger". Steht Ihnen der Verstand oft im Weg?
Forster: Ja, das passiert hin und wieder. Ich fühle dann so eine Ohnmacht, kann nicht pennen, bin nur am Grübeln. Zum Glück hat sich das bis jetzt immer wieder gelegt.
Ticket: Sie haben das Album mit dem Sinfonieorchester aus Breslau aufgenommen. Wieso?
Forster: Als ich das Album schrieb, bin ich total viel spazieren gegangen, ich gehe sowieso ständig spazieren und denke dabei nach. Irgendwann kam mir die Idee mit dem Orchester. Ich liebe Filmmusik und finde das Album von Peter Fox großartig, der hatte auch ein Orchester im Studio.
Ticket: Vor einigen Jahren sind Sie den Jakobsweg gegangen, Ihr größter Hit heißt "Au revoir". Müssen Sie öfter mal weg?
Forster: "Au revoir" ist eigentlich das Gegenteil von "Ich bin mal weg", der Song thematisiert den Aufbruch in etwas Neues. Was den Jakobsweg betrifft: Das war natürlich perfekt für mich. Zwei Monate lang nur spazieren gehen und nachdenken. Auf dem Jakobsweg beschloss ich damals, alles zu riskieren und mein erstes Album "Karton" aufzunehmen. Das war die vielleicht die wichtigste Wendung in meinem Leben.

Termine: Schopfheim, Mark Forster, Marktplatz, Fr, 10. Juli, 20 Uhr; weitere Konzerte auf dem Marktplatz: Voxxclub, Do, 9. Juli; Peter Kraus, Sa, 11. Juli; Nena, So, 12. Juli, jeweils 20 Uhr; weitere Konzerte von Mark Forster: Rust, Europa-Park, Sa, 8. Aug., 17 Uhr; Merzhausen, Forum, 25. Nov., 20 Uhr; Info BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 und unter bz-ticket.de/karten
von rüth
am Mi, 08. Juli 2015

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