Interview

Markus Muffler: "Between the Beats ist eine Investition in die Zukunft“

BZ-INTERVIEW mit Markus Muffler zu "Between the Beats" und neuen Akzenten für den Burghof.

LÖRRACH. Markus Muffler hat "Between the Beats" 2008 als Plattform für populäre Musik jenseits des Mainstream gegründet und 2010 ein erstes Festival mit dem Schwerpunkt New Jazz in Denzlingen organisiert. Die Idee, das Konzept "Between the Beats" hat er 2011 mitgebracht in den Burghof und schon damals angedeutet, dies künftig in Lörrach umsetzen zu wollen. Mit verändertem Profil und anderen Akzenten steht im Burghof nun Ende Februar, Anfang März die Lörracher Premiere auf dem Programm. Michael Baas hat nachgefragt.

BZ: Herr Muffler, für die Neuauflage im Bu
rghof hat sich der Akzent verschoben auf jungen Pop und Independent-Musik. Warum?

Muffler: Zunächst und vorneweg: Programmmacher in diesem Fall bin nicht ich, sondern Jan Obri aus Stuttgart; er hat sich für diesen Akzent entschieden und ich trage das mit. Denn grundsätzlich gilt, dass "Between the Beats" Musik unter dem Motto abseits des Mainstream präsentiert. Das Label ist also nicht festgelegt auf einen Stil, sondern kommt eher von der Rezeption her und auch bei der Premiere in Denzlingen gab’s ja keineswegs puren, klassischen Jazz, sondern in Anlehnung Rock und Pop.

BZ: Was definieren Sie denn als Mainstream?

Muffler: Mainstream ist für mich zunächst das, was hierzulande im Radio rauf und runter als Einheitsmusik gespielt wird. In der Schweiz oder in Frankreich ist die Lage dank der vielfältigeren Radiolandschaft etwas anders; in Südbaden ist die Wahrnehmung neuer Entwicklungen in der Musik jedoch stark eingeschränkt. Aber, um Missverständnissen vorzubeugen, jenseits des Mainstream heißt keineswegs nur unbekannte Gruppen, die vor einem Minipublikum spielen. Radiohead zum Beispiel, die in Hallen vor 10- oder 12 000 Menschen auftreten, sind für mich auch jenseits des Mainstream.

BZ: Mit dem Festival setzen Sie als Burghof-Chef konzeptionell einen neuen Akzent. Worum geht es Ihnen konkret?

Muffler: Zum einen müssen wir das Profil des Hauses über die Stadt und den Kreis Lörrach hinaus weiter schärfen und wahrnehmbar machen. Ein Haus dieser Größe lässt sich dauerhaft nicht nur mit Publikum aus der Stadt und auch nicht aus dem Kreis Lörrach erfolgreich bespielen. Es ist ein klares Anliegen, den Burghof in den nächsten Jahren in Basel, im Kreis Waldshut und der Region Freiburg noch sichtbarer zu machen. "Between the Beats" ist ein Baustein dieser Strategie.

BZ: ... und zum anderen?

Muffler: … zudem ist es mein erklärtes Ziel, den Burghof zu öffnen für neue Publikumschichten, hier bei uns, aber auch in einem urbanen Ballungsraum wie der Metropolregion Basel, wozu Lörrach nun mal gehört. Hier sehe ich nicht nur in geografischer, sondern vor allem in demografsicher Hinsicht noch Potenziale. Ich finde, dass Neuentwicklungen in der Musik in der Region eindeutig unterbelichtet sind. Da möchten wir ein Zeichen setzen und Publikumsgruppen ansprechen, die wir im Burghof bisher noch nicht haben.

BZ: Als Location ist der Saal mit seiner Bestuhlung und der gediegenen Konzertatmosphäre für ein junges Publikum aber doch nicht wirklich attraktiv?

Muffler: Das ist uns durchaus bewusst; daher werden wir das Setting im Saal für "Between the Beats" auch entsprechend anpassen und modellieren.

BZ: Mit anderen Worten sie wollen den Burghof in jeder Hinsicht verjüngen?

Muffler: Ich möchte ihn ergänzen und vor allem möchte ich mehr jüngeres Publikum erreichen. Ja.

BZ: Sie sind nicht nur Gründer von "Between the Beats", sondern bis heute auch Gesellschafter der Firma. Nun holen Sie als Burghof-Chef ihre eigene Firma ins Haus. Wie wollen Sie den Geschmack von Vetterleswirtschaft vermeiden?

Muffler: Die Bereiche sind klar getrennt. Jan Obri ist bevollmächtigt. Er führt die operativen Geschäfte des Festivals völlig unabhängig von mir und – wichtig – "Between the Beats" verdient nichts an dem Konzept und der Veranstaltung; lediglich die Arbeit und Aufwendungen, die Jan Obri mit der Organisation und dem Booking der Bands hat, vergüten wir mit einem Honorar von 9000 Euro. Im Burghof ist Kristina Danwerth mit der Projektbetreuung beauftragt. Das Festival ist von der Konzeption vergleichbar mit unseren Burghof-Slams, das heißt die Veranstaltung ist Teil unseres Programms, künstlerisch verantwortet wird sie von extern.
BZ: Für das Programm als solches stehen weitere 16 000 Euro zur Verfügung. Das heißt das Gesamtbudget für das Festival liegt bei 25 000 Euro.

Muffler: So ist es; mit dem Betrag gehen wir als Burghof ins Risiko. Das heißt wir brauchen verteilt über die drei Tage etwa 1000 Besucher, um annähernd kostendeckend zu sein. Das halte ich für absolut seriös kalkuliert – auch weil ich "Between the Beats" nicht nur als Risiko sehe, sondern als Chance. Für mich ist es eine Investition in die Zukunft.
von Kultur, Seite 12
am Fr, 07. Dezember 2012

MARKUS MUFFLER

Der 49-Jährige (Jahrgang 1963) wuchs in Lahr auf und studierte in Mannheim Volkswirtschaft; anschließend war er als Diplom-Volkswirt in der internationalen Finanzbranche in Frankfurt und London tätig. Im April 2011 kam er zunächst als zweiter Geschäftsführer zum Burghof und ist dort wie auch beim Stimmenfestival nun seit diesem Monat alleiniger Chef. Er lebt in Freiburg.  

Autor: alb

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