Festivalsommer
Massive Attack, José James, Travis, Frank Turner bei Stimmen
"Stimmen" sind nicht nur das einzige Festival Europas, das Bühnen und Schauplätze in drei Staaten bespielt. Das Lörracher Festival hat um den Nukleus der Stimme herum auch ein einzigartiges Profil entwickelt, das Rock, Pop, Folk und Singing/Songwriting ebenso abdeckt wie Jazz, Roots Music oder klassischen Chorgesang. Da knüpft die 23. Ausgabe nahtlos an frühere. Trotz dieser Kontinuität aber offenbart die Festivalarchitektur auch Verschiebungen. So ruht die langjährige Partnerschaft mit der Kulturabteilung des Kantons Baselland; deren Stelle als Schweizer Partner nimmt für vorerst zwei Jahre die Baselbieter Gemeinde Arlesheim ein. Die enge, auch finanzielle Verzahnung mit Dieter Bös’ Koko & DTK Entertainment bei den Marktplatzkonzerten ist ebenfalls passé. Hier führt Festivalchef Markus Muffler nun weitgehend alleine Regie.
Bands der 80er- und 90er Jahre
Die Wiederentdeckung bekannter Bands der 80er- und 90er Jahre: So ließe sich eine Linie im Programm benennen. Das beginnt mit den TripHop-Pionieren Massive Attack. Die Band sendete im Januar mit der EP "Ritual Sprit" ein erstes Lebenszeichen seit Jahren; nun kommt das Duo aus Bristol, das sich für Konzerte meist verstärkt, auf den Marktplatz Lörrach (22. Juli). In die Schublade passt auch Travis, das Quintett, das sich nach der Hauptfigur des Wenders Films "Paris Texas" nennt und fast zeitloses Songwriting macht (30. Juli, Domplatz Arlesheim). Die Tindersticks stehen ebenfalls für diese Epoche. Die Band um Stuart Stapels beschließt mit ihrem chansonesken, tragisch angehauchten Kammerpop die Konzerte im Lörracher Rosenfelspark (27. Juli). Dweezil Zappa ließe sich auch hier einordnen: Frank Zappas Sohn lässt die Musik seines des 1993 gestorbenen Vaters aufleben (19. Juli, Burghof). Indes zeigt gerade "Zappa plays Zappa" das Krückenhafte solcher Kategorien, passte es doch auch in die Schubladen Rockiges oder Jazziges.
Jazziges
Das jazzige Element vertreten vor allem der US-Amerikaner José James(12. Juli), der Brasilianer Ed Motta (14. Juli) sowie der Brite Jamie Cullum, der die Marktplatzkonzerte eröffnet (20. Juli) und zum zweiten Mal bei "Stimmen" gastiert. José James, der das Festival eröffnet, verbindet Jazz, Soul und HipHop zu einer geschmeidigen Melange, die zwischen der Spiritualität einen John Coltrane und der Sinnlichkeit eines Marvin Gaye oszilliert. Ed Motta ist eine Galionsfigur des brasilianischen Funk und Soul, den er mit Postbop und Pop vermischt, und klingt ein bisschen wie die südamerikanische Variante der in den 70er Jahren gegründeten US-Band Steely Dan. Einen hybriden Jazz bietet auch die kapverdische Sängerin Carmen Souza (14. Juli); indes zeigt auch ihr Crossover, der kreolische Traditionen aufgreift, wie diffus solche Schubladen inzwischen sind. Souza könnte auch unter Roots Music rangieren.
Roots Music
Roots Music umschreibt das, was (auch) auf traditionelle und folkloristische Quellen zugreift. Für die Marokkanerin Hindi Zahra trifft das allemal zu. Die Frau, die sich als "eingefleischte Nomadin" bezeichnet, verkörpert eine nordafrikanische Generation, die westliche Einflüsse vermischt mit traditioneller Musik der Berber und den hypnotischen Gnawa-Ritualen (15. Juli). Auch der Ghanaer Rocky Dawuni steht für einen globalen Soundtrack, der Afroreggae, Samba, Funk und hawaianisches Flair vermischt (16. Juli). Schon fast den Ruf einer Reggaelegende hat der jamaikanische Gitarrist Ernest Raglin, der einst Bob Marley das Gitarrenspiel beibrachte und Hits, wie "My Boy Lollipop" komponierte. Er kommt mit Band um Tony Allen (Drums) und den Sänger Cheikh Lo (29. Juli).
Deutsche Bands
Die Liste deutscher Interpreten führt fraglos Revolverheld an; die Hamburger Band um Frontmann Johannes Strate gastiert mit dem MTV-Unplugged-Programm auf dem Marktplatz (24. Juli) und dürfte bald ausverkauft sein, verriet Markus Muffler. Weitere deutsche Vertreter sind der junge Münchner Blueser Jesper Munk und Get Well Soon, das Mannheimer Projekt um Konstantin Gropper, das sich mit seinen taurig-ächzend-eindringlichen Balladen als eine der wenigen deutschen Band erfolgreich im internationalen Musikbusiness etabliert hat (31. Juli).
Singer/Songwriter, Rock, Folk
Seit Jahrzehnten im Geschäft und doch immer noch für etwas Neues gut ist Suzanne Vega: Die amerikanische Singer/Songwriterin kommt mit dem neuen Album "Tales from the Realm of the Queen of Pentacles" in den Rosenfelspark (13. Juli). Auch die in Kanada lebende schottisch-argentinische SängerinAlejandra Ribera steht für musikalisches Geschichtenerzählen, das allerdings gewürzt mit dramatisierendem Latino-Flair (28. Juli). Klassisches Songwriting in verschiedenen Versionen bietet auch das Songbirds Collective, ein Frauenquartett, zu dem unter anderem Stephanie Nilles gehört (28. Juli). Das pure rockige Element schließlich vertreten Frank Turner & The Sleeping Souls mit ihrem vom Punk inspirierten Rock 'n' Roll (21. Juli) sowie The Temperance Movement (31. Juli).
Klassisches/Chormusik
Die "Stimmen"-Traditionen der Kirchenmusik setzen zwei Konzerte fort: In einem Lauten-Liederabend in der Kirche St. Ottilien in Lörrach präsentieren Sophie Klußmann (Sopran) und Julian Behr unter anderem Kompositionen von Dowland und Purcell (25. Juli); in der Stadtkirche Lörrach steht "The Little Match Girl Passion" des Ensembles Corund auf dem Programm. Das Konzertprojekt stellt H. C. Andersens Märchen "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" Texte aus dem Evangelium und aus Bachs Matthäus-Passion gegenüber.
Einen Brückenschlag versucht schließlich auch das über mehrere Jahre angelegte Monteverdi-Projekt der lautten compagney mit der Sopranistin Dorothee Mields, der Songwriterin Mine und dem Burghof. Die Barockspezialisten um Wolfgang Katscher und die zwei Sängerinnen wollen die verschiedenen Schaffensphasen des italienischen Renaissance-Komponisten ausleuchten."La Dolce Vita – Was nützt die Liebe in Gedanken" lautet der erste im Burghof zu hörende Teil (26. Juli) dieses exklusiven und bis 2019 angelegten Zyklus.
Schauplätze/Prolog
Die Bühnen im Lörracher Kern des Festivals bleiben gesetzt: der Marktplatz für die großen Konzerte, der Rosenfelspark, wo "Stimmen 2016" eröffnet werden, und der Burghof; dazu kommen heuer zwei Kirchen. Auf Schweizer Seite gastieren Stimmen einmal mehr im Riehener Wenkenpark genauer in der dortigen Reithalle sowie auf dem Domplatz in Arlesheim, eine Open-Air-Location für 1800 Besucher in einer städtebaulich reizvollen Barockumgebung. Das Südelsass wird heuer im Rahmen des Prologs "Stimmen on Tour" (3. bis 10. Juli) eingebunden, und zwar am Schauplatz der Fondation Fernet Branca in Saint-Louis. Weitere Stationen dieses jeweils eintrittsfreien Warm-ups sind in Murg-Oberhof am Hochrhein, in Liestal im Kanton Basellande, in Binzen und Lörrach. Interpreten sind die britische Folkentdeckung Luke Jackson, die Estin Maarja Nuut, die traditionelle Folklore und Elektronik verknüpft sowie der nordirische Singer/Songwriter Ciaran Lavery.
Mehr zum Thema: von Michael Baas
Bands der 80er- und 90er Jahre
Die Wiederentdeckung bekannter Bands der 80er- und 90er Jahre: So ließe sich eine Linie im Programm benennen. Das beginnt mit den TripHop-Pionieren Massive Attack. Die Band sendete im Januar mit der EP "Ritual Sprit" ein erstes Lebenszeichen seit Jahren; nun kommt das Duo aus Bristol, das sich für Konzerte meist verstärkt, auf den Marktplatz Lörrach (22. Juli). In die Schublade passt auch Travis, das Quintett, das sich nach der Hauptfigur des Wenders Films "Paris Texas" nennt und fast zeitloses Songwriting macht (30. Juli, Domplatz Arlesheim). Die Tindersticks stehen ebenfalls für diese Epoche. Die Band um Stuart Stapels beschließt mit ihrem chansonesken, tragisch angehauchten Kammerpop die Konzerte im Lörracher Rosenfelspark (27. Juli). Dweezil Zappa ließe sich auch hier einordnen: Frank Zappas Sohn lässt die Musik seines des 1993 gestorbenen Vaters aufleben (19. Juli, Burghof). Indes zeigt gerade "Zappa plays Zappa" das Krückenhafte solcher Kategorien, passte es doch auch in die Schubladen Rockiges oder Jazziges.
Jazziges
Das jazzige Element vertreten vor allem der US-Amerikaner José James(12. Juli), der Brasilianer Ed Motta (14. Juli) sowie der Brite Jamie Cullum, der die Marktplatzkonzerte eröffnet (20. Juli) und zum zweiten Mal bei "Stimmen" gastiert. José James, der das Festival eröffnet, verbindet Jazz, Soul und HipHop zu einer geschmeidigen Melange, die zwischen der Spiritualität einen John Coltrane und der Sinnlichkeit eines Marvin Gaye oszilliert. Ed Motta ist eine Galionsfigur des brasilianischen Funk und Soul, den er mit Postbop und Pop vermischt, und klingt ein bisschen wie die südamerikanische Variante der in den 70er Jahren gegründeten US-Band Steely Dan. Einen hybriden Jazz bietet auch die kapverdische Sängerin Carmen Souza (14. Juli); indes zeigt auch ihr Crossover, der kreolische Traditionen aufgreift, wie diffus solche Schubladen inzwischen sind. Souza könnte auch unter Roots Music rangieren.
Roots Music
Roots Music umschreibt das, was (auch) auf traditionelle und folkloristische Quellen zugreift. Für die Marokkanerin Hindi Zahra trifft das allemal zu. Die Frau, die sich als "eingefleischte Nomadin" bezeichnet, verkörpert eine nordafrikanische Generation, die westliche Einflüsse vermischt mit traditioneller Musik der Berber und den hypnotischen Gnawa-Ritualen (15. Juli). Auch der Ghanaer Rocky Dawuni steht für einen globalen Soundtrack, der Afroreggae, Samba, Funk und hawaianisches Flair vermischt (16. Juli). Schon fast den Ruf einer Reggaelegende hat der jamaikanische Gitarrist Ernest Raglin, der einst Bob Marley das Gitarrenspiel beibrachte und Hits, wie "My Boy Lollipop" komponierte. Er kommt mit Band um Tony Allen (Drums) und den Sänger Cheikh Lo (29. Juli).
Deutsche Bands
Die Liste deutscher Interpreten führt fraglos Revolverheld an; die Hamburger Band um Frontmann Johannes Strate gastiert mit dem MTV-Unplugged-Programm auf dem Marktplatz (24. Juli) und dürfte bald ausverkauft sein, verriet Markus Muffler. Weitere deutsche Vertreter sind der junge Münchner Blueser Jesper Munk und Get Well Soon, das Mannheimer Projekt um Konstantin Gropper, das sich mit seinen taurig-ächzend-eindringlichen Balladen als eine der wenigen deutschen Band erfolgreich im internationalen Musikbusiness etabliert hat (31. Juli).
Singer/Songwriter, Rock, Folk
Seit Jahrzehnten im Geschäft und doch immer noch für etwas Neues gut ist Suzanne Vega: Die amerikanische Singer/Songwriterin kommt mit dem neuen Album "Tales from the Realm of the Queen of Pentacles" in den Rosenfelspark (13. Juli). Auch die in Kanada lebende schottisch-argentinische SängerinAlejandra Ribera steht für musikalisches Geschichtenerzählen, das allerdings gewürzt mit dramatisierendem Latino-Flair (28. Juli). Klassisches Songwriting in verschiedenen Versionen bietet auch das Songbirds Collective, ein Frauenquartett, zu dem unter anderem Stephanie Nilles gehört (28. Juli). Das pure rockige Element schließlich vertreten Frank Turner & The Sleeping Souls mit ihrem vom Punk inspirierten Rock 'n' Roll (21. Juli) sowie The Temperance Movement (31. Juli).
Klassisches/Chormusik
Die "Stimmen"-Traditionen der Kirchenmusik setzen zwei Konzerte fort: In einem Lauten-Liederabend in der Kirche St. Ottilien in Lörrach präsentieren Sophie Klußmann (Sopran) und Julian Behr unter anderem Kompositionen von Dowland und Purcell (25. Juli); in der Stadtkirche Lörrach steht "The Little Match Girl Passion" des Ensembles Corund auf dem Programm. Das Konzertprojekt stellt H. C. Andersens Märchen "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" Texte aus dem Evangelium und aus Bachs Matthäus-Passion gegenüber.
Einen Brückenschlag versucht schließlich auch das über mehrere Jahre angelegte Monteverdi-Projekt der lautten compagney mit der Sopranistin Dorothee Mields, der Songwriterin Mine und dem Burghof. Die Barockspezialisten um Wolfgang Katscher und die zwei Sängerinnen wollen die verschiedenen Schaffensphasen des italienischen Renaissance-Komponisten ausleuchten."La Dolce Vita – Was nützt die Liebe in Gedanken" lautet der erste im Burghof zu hörende Teil (26. Juli) dieses exklusiven und bis 2019 angelegten Zyklus.
Schauplätze/Prolog
Die Bühnen im Lörracher Kern des Festivals bleiben gesetzt: der Marktplatz für die großen Konzerte, der Rosenfelspark, wo "Stimmen 2016" eröffnet werden, und der Burghof; dazu kommen heuer zwei Kirchen. Auf Schweizer Seite gastieren Stimmen einmal mehr im Riehener Wenkenpark genauer in der dortigen Reithalle sowie auf dem Domplatz in Arlesheim, eine Open-Air-Location für 1800 Besucher in einer städtebaulich reizvollen Barockumgebung. Das Südelsass wird heuer im Rahmen des Prologs "Stimmen on Tour" (3. bis 10. Juli) eingebunden, und zwar am Schauplatz der Fondation Fernet Branca in Saint-Louis. Weitere Stationen dieses jeweils eintrittsfreien Warm-ups sind in Murg-Oberhof am Hochrhein, in Liestal im Kanton Basellande, in Binzen und Lörrach. Interpreten sind die britische Folkentdeckung Luke Jackson, die Estin Maarja Nuut, die traditionelle Folklore und Elektronik verknüpft sowie der nordirische Singer/Songwriter Ciaran Lavery.
Karten für alle Konzerte gibt es von sofort an auf bz-ticket.de/karten, telefonisch unter 0761/4968888 und in allen Geschäftsstellen der Badischen Zeitung.
Mehr zum Thema: von Michael Baas
am
Di, 22. März 2016 um 12:01 Uhr