Ticket-Interview

Milan Peschel über seinen neuen Film "Männertag"

TICKET-INTERVIEW: Der Schauspieler Milan Peschel über seinen neuen Film "Männertag".

Milan Peschel (48) gehört zu den renommierten Schauspielern des deutschen Films. Seine Karriere begann der Berliner jedoch am Theater – zuerst als Bühnentechniker, dann als Schauspieler. Peschel füllt komische Nebenrollen wie in "Schlussmacher" ebenso aus wie ernste Hauptrollen etwa in "Halt auf freier Strecke", wofür er 2012 mit dem deutschen Filmpreis geehrt wurde. Markus Tschiedert sprach mit ihm über die Komödie "Männertag".

Ticket: Wie verbringen Sie normalerweise den Tag, an dem sich alle Männer und Väter mal so richtig gehen lassen dürfen?
Peschel: Ich konnte dem Vater-, Herren- oder Männertag nie etwas abgewinnen. Schon als Kind fand ich das furchtbar und peinlich. Gewiss habe ich nichts gegen einen gepflegten Abend mit Freunden oder Kollegen, an dem man auch schon mal einen über den Durst trinkt. Aber den Vatertag zu feiern, war für mich nie eine Option, und ich habe auch nie verstanden, warum dieser Tag immer auf Christi Himmelfahrt fällt.
Ticket: Warum haben Sie sich dann zu diesem Film verpflichtet?
Peschel: Weil es nicht zwangsläufig heißen muss, dass eine Rolle etwas mit einem selbst zu tun haben muss. Als Schauspieler kann man auch einen Nazi verkörpern, ohne der nationalsozialistischen Ideologie anzugehören. Bei "Männertag" habe ich mitgemacht, weil ich die Produzenten Philip Voges und Ilja Haller gern mag, mit denen ich auch schon bei "Irre sind männlich" zu tun gehabt hatte. Die beiden bekennen sich einfach zu einer Art von Komödienlandschaft, der auch ich etwas abgewinnen kann.
Ticket: Was meinen Sie damit?
Peschel: Gute Komödien, über die man wirklich lachen kann. Denn Lachen ist wichtig – wie Ernst Lubitsch schon sagte. Ich denke dabei auch an amerikanische Komödien etwa mit Ben Stiller, der oft konfliktscheue und spießige Männer spielt, die über sich hinauswachsen müssen. So ein ähnlicher Typ ist auch Stevie, den ich in "Männertag" spiele.
Ticket: Wie würden Sie sich selbst in der deutschen Komödienlandschaft einordnen?
Peschel: Ich mag mich selber gar nicht einordnen. Das können echt andere machen.
Ticket: Das passiert auch?
Peschel: Na klar, erst neulich habe ich im Internet einen Kommentar gelesen. Da beschwerte sich jemand, dass ich in "Das kalte Herz", der im Oktober ins Kino kommt, das Glasmännchen spiele. Ich sei doch eher eine Ulknudel. Na gut, wenn er das meint. So was ärgert mich nicht.
Ticket: Weil Sie mit Filmen wie "Halt auf freier Strecke" längst beweisen konnten, dass sie auch ganz anders können?
Peschel: Ja, eben! Aber man kann auch nicht erwarten, dass die Leute alles überblicken, was man als Schauspieler schon alles gemacht hat. Das ist ganz normal und man braucht es sogar, dass man Schauspieler irgendwo einsortieren kann. Dann ist man vielleicht auch wieder überrascht, wenn man denjenigen mal anders sieht.
Ticket: Wie wählen Sie also aus, wenn es um Rollenangebote geht?
Peschel: Ich überlege, was mir Spaß macht und womit ich meine Zeit verbringen will. Was möchte ich noch erleben, welchen Herausforderungen kann ich mich noch stellen, und am Ende muss man die Miete auch noch bezahlen.
Ticket: Der Titel "Männertag" provoziert die Frage: Was ist an Ihnen typisch männlich?
Peschel: Der Penis, würde ich sagen (lacht). Ich weiß nicht, was ein typischer Mann ist. Man sollte sich eher darüber unterhalten, was ein gutes Verhalten für einen Mann ist. Also wie verhält man sich gegenüber anderen Menschen, und wenn es um Männlichkeit geht, wie verhält man sich gegenüber dem anderen Geschlecht. Ja, ich finde es wichtig, dass man einer Frau in den Mantel hilft oder ihr die Tür aufhält. Gut ist es auch, wenn man zuhören kann. Aber das sind gleichzeitig auch grundsätzliche Dinge im menschlichen Austausch. Gute Männlichkeit ist damit auch gute Menschlichkeit.
Ticket: Sind es dann nicht die Frauen, die von einem Mann Stärke und Durchsetzungsfähigkeit erwarten? Welche Erfahrungen haben Sie damit?
Peschel: Na ja, ich bin seit 20 Jahren glücklich verheiratet und hin und wieder wird das auch in einer Ehe immer wieder ausgelotet. Wahrscheinlich ist es schon gut für einen Mann, wenn er Stärke und Durchsetzungsfähigkeit zeigt und damit signalisiert, dass er Verantwortung übernimmt. Dass Frauen das können, haben sie sowieso schon oft bewiesen, im Alltag oft viel mehr als Männer. Das ist schwer zu beschreiben, und eigentlich mache ich mir über diese ganze Gender-Diskussion gar nicht so viel den Kopf. Denn eigentlich finde ich es wichtiger, dass man anständig bleibt.
Ticket: Und Männer mit Humor kommen sowieso besser an...
Peschel: Humor ist immer gut, und zwar in jeder Lebenslage, und Männer mit Humor mögen auch die Frauen.
von tsc
am Fr, 09. September 2016

Info

Männertag

Regie: Holger Haase. Mit Milan Peschel, Axel Stein, Tom Beck, Oliver Wnuk, Lavina Wilson, Hannes Jaenicke u. a. 91 Min., frei ab 12 Jahren

Die Story
20 Jahre nach ihrem Abitur treffen sich die einstigen Freunde Stevie (Milan Peschel), Chris (Tom Beck), Peter (Oliver Wnuk) und Klaus-Maria (Axel Stein) wieder. Am Vatertag wollen sie richtig feiern, aber die Scherben ihrer Leben lassen sich nicht wegsaufen...



 

Autor: bz

Badens beste Erlebnisse