Fasnacht

Morgestraich und Guggenmusik in Basel

Licht aus, Laternen an: Die Basler Fasnacht zwischen Melancholie am Morgen und lautstarken Guggenkonzerten am Abend.

Nur mühsam lässt sich das Gähnen unterdrücken – 3.36 Uhr, eigentlich eine Zeit, um in süßen Träumen im wohlig warmen Bett zu schlummern. Statt dessen drängen sich mitten in der Nacht Tausende Menschen durch die Straßen und Gassen Basels, auf der Suche nach dem besten Platz, der am wenigsten zugigen Ecke oder einer Stelle, wo man sich, wird die Müdigkeit zu groß, wenigstens an eine Hauswand lehnen kann. Dann ist es soweit: Überall gehen die Lichter aus, Dunkelheit legt sich über die Stadt und aus der Ferne sind die ersten Flöten und Trommeln zu hören. Mit Schweizer Pünktlichkeit beginnt der Basler Morgestraich um 4 Uhr.

Wenn in (fast) ganz Südbaden mit dem Aschermittwoch die Fasnacht endet, beginnen in Basel am Montag, 23. Februar, die "drey scheenschte Dääg". Los geht es um 4 Uhr morgens mit dem Basler Morgestraich, einem Umzug der Zünfte, der mit deutschen Narrenaufmärschen nicht zu vergleichen ist. Es gelten andere Regeln. Die Zuschauer dürfen sich nicht verkleiden, Alkohol, Schunkeln und Grölen sind verpönt und fotografiert werden darf nur ohne Blitzlicht, um die feierlich-andächtige Atmosphäre des Morgestraichs nicht zu stören. Denn die Zünfte, die hier Cliquen genannt werden, haben sich viel Mühe gemacht, um politische und lokale Ereignisse als Karikaturen, Persiflagen und in Mundartversen auf ihren kunstvoll gestalteten Laternen zum Thema zu machen. Diese mehr als 200 leuchtenden Sujets werden zu den Melodien der Trommler und Pfeifer durch die dunkle Stadt getragen.

Und weil die Zuschauer das alles nicht auf einmal lesen und betrachten können, sind die Laternen zum einen bei den zwei Umzügen (Cortège genannt) am Montag- und Mittwochnachmittag noch einmal zu sehen – zum anderen werden sie von Montagabend bis Mittwochmorgen auf dem Münsterplatz ausgestellt.

Den traditionsreichen Basler Morgestraich beschließen alle traditionsbewussten Besucher gegen etwa 6 Uhr mit einer Wähe oder einer Mehlsupp’ (Geschmackssache!), bevor es heißt, etwas bleiern in den weiteren Tag zu starten.

Wer es nicht im Morgengrauen aus den Federn geschafft hat, der kann auch später noch versuchen, ein bisschen von der Magie des Morgestraichs einzufangen. Am Montagnachmittag und bis weit in den Abend hinein sowie am Dienstagmorgen ziehen kleine Trommler- und Pfeifergrüppchen unorganisiert, aber alle in gemächlichem Gleichschritt durch die Straßen und Gassen. Die ganze Altstadt wird von ihren zarten Klängen durchwoben. Wer sich den Musikern und ihrem geruhsamen Tempo anschließt, spürt viel von der meditativen Stimmung dieser eher melancholischen Seite der Basler Fasnacht – zwar nicht im Schein der wundervollen Laternen, aber dafür ohne Gedränge.
von Ronja Vattes
am Fr, 20. Februar 2015

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