Kunst

Moritz Götze zeigt in Offenburg seinen leichthändigen Umgang mit deutscher Ikonographie

Mit leichter Hand inszeniert Moritz Götze in der Städtischen Galerie Offenburg mit Nationalgeschichte aufgeladene deutsche Ikonen.

OFFENBURG. Unverwechselbar und von eindeutiger Handschrift sind die Arbeiten des Hallenser Künstlers Moritz Götze. Am Freitag, 21. Oktober ist um 19 Uhr die Vernissage zu dieser opulenten Schau in der Städtischen Galerie, die zugleich Götzes erste umfangreiche Präsentation am Oberrhein ist. Unter dem Titel "Schwarz-Rot-Gold" kommt ein interessantes Phänomen zum Vorschein.

Historisch überliefertes deutsches Kulturgut, das in der ostmitteldeutschen Gegend besonders stark verortet ist, nimmt Götze in spielerischer Weise auf und findet in der Umsetzung eine eigene Bildsprache dafür. Die Bildzitate führen von "Goethe in der Campagna" à la Johann Tischbein, über "Adam und Eva" von Lucas Cranach zu der Flipperautomat-Auseinandersetzung mit Lady Hamilton, der Geliebten von Admiral Nelson, deren Verbindungen bis in das der Stadt Halle nahe gelegene Gartenreich Dessau-Wörlitz reichen.

Wer mit der Geistes- und Kulturgeschichte vertraut ist, hat also viel von dieser Ausstellung, wer es nicht ist, dem bieten die Arbeiten einen Anlass zur Auseinandersetzung und im mindesten den Genuss einer überbordenden leicht nachvollziehbaren Bildsprache, die an den Comic angelehnt ist. Die schwarze Linienzeichnung prägt das Bild, die umrandeten Flächen werden mit Farbe gefüllt, doch nie zu hundert Prozent, ein weißer Rand bleibt immer. Das macht die Bilder leicht, die häufig im unteren Bilddrittel mit einem dicht erzählten Geschehen sehr belebt sind, während der obere Teil frei wie der Himmel bleibt. Farbenfroh sind sie ohnehin.

Moritz Götze ist einer der sehr wenigen Künstler, die Industrie-Email zu seinen Malgrundlagen gemacht haben. Die flüssig aufgespritzten Farben werden bei 800 Grad gebrannt. Das ergibt einen glatten Farbauftrag, der zur klaren Linie passt. Ein Großteil der Arbeiten ist in dieser Technik gefertigt, es gibt dazu Zeichnungen und Malerei zu sehen, die Handschrift bleibt stets dieselbe.

Götze zeigt mehr, vier Arbeiten aus der Tintenfasswurf-Aktion mit Bazon Brock im Jahr 2009 und großem Medienrummel auf der Wartburg, die an einen nicht vorhandenen, angeblichen Tintenfleck im Luther-Zimmer erinnert, so dann Collagen, in denen zwischen Einzelstücken verschiedenster Arten von Metallzange bis Original-Handschrift von Friedrich dem Großen, historische, sinnliche und kunsthistorische Bezüge untersucht und herstellt. Als offene Wandinstallation erscheinen die ausgeschnittenen freigestellten Heckerhüte, die für ein Projekt in Karlsruhe entstanden waren, sie und Arbeiten mit deutscher Flagge geben der Schau den Titel "Schwarz-Rot-Gold". Außerdem sind Werke zu "Des Knaben Wunderhorn" entstanden, Schallplattenübermalungen.

Sich selbst bezeichnet der künstlerische Autodidakt Götze (geboren 1964) als verhinderten Museumsdirektor. Er entstammt einer Künstlerfamilie und sagt, er sei 1989 glücklich über die Wende gerutscht. Mit dieser Schau kann man den einstigen Graben zwischen Ostkunst und Westkunst ruhig schließen.

Götze arbeitet seit zehn Jahren an der Ausgestaltung der Aegidienkirche in Bernburg /Saale.

Städtische Galerie, Amand-Goegg-Str. 2, 77654 Offenburg, Tel. 0781-822040, Di - Fr. 13-17 Uhr, Sa - So 11-17 Uhr, bis 05. Februar 2017. galerie-offenburg.de
von Susanne Ramm-Weber
am Do, 20. Oktober 2016

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