Abenteuer für Familien

Münstertal: Geocaching durch die Wildnis

Auf Schritt und Tritt: Über alte Hirten- und Viehwege geht’s beim Geocaching im Münstertal Richtung Gipfel .

"Abenteuer? Pah! Die gibt’s heute doch gar nicht mehr. Und schon zweimal nicht beim Wandern." Der Nachwuchs schnaubt verächtlich und zieht ein Gesicht, als hätten wir Mütter den beiden neun- und zehnjährigen Freunden vorgeschlagen, ins Babyturnen zu gehen. Dabei führt uns die Tour ins Münstertal, wo wir auf Wildnispfaden unterwegs sein wollen – Abenteuer garantiert, behaupten wir.

Und das geht so: Kleine, schmale, kaum sichtbare Pfade. So gut wie keine Schilder. Unterwegs sein wie die Trapper, nur ausgerüstet mit unserem Orientierungssinn und – okay – einer schmalen Broschüre und Navis, die uns per GPS (Global Positioning Systems) unbeschadet durch die Wildnis leiten sollen. Die Aussicht, Herr über die GPS-Geräte zu sein, die uns von Cache zu Cache bis zum finalen Schatz bringen, gibt schließlich den Ausschlag: Die Jungs übernehmen die kleinen, bunten Navis – Technik ist cool –, die wir mitsamt der Verantwortung gerne abgeben. Schnell sind die Koordinaten zum ersten Cache eingegeben, und los geht’s.

Knackig führt ein Wiesenweg bergauf, die Luft ist trotz Hitze frisch, die Landschaft die reinste Postkartenidylle. Auf steilen Matten grasen glockenbimmelnde Kühe, vereinzelt schmiegen sich geranienbehangene Schwarzwaldhäuser in den grünen Hang, am Wegrand setzen Blumen bunte Farbtupfer und die Grillen zirpen. "Oh, guck mal, das muss eine Orchideenart sein", gurren wir begeistert, bleiben stehen und bewundern die pinkfarbenen Blüten. "Noch 40, 39, 38 Schritte", stellen die Jungs fest, die Augen kleben am Navi. "Schaut mal Jungs, da unten auf der Weide stehen Pferde", sagen wir. "20, 19, 18", antworten die Jungs und heben nicht mal den Blick.

Müssen sie dann aber doch, denn ein Weidezaun versperrt den Weg. "Ohjeh, hoffentlich sind da keine Stiere", sagt einer der Jungs, auf einmal doch mit Blick für die Umgebung. Wir sehen noch nicht einmal Kühe, finden aber kurz darauf den ersten Cache. Darin sind die Koordinaten für die nächste Station – und der erste Teil der Geschichte vom Reiterboten vom Scharfenstein, die sich Mitte des 14. Jahrhunderts zugetragen haben soll. Im Hier und Jetzt haben die Jungs Hunger, und so machen wir nach dem zweiten gefundenen Cache samt Geschichtenfortsetzung Rast. Gestärkt laufen wir in einen malerischen Wald, vorbei an hohen Felsen mit Blick auf eindrucksvolle, abgestorbene Fichtenriesengerippe, Opfer des Borkenkäfers.

"Mist, hier werden’s wieder mehr Meter", sagt der eine. "Aber in die andere Richtung auch", stellt der andere fest. Wir probieren hin und her – und tatsächlich scheint nur der Aufstieg direkt durch die Waldwand die Meterzahl auf dem Navi bis zum nächsten Ziel schmelzen zu lassen. Vorbei an Fichten und Laubbäumen. Durch Dickicht. Farn. Wildnis eben. "Himmelnochmal, ist das steil", jammern wir Mütter, "nur noch 38 Schritte", jubeln die Söhne, längst schon oben auf dem breiten Weg – wo wir kurz darauf entdecken, dass wir dort auch dank eines schmalen Pfads, aber kleinen Umwegs angekommen wären. "Da!", sagt der Zehnjährige mit Blick aufs Navi und deutet auf den nächsten Waldanstieg. "Nicht. Mehr. Ohne. Weg", kommt die Mutteranweisung, immer noch japsend, zurück. "Och Manno". Doch der Unmut verfliegt schnell. Der nächste Cache stellt den Familienfrieden wieder her, ruckzuck ist selbst der Schatz samt Abschlussgeschichte entdeckt. Was, alles schon vorbei?

Nein, nun kommt die Broschüre zum Zug. Sie leitet uns zur Brandenspitze, der zur 1000er-Marke nur zehn Meter fehlen. Dort macht ein erstklassiger Picknickplatz einen grandiosem Blick auf: Das reinste Gipfeltreffen bietet sich uns, vom Schauinsland bis zur Etzenbacher Höhe, vom Schönberg bis zum Kaiserstuhl und zu den Vogesen. Der Rückweg ist die Kür, mit dem schmalen Pfad durch das schluchtige, kühl-spritzige, wunderschöne Stampfbachtal als krönenden Abschluss – ganz schön wild und abenteuerlich war’s, das müssen sogar die Jungs zugeben.
von anfe
am Mo, 26. September 2016

INFO

Das Servicepaket zu den verschiedenen Caches inklusive Leihgebühr für die Navis gibt’s auf Vorbestellung für zehn Euro, inklusive Wanderkarte für 14,90 Euro bei der Touristinformation Münstertal, Rathaus, Im Wasen 47, Tel. 07636/70740 oder unter http://www.muenstertal-staufen.de
Dort finden sich auch weitere Geocaching-Touren in und um Staufen.
 

Autor: anfe

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