bz-tipp: musiktheaterformen

Multidisziplinäres Drama

"The Vacuum Pack" in der Reihe Musiktheaterformen im Basler Gare du Nord.

In seinem Schwerpunkt Musiktheaterformen präsentiert der Gare du Nord Basel vom Samstag, 30. Januar bis Montag, 1. Februar "The Vacuum Pack" mit dem Eunoia Quintett. Das gefeierte Ensemble der Saison 2013/2014 im Gare du Nord hat mit den Komponisten Carola Bauckholt und Dmitri Kourliandski ein Musiktheater aus selbst entwickelten Klangerzeugern und Instrumenten erarbeitet. In "The Vacuum Pack" arbeiten fünf Musiker eingeschlossen in einem Keller frenetisch und obsessiv an Saugern, Kühlschränken und Pumpen. Ihr Atem kondensiert an den Wänden. Dampf setzt sich an den Oberflächen ab – flüchtig von Glas aufgefangen. Augen bemühen sich durch den Dunst etwas zu sehen,
Ohren versuchen ein gläsernes Lied auszumachen.

Das Eunoia Quintett hat mit den Komponisten Carola Bauckholt und Dmitri Kourliandski eigens für diese Musiktheaterproduktion neue Klangkörper und Instrumente entwickelt. In einem multidisziplinären, wortlosen Drama wird die Komposition zur Bewegung und das Bild zum Resultat des Klangs.

Das Musiktheater-Projekt des Ensembles Eunoia bringt zwei Komponisten zusammen, die ihre musiktheatrale Energie aus dem Zusammenspiel von Instrumenten und zu Klangerzeugern umfunktionierten Alltagsgegenständen beziehen. Eine Handlung oder ein Libretto, einen zersplitterten oder
gar einen semantisch stringenten vokalen Text gibt es hier nicht, auch keine Rollen oder diesen zugeordnete Kostüme. Die Erzeugung von Klängen und Geräuschen, die (Inter)-Aktionen der Ensemblemusiker/innen bei der instrumentalklanglich-geräuschhaften Erforschung der ihnen zur Verfügung gestellten Materialien im ansonsten leeren Raum werden stattdessen zum Gegenstand des Musiktheaters.
Für beide Komponisten ist die Wahrnehmung der Zuhörenden und Zusehenden integraler Bestandteil der Werkkonzeption. Die Geräuschklänge von Carola Bauckholt dramatisieren sich oft erst in der von persönlichen Erfahrungen geprägten Rezeption des Publikums, sie erhalten der Komponistin zufolge durch visuelle Imaginationen eine stark theatralische Ausstrahlung. Was wir hören und sehen (wollen) hängt stark davon ab, wie eine bestimmte Geräuscherfahrung in uns konnotiert ist, welche unterschwelligen Emotionen sie in uns auslöst. Musik ist auf diese Weise nicht nur ein akustisches, sondern auch ein visuelles Phänomen.
Im Anschluss an die Vorstellung am 30. Januar, 20 Uhr, gibt es ein "pot au feu – Suppe und Gespräch" mit dem Musiktheaterspezialisten Roman Brotbeck und Daniel Ott als Special Guest. Weitere Vorstellungen: am 31. Januar, 17 Uhr, und am 1. Februar, 20 Uhr.
von bz
am Do, 28. Januar 2016

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