Ausstellung

Museum Bellerive in Zürich zeigt Textilkunst und -design

Das Museum Bellerive in Zürich zeigt in "Der textile Raum" Textilkunst und -design.

Textilkunst, ursprünglich eine rein kunsthandwerkliche Disziplin, hat in den vergangenen Jahrzehnten dank Werken namhafter Künstler museale Weihen erlangt. Nach unscheinbaren Anfängen der Kunstrichtung in den 50er Jahren nahmen so unterschiedliche Akteure wie Gotthard Graubner und Dieter Roth, Alighiero e Boetti und Rosemarie Trockel den Faden auf und Textilien als künstlerisches Material in die Hand. Die Ausstellung "Der textile Raum" im Museum Bellerive, einer Zweigstelle des Zürcher Museums für Gestaltung, erweitert jetzt die Ahnengalerie der Textilkunst, wenn sie schon zu Beginn des Jahrhunderts Tendenzen ausmacht, die in der Abkehr von traditionellen kunstgewerblichen Erzeugnissen wie Bildteppichen und Tapisserien Richtung auf autonome Kunst nahmen.

Es war die Konkrete Künstlerin Sophie Taeuber-Arp, die vor bald einhundert Jahren als Leiterin der Textilklasse an der Kunstgewerbeschule in Zürich ihre Schülerinnen von konventionellen floralen Stickereien weg- und zu geometrischen Mustern hinführte. Die Arbeiten ihrer Schülerin Elsi Giauque zählen heute zu den Ikonen der Textilkunst. Giauques "Éléments textiles dans l’espace" von1970/72 sind eine luftig-filigrane Installation mit farbigen Spannfäden. Jahrzehnte früher entstanden ist Ernst Ludwig Kirchners Wandteppich "Tanz".

In Gottfried Honeggers "Tisca-Berber" von 1952 verbinden sich organoide Formen zu einer flächig-abstrakten Komposition, wogegen Moik Schieles Wandteppich "All" (1977) die Bildsprache der Op Art spricht. Fäden verdichtet die Westschweizer Künstlerin Françoise Grossen nicht nur in "Five White Elements" kunstvoll zu Stricken und Knoten. Verena Brunners "Staatserhaltendes Tuch" ist ein transparentes Informel aus schwarzen Fäden; Françoise Ragno hat in "Isère" mit stofflichen Mitteln ein Frauenporträt vor urbaner Skyline geschaffen. Neben fulminanter Textilkunst bietet die Schau auch zeitgenössisches textiles Design.

Termin: Museum Bellerive, Höschgasse 3, Zürich. Bis 21. Februar, Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr
von Dieter Fronz
am Fr, 13. November 2015

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