Eier, Hasen, Ostergarten

Osterdorf Oberprechtal

Zum zwölften Mal präsentiert sich Oberprechtal österlich bunt .

Der Osterhase hat’s schwer. Nicht nur, dass er einen Hühner-Job erledigen und Eier liefern muss. Er holt sich dabei auch allzu oft ein nasses Fell, weil Ostern nun mal zu einer Jahreszeit mit sprichwörtlich launischem Wetter auf dem Kalender steht, was schon Goethe bei Fausts Osterspaziergang erwähnt. Aber davon lässt sich ein echter Osterhase ebenso wenig abhalten wie die Bewohner von Oberprechtal, die auch in diesem Jahr ihren Ort an der jungen Elz in ein schönes Osterdorf verwandelt und damit das Dutzend vollgemacht haben. Und sich vom nass-kalten Auftakt am Palmsonntag nicht stören ließen.

Kaum ein Haus in Oberprechtal ist nicht österlich geschmückt. Hasen in allen Größen, Farben und Materialien zieren Hauseingänge, sitzen auf Bänken oder grüßen von Balkonen. An Hühnern und Osterlämmern herrscht in den Vorgärten auch kein Mangel, bunte Ostereier füllen Schubkarren und Leiterwagen, und der Kurpark wünscht in großen Buchstaben "Frohe Ostern". Liebevoll gestaltete Blumenarrangements sorgen für Frühlingsgefühle, selbst wenn dieser sich im oberen Elztal noch nicht recht zeigen mag.

Am Palmsonntag, der mit einem ökumenischen Gottesdienst beginnt, ist der Anschnitt der Riesen-Ostertorte neben dem eintägigen Ostermarkt der Höhepunkt. Eineinhalb Zentner Erdbeeren wurden für die große und etliche kleinere Torten verbraucht. Die sind zwar längst gegessen, doch auch die Besucher an Ostern kommen nicht zu kurz. Kaffee und Kuchen gibt es im Kurpark von Karfreitag bis Ostermontag. Und am Ostermontag spielt die Trachtenkapelle dazu. Bereits am heutigen Gründonnerstag sowie am Karsamstag kann die alte Hammerschmiede besichtigt werden, die vorm Verfall gerettet ist und restauriert wird. Außerdem lädt Ortsvorsteher Franz Burger am Samstag zu einem Spaziergang durch Oberprechtal ein.

Der Ort kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Weil die Habsburger das Prechtal nicht nur an das Haus Fürstenberg, sondern auch noch an das Haus Baden-Hachberg als Lehen vergeben hatten, wurde es 400 Jahre lang von beiden gemeinsam verwaltet. Und als Baden-Hachberg protestantisch wurde, Fürstenberg aber katholisch blieb, wurde den Menschen im Prechtal bereits 1742 die Wahl des Glaubens überlassen. Was sich bis zum Bau einer evangelischen Kirche 1976 auch darin niederschlug, dass Katholiken und Protestanten die alte Dorfkirche gemeinsam nutzten.

Der Osterhase

verteilt Süßigkeiten

Am Ostersonntag bieten die örtlichen Gastronomen, die zusammen mit dem Arbeitskreis Tourismus eine Hauptrolle bei der Verwandlung von Oberprechtal in ein Osterdorf spielen, spezielle Ostermenüs. Dazu hoppelt der Osterhase durch den Kurpark und verteilt Süßigkeiten. Am Ostermontag schließlich heißt es, "Wir suchen den Osterhasen", wenn der Schwarzwaldverein zu einer Osterwanderung mit Ostereiersuche einlädt.

Zwar ist die Karwoche für die beiden christlichen Kirchen eher eine Woche der Besinnung als des Feierns oder Schlemmens, doch beide haben ihren Frieden mit Ostermarkt und Osterdorf gemacht und beteiligen sich mit einem ökumenischen Gottesdienst am Palmsonntag. Der Nachwuchs der evangelischen Gemeinde erinnert außerdem mit dem "Ostergarten" zum fünften Mal im Gemeindehaus an den Ursprung des Osterfests. Seit Oktober haben sich die Kinder und Jugendlichen mit den biblischen Themen vom Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel bis zur Auferstehung beschäftigt und setzen die eigentlich immer gleichen Stationen in immer neue Weise um.

Der Einzug in Jerusalem und das letzte Abendmahl werden in diesem Jahr mit Egli-Figuren dargestellt, für die Kreuzigung stehen drei schlichte, aber umso eindrucksvollere Birkenkreuze, und am Ende findet sich der Besucher wieder in einem hell erleuchteten leeren Grab, das die Auferstehung symbolisiert. Das alles kann die Pfarrerin Barbara Müller-Gärtner bis Ostermontag ebenso liebenswert wie unaufdringlich erklären. Das Osterdorf selbst ist noch bis zum Weißen Sonntag am 12. April zu besichtigen.

Wer einen Besuch in Oberprechtal mit einer kleinen Wanderung auf eigene Faust krönen will, dem sei der Aufstieg zum Pfauenkreuz empfohlen. Kurz hinter der Gabelung von Landwasser- und Tribergerstraße geht es links hoch in die Pfauenstraße und zum Pfauenfelsen. Ein kurzes Stück auf Asphalt, dann beginnen die Wanderwege in Richtung Huberfelsen. Der linke, etwas weitere Weg führt durch einen dichten Fichtenwald zum Pfauenfelsen, wird aber unterbrochen von einer schönen Aussicht auf Oberprechtal mit einem Picknicktisch samt Bank und einer Tafel, die die Geschichte des Ortes erzählt. Nach einer halben Stunde ist das Pfauenkreuz erreicht, wo der Wanderer mit Goethes Faust beim Osterspaziergang sagen kann: "Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!"
von Rolf Müller
am Do, 02. April 2015

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