Ausstellung
Otto Dix im Musée d’Unterlinden in Colmar
Manchmal denkt man sich nichts dabei, kauft ein Ticket, geht ins Museum – und plötzlich steht man mitten in einem Hurrikan eindringlicher, verstörender, nie gesehener Bilder und weiß: von hier aus gibt es kein Zurück. Arnold Böcklin ist das passiert. Joris-Karl Huysmans, Pablo Picasso, Elias Canetti. Sie alle lösten irgendwann ihr Ticket für das Musée d’Unterlinden in Colmar, um den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald (um 1475-1528) zu sehen – und waren wie hypnotisiert. Einen ganzen Tag habe er vor diesen Tafeln gestanden, schreibt Canetti in "Die Fackel im Ohr", "ich wusste nicht, wann ich gekommen war, und ich wusste nicht, wann ich ging. Als das Museum schloss, wünschte ich mir Unsichtbarkeit, um über Nacht bleiben zu können". Thomas Mann, der Grünewalds Altar 1918 erstmals in der Alten Pinakothek in München sah, wo er als Kriegsbeute ausgestellt wurde, schrieb:: "Diese Bilder gehören zum Stärksten, das mir je vor Augen gekommen ist".
Einer, den die Bildgewalt Grünewalds sein ganzes Leben nicht mehr losließ und dessen eigenwillige malerische Sprache des Leidens zu einer unerschöpflichen Inspirationsquelle für sein eigenes Schaffen wurde, war Otto Dix (1891-1969). Schon vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs kannte und zitierte der junge Maler zentrale Szenen des in der Kunstwissenschaft erst seit kurzem bekannten Altars. Später, als Dix in Bildern wie dem heute verschollenen "Schützengraben" (1920-1923) oder dem Triptychon "Der Krieg" (1929-1932) seine Eindrücke von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs verarbeitete, nannten die Menschen ihn auch schon mal "den neuen Grünewald". Wie intensiv sich Otto Dix mit diesem Hauptwerk des alten Meisters beschäftigte, das die Deutschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mitunter gar als Sinnbild ihrer eigenen Kriegserfahrung deuteten, zeigt nun eine Ausstellung in Colmar, die mehr als 100, zum Teil sehr selten gezeigte Werke des Expressionisten versammelt. Ein packender Malereidialog über vier Jahrhunderte.
Termin: Musée d'Unterlinden, Colmar.
8. Oktober bis 30. Januar 2017.
Mo, Mi bis So 10–18, Do 10–20 Uhr. von Dietrich Roeschmann
Einer, den die Bildgewalt Grünewalds sein ganzes Leben nicht mehr losließ und dessen eigenwillige malerische Sprache des Leidens zu einer unerschöpflichen Inspirationsquelle für sein eigenes Schaffen wurde, war Otto Dix (1891-1969). Schon vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs kannte und zitierte der junge Maler zentrale Szenen des in der Kunstwissenschaft erst seit kurzem bekannten Altars. Später, als Dix in Bildern wie dem heute verschollenen "Schützengraben" (1920-1923) oder dem Triptychon "Der Krieg" (1929-1932) seine Eindrücke von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs verarbeitete, nannten die Menschen ihn auch schon mal "den neuen Grünewald". Wie intensiv sich Otto Dix mit diesem Hauptwerk des alten Meisters beschäftigte, das die Deutschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mitunter gar als Sinnbild ihrer eigenen Kriegserfahrung deuteten, zeigt nun eine Ausstellung in Colmar, die mehr als 100, zum Teil sehr selten gezeigte Werke des Expressionisten versammelt. Ein packender Malereidialog über vier Jahrhunderte.
Termin: Musée d'Unterlinden, Colmar.
8. Oktober bis 30. Januar 2017.
Mo, Mi bis So 10–18, Do 10–20 Uhr. von Dietrich Roeschmann
am
Fr, 07. Oktober 2016