Reduktion auf den Scherzkeks

DOKU: "... Spencer".

Pünktlich zur Schwimm-WM würdigt die Doku von Karl-Martin Pold einen der bekanntesten Schwimmer Italiens: Carlo Pedersoli, besser bekannt unter seinem Schauspielpseudonym Bud Spencer. Die verspielte biografische Suche nach dem Leben des ewig unterschätzten und mittlerweile verstorbenen Trash-Stars (1929-2016) gefällt sich selbst zu sehr in der Kopie von Slang, Gestus und Dramaturgie der Bud Spencer und Terence Hill-Filme.

Marcus lebt inmitten seiner Devotionalien als leidenschaftlicher Spencer-Fan. Er erzählt, wie er nach einem Genickbruch bettlägerig vor allem Spencer- und Hill-Filme gesehen hat. Und dankt Pedersoli, dass er mittlerweile wieder gehen kann. Jorgo, der andere Held dieses Films, ist blind, was die Würdigung von Pedersoli auf eine Tonspur mit wahrscheinlich mäßig übersetzten Texten reduziert. Auf der Reise nach Italien gibt es am laufenden Kilometer krampfhaft komische Szenen, in denen die beiden kopierte Sprüche klopfen. Den Kommentar gibt die deutsche Stimme von Terence Hill, samt typisch flapsigem Tonfall. Untergemischt sind passende Ausschnitte aus den Filmen.

Das weitere Leben von Pedersoli als Schriftsteller, elffacher italienischer Schwimmchampion, zweifacher Olympiateilnehmer, Wasserballeuropameister, Sänger, Komponist, Pilot, Flugunternehmer, Modedesigner, Fabrikant, Drehbuchautor, Produzent und nicht zuletzt Erfinder einer Art Einwegzahnbürste kommt in "Sie nannten ihn Spencer" so gut wie nicht vor. Dementsprechend treffen die Scherzkekse ihr Idol erst mal nicht – im Geiste des sympathischen Scheiterns ihrer Vorbilder. Untergemischt sind Interviews mit Zeitgenossen und Hill selbst. Der Film geht begeistert dem Ausmaß dieses speziellen Fantums nach, ohne mal von außen auf das Phänomen zu blicken. Bis zum letztendlich eher peinlichen als rührenden Treffen mit einem alten Mann und Verständigungsschwierigkeiten geriet die Doku selbstverliebt – und viel zu lang. (Läuft in Freiburg, ab 0)
von ghj
am Do, 27. Juli 2017

Badens beste Erlebnisse