Renaissance einer Romantikerin

KUNST UND LEBEN: Michael Klett über ein romantisches Konzertprogramm und die Freuden des Musizierens im Ortenau-Orchester.

OFFENBURG. Am Sonntag, 15. März, wird das Ortenau-Orchester bei seinem Frühjahrskonzert ein Romantik-Programm anbieten, unter anderem mit den "Hebriden" von Mendelssohn und Robert Schumanns Cello-Konzert, opus 129. Solist ist dabei eine hauseigene Kraft, der Cellist Matthias Wiemer.

"Er war viele Jahre als professioneller Musiker unterwegs, studierte in Stuttgart bei Peter Buck, Cellist und Mitgründer des Melos-Quartetts", erläutert Michael Klett, Konzertmeister des Ortenau-Orchesters. Buck unterrichtet im Brotberuf am Ausbildungzentrum für Physiotherapie in Willstätt-Eckartsweier. Als er in die Ortenau zog, suchte er eine Möglichkeit, seiner Cello-Leidenschaft nachzugehen – und fand das Ortenau-Orchester.

Für Michael Klett ist das eine exemplarische Geschichte. "Es zeigt, dass ein als Verein geführtes Orchester hier in der Region seine Berechtigung hat." Er empfinde das Ortenau-Orchester nicht als Konkurrenz zu den Offenburger Orchestern Philharmonie am Forum und Concertino, sondern als Ergänzung. Seit viereinhalb Jahren ist er Mitglied, seit kurzem auch Erster Vorsitzender. "Wir haben festgestellt, dass wir für etliche Musiker im Hobby- und professionellen Bereich das richtige Orchester sind." Über die Querelen nach dem Weggang von Dirigent Hans-Michael Vollhardt will Klett nicht sprechen. Er habe nur die Schlussphase davon miterlebt. Mittlerweile habe das Orchester neue junge Mitglieder gewonnen. Klett: "Viele von ihnen sind Studenten am Conservatoire de Strasbourg. Die wollen spielen und Orchesterpraxis sammeln." Für die "Alteingesessenen" sei das eine Herausforderung, die gern angenommen werde. Wenn man mit einem jungen Könner am Pult sitze, sei das eben auch ein Ansporn.

Was ihm wichtig ist: Dass man die Konzerte mit den hauseigenen Kräften bewältigt. "Da und dort eine Aushilfe, falls jemand nicht kann – das ist in Ordnung. Aber nicht die Aushilfen als Korsettstangen, und der Rest fiedelt mit." Mittlerweile schaffe man das gut. Dass er sich für das Ortenau-Orchester ehrenamtlich engagiere hänge mit seiner Vergangenheit zusammen, sagt der in Oppenau aufgewachsene Geiger. Das Ortenau-Orchester sei als Zusammenschluss von Musikern aus Oberkirch und Offenburg entstanden. Klett: "Im Renchtal gab es gab damals nicht viele Möglichkeiten, ein sinfonisches Orchester live zu hören." Das Ortenau-Orchester habe ihn als jungen Musikfan in Sachen Klassik "sozialisiert".

Bekanntlich arbeitet das Orchester inzwischen mit wechselnden Dirigenten. Das habe sich so entwickelt, es habe Vorteile. "Jeder Dirigent hat seine Vorlieben und seine besondere Herangehensweise. Für uns im Orchester ist das spannend." Es erfordere jedoch eine langfristige Terminplanung. Schwierigkeiten, den Dirigenten für die nächsten Konzerte zu finden? "Nein, überhaupt nicht", sagt Michael Klett. "Wir haben gute Kontakte, es ergibt sich immer etwas."

Das jeweilige Programm orientiere sich an den Möglichkeiten des Orchesters und den Impulsen des Dirigenten: "Es kommen von beiden Seiten Vorschläge", erläutert Klett. Als klar war, es werde ein Romantikprogramm geben, machte Dirigent Klaus Kunzmann den Vorschlag, eine Sinfonie der französischen Romantik-Komponistin Luise Farrenc zu spielen, einer Zeitgenossin von Schumann. Deren Werke erlebten derzeit in Frankreich eine Renaissance. Es sei richtig schöne Musik, sagt Klett: "Wir versuchen, dem Publikum in einer guten Mischung mit Bekanntem auch Neues zu bieten, schöne Werke, die sich entdecken lassen."
Konzert am Sonntag, 15. März, 19 Uhr, Reithalle: Werke von Mendelssohn-Bartholdy (Ouvertüre "Die Hebriden"), Schumann (Cello-Konzert a-Moll, opus 129) und Luise Dumont Farrenc (Sinfonie Nr. 2 in D-Dur, op. 35, von 1845), Vorverkauf über http://www.ortenaukultur.de Reservierungen: Bürgerbüro Offenburg, Tel. 0781-82 20 00.
von rob
am Fr, 20. Februar 2015

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