Musik zwischen Ruinen

Römervilla in Grenzach-Wyhlen

Musik in Ruinen, Mitmachführungen für Kinder: Geheimtipp in Grenzach-Wyhlen .

Musik in römischen Ruinen ist in der Regio nichts Besonderes mehr, seit das Lörracher Stimmen-Festival regelmäßig im Amphitheater der Augusta Raurica zu Besuch ist. Ein Amphitheater hat die benachbarte Gemeinde Grenzach-Wyhlen nicht zu bieten, dafür eine römische Villa – und auch in deren zwei Meter hohen Lehmziegelmauern lässt es sich gut musizieren. Ein Geheimtipp (noch) jenseits der Touristenströme.


Die kurzen Öffnungszeiten mittwochs und sonntags seien noch ein Problem, sagt Helmut Bauckner, Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen. Der Verein pflegt das Regionalmuseum Römervilla im Ortsteil Grenzach, das erstaunlich gut erhaltene Grundmauern eines einstigen Landhauses beherbergt. Dieses Landhaus gehörte vermutlich einst einem gewissen Carantius aus der Blütezeit der wenige Kilometer entfernten Augusta Raurica. Dieser Gutsherr gab dem Ort Grenzach ("Carantiacum") seinen Namen.

Vor 30 Jahren konnten die schon länger bekannten Ruinen bei Bauarbeiten freigelegt werden; und der Verein für Heimatgeschichte, mit heute rund 800 Mitgliedern nach dem Sportverein der größte im Dorf, setzte sich vehement für ihren Erhalt ein. Die damals "nur" 180 Vereinsmitglieder brachten durch Spenden die Hälfte der 500 000 Mark Baukosten für das Gebäude, das über den Ruinen errichtet wurde, selbst auf. Ein großer Coup für den Verein. Die "Römervilla" ist bis heute das einzige Museum seiner Art im Landkreis Lörrach.

Trotz der heute großen Mitgliederzahl ist es für den Verein schwer, Leute zu finden, die sich mehrere Stunden an die Kasse setzen, denn die Besucher kommen in das kleine Museum in recht unterschiedlicher Frequenz. Manchmal ist Bauckner aber auch nur zufällig im Museum, wenn ein interessierter Tourist oder Einheimischer vorbeischaut; dann öffnet er eben auch außerhalb der Öffnungszeiten die Türe. Jetzt, wo die Grenzacher Römervilla vor wenigen Wochen offizieller Startpunkt sowohl für den Römerradweg als auch für das Markgräfler Wiiwegli geworden ist, hofft Bauckner auf mehr Gäste.

Denn der Verein tut einiges, um sein Museum attraktiv zu halten. Vor fünf Jahren konzipierte Bauckner in Zusammenarbeit mit einem Basler Atelier den Aufbau des Museums neu; rund 30 000 Euro ließ sich der Verein die Modernisierung kosten. Vor allem Schulklassen kommen regelmäßig und dürfen zuschauen, wie Ziegeldächer gedeckt werden, erleben, wie ein Flaschenzug funktioniert, und raten, warum der Mann auf dem Wandmosaik außer Speer und Schild nichts auf dem Leibe trägt.

Und dann gibt es noch die jährlich rund 20 Musikveranstaltungen des Vereins, von denen einige auch in der Römervilla stattfinden. Klassik, Jazz, Lautenmusik des Spätmittelalters und Ethnomusik erfüllten bereits die 2000 Jahre alten Grundmauern – bis zu 100 Zuhörer finden zwischen den Ruinen Platz. Ergänzt werden die Musikveranstaltungen durch Vorträge, Ausstellungen und Führungen. Insgesamt werden sie verteilt auf die Kirchen in Grenzach-Wyhlen sowie das historische Veranstaltungsgebäude Zehnthaus und das Kloster Himmelpforte in Wyhlen. Viele der Veranstaltungen sind kostenlos.

Dieses musikalische Engagement, das weder für ein Geschichtsmuseum noch für einen Geschichtsverein selbstverständlich ist, verdankt Grenzach-Wyhlen vor allem dem musikbegeisterten Vorsitzenden, der selbst als Laie Geige spielt: "Ich dachte mir schon beim Bau des Museums: Mensch, Jazz-Konzerte hier in den Ruinen wären super", erzählt Bauckner. Durch den Einsatz des Vereins bekomme Grenzach-Wyhlen Veranstaltungen, wie es kaum eine Gemeinde mit nur 14 000 Einwohnern habe, sagt Bauckner stolz.



von Boris Burkhardt
am Fr, 08. Juli 2016

VERANSTALTUNGEN (AUSWAHL):

So, 24. Juli, 11.15 Uhr
Jazz in der Römervilla mit Lukas

Roos und Henning Kurz
So, 28. August, 19.30 Uhr
Führung durch die Himmelspforte mit Musik (Cyprian Kohut spielt
Bach-Solosuiten für Cello)
So, 11. September, 11.15 Uhr Matinee mit einer armenischen Sängerin aus Aleppo in der Römervilla
Mi, 5. Oktober, 19.30 Uhr
Markgräfler Musikherbst mit dem Leipziger Streichquartett in der
Evangelischen Kirche Grenzach
So, 23. Oktober, 16 Uhr

"Kaffeekantate" von Bach im Haus der Begegnung Grenzach-Wyhlen
http://www.vfhg-grenzach-wyhlen.de

 

Autor: bz

Badens beste Erlebnisse