Frustabbau
Rustikaler Freizeitspaß: Axtwerfen
Endlich, Freitagabend. Tschüss Büro, hallo Wochenende. Zeit, die Arbeitswoche abzustreifen wie ein Paar getragene Socken und Zeit für einen Mädelsabend. Der soll in Basel stattfinden, Stressbewältigung durch Aktivität lautet die Devise. Doch Entspannung finden wir nicht etwa bei Shoppen, Sekt oder Sauna. Der neueste Hype heißt Urban Axe Throwing. Oder auf gut Deutsch, frei übersetzt: Axtwerfen gegen Frust und zum Spaß.
Um den Holzfäller in sich zu wecken, geht’s nicht in den Wald, sondern ab in den Keller. Dort, im Hinterhaus des Basler Stellwerks, hat der Herr der Äxte, Daniel Ackermann, "ein Wohnzimmer im Wald", wie er es nennt, eingerichtet. Und tatsächlich: Beim Eintreten in die Axtbude riecht es nicht – das Klischee lässt grüßen – nach Männerschweiß und Testosteron, vielmehr kriecht ein herrlich holziger Geruch in die Nase.
Auf die Idee mit dem rustikalen Freizeitspaß kam Sportwissenschaftler Ackermann während der Recherchen für eine Freizeit-Duell-Arena, und stieß auf das Axtwerfen als ein mögliches Spiel. Speziell in Kanada ist die Sportart im Aufwind und längst schwappte die Welle auch nach Europa. In London hat Ackermann es ausprobiert, war begeistert und richtete die Axtbude in Basel ein – mit Erfolg. "Die Leute finden etwas, was sie noch nicht erlebt haben, was gesellig ist, Spaß macht und trotzdem Wettkampfcharakter hat. Und alle haben ein Lachen im Gesicht, spätestens, wenn die Axt steckt", erzählt er.
Und steckenbleiben soll sie auch bei uns, die Klinge. Doch dazu braucht es erst eine Holzfällerkluft, denn es waren schließlich die kanadischen und skandinavischen Waldarbeiter, die fernab von zu Hause das Axtwerfen als Freizeitbeschäftigung erfanden. Um in Stimmung zu kommen, gibt es in der Axtbude die Holzfällerhemden zum Überstreifen und so ausstaffiert schreiten wir zur Einweisung. Auf dem Hackklotz steht das Werkzeug bereit, etwa 900 Gramm schwere Forstäxte mit schicken Klingen in Rot und Blau. Doch Obacht, "die Dinger sind scharf", warnt Ackermann und zeigt, dass sich die Axt einmal drehen und dann bestenfalls, ähnlich wie beim Dart, in der Mitte der Holzscheiben stecken bleiben soll, "und zwar spitzig." Damit die Drehung klappt, braucht es vier Meter Distanz. Der Trainer führt die Technik vor und mit einem saftigen "Wumm" steckt die Axt mittig in der Zielscheibe.
Okay, los geht’s, kann ja nicht so schwer sein: Zielen, über den Kopf ausholen, loslassen und... Klong macht’s, nicht Wumm. Nochmal, wieder klongt’s. Der Trainer gibt Tipps, redet von Gewichtsverlagerung, gerader Achse und dem Impuls nach vorne; es brauche Übung, Übung, Übung. Wir probieren wieder und wieder, zielen, werfen, schwitzen, bis er endlich kommt, der erste Wumm und die Axt steckenbleibt – das tut sie dann immer öfter: Ärger mit der Chefin oder dem Kollegen? Zack, nimm das. Frustriert über die Mathenote des Kindes? Schon fliegt die Axt. Ein überflüssiger Streit mit dem Lieblingsonkel? Darauf einen Wurf – es wirkt, wir werden locker.
Es gibt verschiedene Techniken, lernen wir, ein-, zweihändig und Turniere, bei denen die Punkte zählen. Doch Gewinner sind irgendwie alle, wie das fette Grinsen beweist, dass sich mittlerweile bei jeder breitgemacht hat.
Nun sind wir bereit zur Königskür, zu den Trickshots: Die Klinge zeigt Richtung Gesicht, landet zum Glück aber nicht dort, sondern auf der Scheibe. Bestenfalls. Lässig ist auch die Variante, bei der die Finger locker den Stiel umfassen und die Axt von unten nach oben fliegt. Oder der blinde Wurf, mit dem Rücken zur Scheibe. Wir werfen und werfen, vergessen Zeit und Frust.
Übrigens ist auch Deutschland längst im Axtfieber: Es gibt schon die Bundesliga im Doppelaxtwerfen mit süddeutschen Vereinen und die Weltmeisterin von 2017 kommt aus Rippolingen. Wir bleiben dran, Wumm, Klong, Wumm.
Weitere Infos: Axt Bude Basel, Stellwerk Bahnhof St. Johann, Vogesenplatz 1; Kosten pro Person: Do, Fr, Sa 29 CHF für 90 Minuten Axtwerfen inkl. Einführung, Turnier und Trickshots; Afterwork-
Turnier Mi 18–20 Uhr, 20 CHF; Infos und Anmeldung: http://www.axtbude.ch von Anita Fertl
Um den Holzfäller in sich zu wecken, geht’s nicht in den Wald, sondern ab in den Keller. Dort, im Hinterhaus des Basler Stellwerks, hat der Herr der Äxte, Daniel Ackermann, "ein Wohnzimmer im Wald", wie er es nennt, eingerichtet. Und tatsächlich: Beim Eintreten in die Axtbude riecht es nicht – das Klischee lässt grüßen – nach Männerschweiß und Testosteron, vielmehr kriecht ein herrlich holziger Geruch in die Nase.
Auf die Idee mit dem rustikalen Freizeitspaß kam Sportwissenschaftler Ackermann während der Recherchen für eine Freizeit-Duell-Arena, und stieß auf das Axtwerfen als ein mögliches Spiel. Speziell in Kanada ist die Sportart im Aufwind und längst schwappte die Welle auch nach Europa. In London hat Ackermann es ausprobiert, war begeistert und richtete die Axtbude in Basel ein – mit Erfolg. "Die Leute finden etwas, was sie noch nicht erlebt haben, was gesellig ist, Spaß macht und trotzdem Wettkampfcharakter hat. Und alle haben ein Lachen im Gesicht, spätestens, wenn die Axt steckt", erzählt er.
Und steckenbleiben soll sie auch bei uns, die Klinge. Doch dazu braucht es erst eine Holzfällerkluft, denn es waren schließlich die kanadischen und skandinavischen Waldarbeiter, die fernab von zu Hause das Axtwerfen als Freizeitbeschäftigung erfanden. Um in Stimmung zu kommen, gibt es in der Axtbude die Holzfällerhemden zum Überstreifen und so ausstaffiert schreiten wir zur Einweisung. Auf dem Hackklotz steht das Werkzeug bereit, etwa 900 Gramm schwere Forstäxte mit schicken Klingen in Rot und Blau. Doch Obacht, "die Dinger sind scharf", warnt Ackermann und zeigt, dass sich die Axt einmal drehen und dann bestenfalls, ähnlich wie beim Dart, in der Mitte der Holzscheiben stecken bleiben soll, "und zwar spitzig." Damit die Drehung klappt, braucht es vier Meter Distanz. Der Trainer führt die Technik vor und mit einem saftigen "Wumm" steckt die Axt mittig in der Zielscheibe.
Okay, los geht’s, kann ja nicht so schwer sein: Zielen, über den Kopf ausholen, loslassen und... Klong macht’s, nicht Wumm. Nochmal, wieder klongt’s. Der Trainer gibt Tipps, redet von Gewichtsverlagerung, gerader Achse und dem Impuls nach vorne; es brauche Übung, Übung, Übung. Wir probieren wieder und wieder, zielen, werfen, schwitzen, bis er endlich kommt, der erste Wumm und die Axt steckenbleibt – das tut sie dann immer öfter: Ärger mit der Chefin oder dem Kollegen? Zack, nimm das. Frustriert über die Mathenote des Kindes? Schon fliegt die Axt. Ein überflüssiger Streit mit dem Lieblingsonkel? Darauf einen Wurf – es wirkt, wir werden locker.
Es gibt verschiedene Techniken, lernen wir, ein-, zweihändig und Turniere, bei denen die Punkte zählen. Doch Gewinner sind irgendwie alle, wie das fette Grinsen beweist, dass sich mittlerweile bei jeder breitgemacht hat.
Nun sind wir bereit zur Königskür, zu den Trickshots: Die Klinge zeigt Richtung Gesicht, landet zum Glück aber nicht dort, sondern auf der Scheibe. Bestenfalls. Lässig ist auch die Variante, bei der die Finger locker den Stiel umfassen und die Axt von unten nach oben fliegt. Oder der blinde Wurf, mit dem Rücken zur Scheibe. Wir werfen und werfen, vergessen Zeit und Frust.
Übrigens ist auch Deutschland längst im Axtfieber: Es gibt schon die Bundesliga im Doppelaxtwerfen mit süddeutschen Vereinen und die Weltmeisterin von 2017 kommt aus Rippolingen. Wir bleiben dran, Wumm, Klong, Wumm.
Weitere Infos: Axt Bude Basel, Stellwerk Bahnhof St. Johann, Vogesenplatz 1; Kosten pro Person: Do, Fr, Sa 29 CHF für 90 Minuten Axtwerfen inkl. Einführung, Turnier und Trickshots; Afterwork-
Turnier Mi 18–20 Uhr, 20 CHF; Infos und Anmeldung: http://www.axtbude.ch von Anita Fertl
am
Fr, 10. Mai 2019