"Schlachthof 5": Kriegstrauma und Komik

Claudia und Monika Wiedemer.

OFFENBURG (BZ). "Ich hätte nie gedacht, dass man diesen phantastischen Text auf die Bühne bringen kann", urteilte ein Berliner Zuschauer nach der Aufführung von "Schlachthof 5" im Deutschen Theater. Das im "Theater unter dem Dach" von Regisseurin Wenke Hardt mit den Schauspielerinnen Claudia und Monika Wiedemer erarbeitete Stück ist außer in Berlin auch in Nürnberg, Hamburg und Saarbrücken gezeigt worden, hat dort begeistert und berührt. Jetzt kommt es in die Heimatstadt der Schwestern Claudia und Monika Wiedemer. Am 27. und 28. Oktober ist es im Offenburger Salmen, Lange Straße 52, zu erleben.

Kurt Vonnegut ist ein wichtiger US-Autor. Sein Thema – Bewältigung eines Kriegstraumas beschäftigt nach Vietnam, Irak und Afghanistan nun schon die dritte Generation. In brillanten Einfällen hält er nicht nur Rückschau, sondern versetzt setzt seinen Helden in die Zukunft, ins All und spart nicht mit Komik, denn "das Lachen muss an die Stelle des Weinens treten: Für Tragik ist alles zu banal."

Sein Held, ein amerikanischer GI, Billy Pilgrim, gerät in den Ardennen 1944 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er ins Lager "Schlachthof 5" verlegt, in einen weißgekachelten Raum, wo früher die Schweine auf ihre Schlachtung warteten. Den Dresdener Feuersturm des 13. Februar 1945 überlebt er im Tiefkeller, kann aber das Trauma der ausgebrannten Stadt mit den zusammengeschnurrten Leichen nicht bewältigen und flieht in außerirdische Traumwelten. Das ist Vonneguts eigene Geschichte, aber er lässt sie von Billy Pilgrim erzählen. Der ist "ein unterbelichteter Collegeboy, sieht nicht aus wie ein Soldat, eher wie ein schmutziger Flamingo", so Regisseurin Wenke Hardt.

Claudia und Monika Wiedemer zeigen die verrückte Identität des Billy Pilgrim in einem virtuosen, makaber grotesken Dialog. In weißen Overalls erscheinen sie nicht wie Soldaten, sondern wie Patienten. Ein Stück voller bizarrer Wendungen, Brüche und Humor. Die Schauspielerinnen beantworten nach der Vorstellung Fragen aus dem Publikum. Sie wünschen sich Theaterbegeisterte jenseits aller Sehgewohnheiten, Schüler und Lehrer.

Tickets im Bürgerbüro, Fischmarkt 2, oder kulturbuero-offenburg.de
von bz
am Fr, 23. Oktober 2015

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