Jardin des Papillons exotique

Schmetterlingsgarten Hunawihr

Tropische Temperaturen und viele bunte Schmetterlinge:    Im Jardin des Papillons exotique im Elsass.

Leuchtend blaue Schmetterlinge flattern über unsere Köpfe hinweg. Jeder Flügel ist so groß wie eine Kinderhand. Die feuchtwarme Luft der Tropen raubt uns beim Eintreten in den Jardin des Papillons exotiques im elsässischen Hunawihr den Atem. Schließlich kommen wir aus der Kälte des europäischen Frühlings und müssen erstmal aus unseren dicken Jacken raus. Aber es gibt so viel zu sehen, dass die Kinder sofort losstürmen wollen. Auf einem Teller hat jemand Bananen der Länge nach aufgeschnitten. Das scheint der Schmetterlinge Leibspeise zu sein: Gleich fünf haben sich darauf niedergelassen. Grün, gelb, orange leuchten sie, feinste Muster zieren ihre Flügel.

Dabei waren wir beim Betreten des kleinen Areals des Schmetterlingsgartens erst fast enttäuscht gewesen, schließlich hatte uns die Dame an der Kasse zunächst in ein großes kahles Zelt gewiesen. Viele Stühle, eine Leinwand. Dort sollten wir uns die Metamorphose der Raupe zum Tag- oder Nachtfalter ansehen. Na gut, wenn’s sein muss, dachten wir. Und sind dann doch gleich gebannt von den Filmaufnahmen. Wir sehen Züchterfamilien in Afrika, Asien und Amerika, die die Puppen von Tagfaltern und die Kokons von Nachfaltern vorsichtig in Kartons packen, die 24 bis 48 Stunden später im Elsass wieder ans Licht geholt werden. Wir sehen auch, wie sich ein Nachtfalter mühevoll aus seinem Kokon zwängt. Die Flügel hängen wie zusammengefaltet schlaff am Körper herab. Bis der Falter sie immer mehr aufbreitet, indem er Blut in die noch leeren Adern pumpt.

Ratzfatz verschlingt die Raupe ein großes Blatt

Die Kinder sind begeistert. Dank deutscher Untertitel kann Mama alles erklären, was im Film zu sehen ist. In der ursprünglichen Heimat legen die Weibchen die Eier auch auf Bananenstauden ab, damit die Raupen nach dem Schlüpfen direkt zuschlagen können. Es geht ratzfatz, dass eine kleine Raupe enorme Mengen eines Blattes abraspelt und verschlingt. Kein Wunder, dass eine Raupe vom Tag des Schlüpfens bis zum Verpuppen um das fünfzehnfache wächst – und auch als Schädling angesehen wird. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die sich ausbreitende Landwirtschaft und der kleiner werdende Lebensraum führen dazu, dass immer mehr Schmetterlingsarten vom Aussterben bedroht sind. Die Betreiber des Jardin des Papillons sehen sich deshalb auch als Schützer der Schmetterlinge.

Wir wollen die kleinen und großen Flatterlinge nun aber leibhaftig sehen und gehen ins Gewächshaus. Dort fliegen uns nicht nur die wunderschönsten Arten um die Köpfe, dort können wir auch das spektakuläre Schlüpfen der Schmetterlinge live beobachten. In Schlüpfkästen hängen die Puppen und Kokons Seite an Seite, von den Biologen des Schmetterlingsgartens vorsichtig an Stäben befestigt, um die zarten Hüllen nicht zu beschädigen. Aus einem Kokon schaut ein winziges Stück eines Schmetterlingskörpers heraus, beim nächsten sind die noch leblosen Flügel zu sehen, ein dritter ist gerade dabei, sein Flügelpaar auszubreiten. Und wir entdecken einen Schmetterling, dessen Flügelenden aussehen wie zwei Schlangenköpfe. Mimikry, lernen die Kinder, heißt diese Kunst der Tarnung, um Fressfeinde abzuwehren.

Neben dem Schlüpfkasten entdecken wir auf dem Boden einen tellergroßen graublauen Nachtfalter. "Ist der schon alt, muss der bald sterben?", wollen die Kinder wissen. Denn auch das haben wir im Film gelernt: Die Lebensphase als Schmetterling ist oft sehr kurz, manchmal dauert sie nur 15 Tage.

Die leuchtend blauen Schmetterlinge aber sind quicklebendig und so schnell, dass man sich wünschte, sie würden einmal auf einer Blüte Platz nehmen. Dort aber sucht gerade nur ein Schönling nach Nahrung, dessen Flügel einem Eulenauge zum Verwechseln gleicht. Nun hebt er sich in die Lüfte und – "Schau, schau! Der ist ja auf der Oberseite blau", ruft die Siebenjährige. Tatsächlich: Der Eulenfalter und die wunderschönen Blauen sind ein und die selbe Art. Auch uns weiß der Schmetterling also zu täuschen.

Weiter geht es durch die tropische Pflanzenwelt hin zu den Terrarien. Langsam über Äste kletternd nähert sich ein Chamäleon der Scheibe, hinter der wir uns die Nase platt drücken. Verfärbt es sich? Wie funktioniert das? Wir merken, dass das so langsam vonstatten geht, dass wir es kaum wahrnehmen. Aber ohne Zweifel war das Chamäleon, als es im dichten Blattwerk saß, grün und hat nun auf dem kahlen Ast eine rotbraune Färbung angenommen.

Betört von der Schönheit der Schmetterlinge und der Eleganz der Chamäleons verlassen wir nach eineinhalb Stunden dieses kleine tropische Reich. Jetzt brauchen die Kinder Auslauf: zu finden auf den Wanderwegen am Rande der Vogesen oder aber im direkt nebenan liegenden Naturoparc mit Störchen und Fischottern. Wegen seiner geringen Größe macht es durchaus Sinn, einen Ausflug zum Schmetterlingsgarten mit einem weiteren Programmpunkt zu verbinden.

Weitere Infos: Eintritt: 8 Euro, Kinder ab 5 Jahren: 5,50 Euro
Geöffnet: April bis Sept.: 10-18 Uhr, März, Okt., Nov.: 10-17 Uhr;
Anfahrt: Autobahnausfahrt Riegel, bei Sasbach-Marckolsheim den Rhein überqueren, dann Richtung Ribeauvillé fahren. Bei Ribeauvillé die Route du vin nach Süden in Richtung Hunawihr nehmen; Infos im Internet:

http://www.jardinsdespapillons.fr/de/
von Silke Kohlmann
am Fr, 13. April 2018

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