Selbstversuch
Seensucht nach mehr: Stand Up Paddling am Opfinger See in Freiburg
Wind ist aufgekommen, am Himmel tanzen grauweiße Watteschafe und der See kräuselt sich, als ob es ihn an diesem Sommernachmittag doch ein wenig fröstelte. Das Thermometer schwankt irgendwo zwischen 17 und 20 Grad Celsius. Perfekte Bedingungen. Nur wenige Menschen liegen am Ufer, kaum jemand schwimmt. Je weniger Zuschauer desto besser, denkt sich die Anfängerin.
Stand Up Paddling (kurz: SUP) ist unser Mutter-Tochter-Plan für heute – also auf einem Board stehend über den See paddeln, ein Trendsport, der immer beliebter wird, auch in Südbaden.
Von wem einst die Idee stammte, sich auf solch ein wackliges Brett zu stellen, um sich paddelnd auf dem Wasser fortzubewegen, ist unklar. Der Ansatz ist nicht grundsätzlich neu. Polynesische Fischer vor Tahiti nutzen Kanus gerne stehend, in Asien sind noch immer Ein-Mann-Bambusflöße im Einsatz, ist auf Wikipedia zu lesen, und vermutlich waren es Surflehrer, die auf Hawaii so ihre Schüler besser im Blick behalten wollten.
Egal. Jedenfalls sieht das auf Youtube-Videos bei strahlendem Sonnenschein und in kristallklaren Wow-Gewässern alles ziemlich lässig-leicht aus, hip und frei, findet wohl die zwölfjährige Tochter. Die mütterliche Realität mit Mitte 40 in diesem Moment: Joah, schau’n mer mal. Selbst die Miene des Opfinger Sees in Freiburg scheint sich skeptisch zu verdunkeln. Der Wind bläst kühl. Ins Schwitzen kommen wir trotzdem schnell. Denn als Erstes heißt es für alle: Ran an die Arbeit, um zwei Boards von Hand aufzupumpen.
Myriam Eismann (43) hat für unseren Selbstversuch mehrere Modelle mitgebracht. Zwei aufblasbare, also recht stabil im Wasser liegende. Aber auch ein schmuckes Hardboard aus einer Carbon-Fiberglas-Holz-Konstruktion. Das edle Stück hat Myriam Eismann, Designerin, zusammen mit ihrer Partnerin Anne van Roode, zuständig für Produktion und Qualitätsmanagement, selbst entworfen.
Es gibt in der Region verschiedene Möglichkeiten Stand Up Paddling (SUP) auszuprobieren – oder Boards zu kaufen.
SUP-Board-Verleih & Touren:
Aloha Center, Freiburg: alohacenter.de
Action Forest, Titisee: action-forest-sup.de
Wildsport Tours, Neuenburg: wildsport-tours.de
Rafftaff, Schluchsee: rafftaff.de
Am Windgfällweiher: strandbad-windgfaellweiher.de
SUP-Boards kaufen:
Spezialgeschäft für SUP, Kajak, Surfski & Co.: liteventure.de
Red Dot Design Award Gewinner: liteventure-sup.com
Im Sporthandel zum Beispiel bei:
sport-kiefer.de, intersport.de, aloha-center.de
Die Zwei haben sich mit Leidenschaft dem Wassersport verschrieben, seit drei Jahren gibt es ihren Shop Lite Venture, inzwischen mit Sitz in Sulzburg, wo sie Kajaks, Surfski, SUP-Boards & Co. verkaufen – letzteres auch mit eigenen Produktlinien. Früh wuchs der Wunsch, selbst das perfekte Board zu entwerfen. An dem haben sie zwei Jahre getüftelt. Im Januar 2020 kam es auf den Markt – und wurde auf Anhieb mit dem begehrten Red Dot Design Award ausgezeichnet.Was der Jury, besonders gefiel, die den Preis für gelungenes Produktdesign unter tausenden von Einsendungen in verschiedenen Kategorien vergibt: "Dieses Stand-up-Paddleboard besticht durch ein ausgesucht ästhetisches Design, das dank sorgfältiger Fertigung zudem sehr gute Gebrauchseigenschaften aufweist", heißt es in der Begründung.
Für uns heißt’s jetzt Schwimmweste an, Boards vom Parkplatz zum See schleppen, rein ins Wasser und rauf aufs Brett, erstmal auf Knien sitzend. Uups, das schwankt aber doch merklich. Also vorsichtig ausbalancieren, keine ruckartigen Bewegungen. Die ersten Paddelschläge sind noch etwas unbeholfen, doch schon bald steigt das Vertrauen in Board und Balance, Wasser, Wind und Wellen. Langsam entfernen wir uns vom Ufer, ziehen das Paddel sanft durchs Wasser, kommen mit jedem Zug weiter hinaus. Ein kurzer Blick zur Tochter: Mit strahlendem Gesicht steht sie bereits mutig aufrecht. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen – und versuche ebenfalls aufzustehen. Es gelingt mir zwar, aber die Oberschenkel fühlen sich in kürzester Zeit wie Wackelpudding an. Je weiter wir hinausfahren, desto stärker spüren wir den Wind. Die eigentlich harmlos wirkenden Babywellen bremsen uns merklich aus, bringen mich ins Schwanken. Zu kalt für ein unfreiwilliges Bad – da setze ich mich lieber wieder hin.
Wir üben das Wenden durch eine einseitige Rückwärtsbewegung des Paddels, es klappt! Unbeeindruckt zieht eine Gruppe Blesshühner an uns vorbei.
Inzwischen klart das Wetter auf und die Sonne beginnt sich auf ihren Feierabend vorzubereiten. Der See glitzert im Gegenlicht, der Wind hat sich gelegt. Wir haben die Boards getauscht, Myriam hat mich auf ihr Siegerbrett gelassen. Im Stehen gleite ich mühelos übers Wasser, flapsch, flapsch, schmatzt das eintauchende Paddel leise. Ruhe breitet sich aus, draußen wie drinnen – die Bewegung beginnt, mich auf wunderbare Weise einzulullen. Es fehlen die Palmen der Youtube-Videos, lässig und hip sehe ich sicherlich auch nicht aus – aber da ist es, das in Corona-Zeiten so schmerzlich vermisste Gefühl: einfach frei zu sein.
Tipp für Einsteiger zu Fließgeschwindigkeiten:
Bei Unsicherheit schnellere Passagen im Kniestand passieren. Infos zu Sicherheit und Verhalten unter mehr.bz/supsafe sowie ein großer Schatz an Tourenbeschreibungen findet sich unter mehr.bz/sup-bw. Hier sind auch weitere Touren im Bereich Hochrhein und Bodensee beschrieben.
von Ronja Vattes
Wer braucht schon Publikum, um sich zu blamieren?
Stand Up Paddling (kurz: SUP) ist unser Mutter-Tochter-Plan für heute – also auf einem Board stehend über den See paddeln, ein Trendsport, der immer beliebter wird, auch in Südbaden.
Von wem einst die Idee stammte, sich auf solch ein wackliges Brett zu stellen, um sich paddelnd auf dem Wasser fortzubewegen, ist unklar. Der Ansatz ist nicht grundsätzlich neu. Polynesische Fischer vor Tahiti nutzen Kanus gerne stehend, in Asien sind noch immer Ein-Mann-Bambusflöße im Einsatz, ist auf Wikipedia zu lesen, und vermutlich waren es Surflehrer, die auf Hawaii so ihre Schüler besser im Blick behalten wollten.
Joah, schau’n mer mal...
Egal. Jedenfalls sieht das auf Youtube-Videos bei strahlendem Sonnenschein und in kristallklaren Wow-Gewässern alles ziemlich lässig-leicht aus, hip und frei, findet wohl die zwölfjährige Tochter. Die mütterliche Realität mit Mitte 40 in diesem Moment: Joah, schau’n mer mal. Selbst die Miene des Opfinger Sees in Freiburg scheint sich skeptisch zu verdunkeln. Der Wind bläst kühl. Ins Schwitzen kommen wir trotzdem schnell. Denn als Erstes heißt es für alle: Ran an die Arbeit, um zwei Boards von Hand aufzupumpen.
Zwei Frauen – und der Traum vom perfekten Board
Myriam Eismann (43) hat für unseren Selbstversuch mehrere Modelle mitgebracht. Zwei aufblasbare, also recht stabil im Wasser liegende. Aber auch ein schmuckes Hardboard aus einer Carbon-Fiberglas-Holz-Konstruktion. Das edle Stück hat Myriam Eismann, Designerin, zusammen mit ihrer Partnerin Anne van Roode, zuständig für Produktion und Qualitätsmanagement, selbst entworfen.
Stand Up Paddling (SUP)
Es gibt in der Region verschiedene Möglichkeiten Stand Up Paddling (SUP) auszuprobieren – oder Boards zu kaufen.
SUP-Board-Verleih & Touren:
Aloha Center, Freiburg: alohacenter.de
Action Forest, Titisee: action-forest-sup.de
Wildsport Tours, Neuenburg: wildsport-tours.de
Rafftaff, Schluchsee: rafftaff.de
Am Windgfällweiher: strandbad-windgfaellweiher.de
SUP-Boards kaufen:
Spezialgeschäft für SUP, Kajak, Surfski & Co.: liteventure.de
Red Dot Design Award Gewinner: liteventure-sup.com
Im Sporthandel zum Beispiel bei:
sport-kiefer.de, intersport.de, aloha-center.de
Die Zwei haben sich mit Leidenschaft dem Wassersport verschrieben, seit drei Jahren gibt es ihren Shop Lite Venture, inzwischen mit Sitz in Sulzburg, wo sie Kajaks, Surfski, SUP-Boards & Co. verkaufen – letzteres auch mit eigenen Produktlinien. Früh wuchs der Wunsch, selbst das perfekte Board zu entwerfen. An dem haben sie zwei Jahre getüftelt. Im Januar 2020 kam es auf den Markt – und wurde auf Anhieb mit dem begehrten Red Dot Design Award ausgezeichnet.Was der Jury, besonders gefiel, die den Preis für gelungenes Produktdesign unter tausenden von Einsendungen in verschiedenen Kategorien vergibt: "Dieses Stand-up-Paddleboard besticht durch ein ausgesucht ästhetisches Design, das dank sorgfältiger Fertigung zudem sehr gute Gebrauchseigenschaften aufweist", heißt es in der Begründung.
Bloß keine ruckartigen Bewegungen
Für uns heißt’s jetzt Schwimmweste an, Boards vom Parkplatz zum See schleppen, rein ins Wasser und rauf aufs Brett, erstmal auf Knien sitzend. Uups, das schwankt aber doch merklich. Also vorsichtig ausbalancieren, keine ruckartigen Bewegungen. Die ersten Paddelschläge sind noch etwas unbeholfen, doch schon bald steigt das Vertrauen in Board und Balance, Wasser, Wind und Wellen. Langsam entfernen wir uns vom Ufer, ziehen das Paddel sanft durchs Wasser, kommen mit jedem Zug weiter hinaus. Ein kurzer Blick zur Tochter: Mit strahlendem Gesicht steht sie bereits mutig aufrecht. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen – und versuche ebenfalls aufzustehen. Es gelingt mir zwar, aber die Oberschenkel fühlen sich in kürzester Zeit wie Wackelpudding an. Je weiter wir hinausfahren, desto stärker spüren wir den Wind. Die eigentlich harmlos wirkenden Babywellen bremsen uns merklich aus, bringen mich ins Schwanken. Zu kalt für ein unfreiwilliges Bad – da setze ich mich lieber wieder hin.
Wir üben das Wenden durch eine einseitige Rückwärtsbewegung des Paddels, es klappt! Unbeeindruckt zieht eine Gruppe Blesshühner an uns vorbei.
Flapsch, flapsch: Wir paddeln in den Sonnenuntergang
Inzwischen klart das Wetter auf und die Sonne beginnt sich auf ihren Feierabend vorzubereiten. Der See glitzert im Gegenlicht, der Wind hat sich gelegt. Wir haben die Boards getauscht, Myriam hat mich auf ihr Siegerbrett gelassen. Im Stehen gleite ich mühelos übers Wasser, flapsch, flapsch, schmatzt das eintauchende Paddel leise. Ruhe breitet sich aus, draußen wie drinnen – die Bewegung beginnt, mich auf wunderbare Weise einzulullen. Es fehlen die Palmen der Youtube-Videos, lässig und hip sehe ich sicherlich auch nicht aus – aber da ist es, das in Corona-Zeiten so schmerzlich vermisste Gefühl: einfach frei zu sein.
SUP-Tourentipps
- SUP auf dem See:
Vorteil: Keine Fließgeschwindigkeit, Anfahrt mit Bahn oder Pkw:
Titisee: Hier ist eine Umrundung im gemäßigtem Tempo innerhalb einer Stunde möglich. Parkplätze in Seenähe gibt es beim Kurpark bei der Badestelle; Einkehrmöglichkeit am Kiosk vom Camping Weiherhof.
Schluchsee: Mit einer Länge von 16 Kilometern ist eine Umrundung möglich, aber je nach Windverhältnissen auch anstrengender. Parkplatz mit nahem Einstieg bei Aha, dann die Wiese hinunter und dort einsetzen. Eine schöne Runde Richtung Kaiserbucht mit Einkehrmöglichkeit am Unterkrummenhof.
- SUP auf dem Fluss:
Zwei Pkw für An- und Abreise notwendig oder geführte Tour mit Rücktransport über Wildsport Tours in Neuenburg.
Rhein: Grißheim bis Breisach, 20 km, ca. 4 Stunden, mäßige Fließgeschwindigkeit, für Einsteiger geeignet. Einstieg am "Rheinufer Grißheim", Ausstieg in Breisach im Bereich Jugendherberge/ Ruderclub.
Alte Elz: von Riegel nach Herbolzheim, 13 km, ca. 3 Stunden, für Einsteiger geeignet, mäßige Fließgeschwindigkeit. Start in Riegel am Park & Ride Pendlerparkplatz, Ende in Herbolzheim. Tourenbeschreibung auf supscout.de
Bei Unsicherheit schnellere Passagen im Kniestand passieren. Infos zu Sicherheit und Verhalten unter mehr.bz/supsafe sowie ein großer Schatz an Tourenbeschreibungen findet sich unter mehr.bz/sup-bw. Hier sind auch weitere Touren im Bereich Hochrhein und Bodensee beschrieben.
am
Fr, 17. Juli 2020 um 17:42 Uhr