Ticket: Sie haben auch am Drehbuch mitgeschrieben. Wie geht man vor, wenn man sich einerseits auf den ersten Teil beziehen soll, sich andererseits aber auch etwas Neues ausdenken will?

Rogen: Wenn es um Fortsetzungen geht, denken die meisten, dass es noch größer und noch komischer zugehen muss. Unser Vorsatz war es, lass uns einen smarteren Film machen. Wir haben uns also wirklich Gedanken gemacht, welche Themen und Botschaften in die Story eingebaut werden sollen. Dass der Film darüber auch noch komisch werden würde, erhofften wir uns durch unsere Besetzung.
Ticket: Manche Witze zielen unter die Gürtellinie. Es werden sogar Teile des männlichen Geschlechts gezeigt, aber nie nackte Frauenbusen. Was ist heute in einer US-Komödie fürs Familienpublikum erlaubt?
Rogen: Wir könnten auch Nippels zeigen, was wir nicht wollen, weil Frauenbusen nicht lustig sind. Männerhoden indessen schon! In Komödien müssen Emotionen dominieren, nicht die Geilheit. Schon wenn ich als Kind Klassiker wie "Ich glaub’ mich tritt ein Pferd" oder "Caddyshack" gesehen habe, fand ich die Nacktszenen dort immer gewollt und fehl am Platz.
Ticket: Gibt es auch keine Probleme, wenn Drogen im Film zelebriert werden?
Rogen: Nein, da hatten wir bisher noch nie Schwierigkeiten.
Ticket: Wie würden Sie Ihren Humor definieren?
Rogen: Keine Ahnung, ich habe da noch nie eine Definition versucht. Wir probieren immer wieder Neues aus, weshalb der Humor in "Bad Neighbors 2" anders ist als etwa der von "Das ist das Ende". Hier geht es viel mehr um Beziehungen und um das Erwachsenwerden. Verschiedene Filme über verschiedene Themen, aber in allen gibt es stets Witze über Genitalien (lacht).
Ticket: Wären Peniswitze schon vor zehn Jahren möglich gewesen?
Rogen: Wir haben es versucht, aber keiner hat uns machen lassen.
Ticket: In einer Szene aus "Bad Neighbors" müssen Sie und Zac Efron viel nackte Haut zeigen. Empfinden Sie keinen Neid, wenn Sie neben so einen durchtrainierten Körper stehen?
Rogen: Ja, Zac hat den perfekten Body, aber ich fühle mich deshalb nicht schlecht. Denn ich kriege ja mit, wie viel Mühe und Zeit er aufbringen muss und wie enthaltsam er sein muss, um so auszusehen. So ein Leben möchte ich nicht führen. Ich mag gutes Essen und liege gern auf meinen Hintern vorm Fernseher. Ich glaube auch nicht, dass Zac viel Spaß daran hat, sich selbst so zu quälen (lacht).
Ticket: Sie können aber auch ernste Rollen spielen, wie Sie kürzlich in "Steve Jobs" gezeigt haben. Wünschten Sie sich mehr solche Angebote?
Rogen: Sicher – wenn man mich will! Auch wenn ich zwischen ernsten und komischen Rollen keinen riesen Unterschied sehe. Man könnte denken, dass komisch sein und seinen Hoden raushängen zu lassen einfach ist, aber letztlich ist es eine darstellerische Performance.
Ticket: Deshalb behaupten viele Schauspieler, dass komische Rollen für sie eine größere Herausforderung sind als ernste Rollen.
Rogen: Dem kann ich nur zustimmen! Es ist verdammt schwierig, eine gelungene Komödie auf die Beine zu stellen. Denn sie braucht alle Zutaten, die auch für ein Drama notwendig sind, und darüber hinaus muss man auch noch lustig sein. Es ist das Versprechen an den Zuschauer, dass er noch etwas Zusätzliches bekommt – und wenn das, was lustig sein soll, nicht funktioniert, ist der ganze Film dahin.

von tsc