In Renchen steht Deutschlands erstes »rezeptionshistorisches Museum«. Wer im Inneren des mustergültig restaurierten Bürgerhauses aus dem 18. Jahrhundert, dem Simplicissimus-Haus, nach Hinweisen auf den historischen Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sucht, findet sich vielleicht enttäuscht. Wer sich mittels Illustrationen aus zwei Jahrhunderten zum Lesen und Wieder-Lesen einer nicht gerade alltäglichen Lektüre anregen lassen und in der szenischen Bilderwelt des Romans spazieren gehen möchte, ist hier am rechten Ort. Am 2. Oktober 1998 wurde das Haus eröffnet, Bauherr war der lokale Förderverein Grimmelshausenfreunde e.V.; ein Amtsnachfolger des dichtenden Bürgermeisters, Klaus Brodbeck, die treibende Kraft.
Rezeptionsgeschichte statt Historie - so lässt sich das Motto des »Simpicissimus-Hauses« zusammenfassen. Mit dem Fokus auf die Gegenwartsliteratur wurde das Museum zum ersten rezeptionsgeschichtlichen Museum in Deutschland. Im 250 Jahre alten Gebäude finden wechselnde Ausstellungen mit moderner Literatur, Kunst und Musik statt. Daneben gibt es noch die Dauerausstellung um den barocken Autor Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen, der vor allem für seinen Roman »Abentheuerlicher Simplicissimus Teutsch« zur Zeit des 30jährigen Krieges bekannt ist, und der Rezeption seiner Werke bis in das 20. Jahrhundert. Darunter sind Werke von A. Paul Weber, Max Klinger, Walther Klemm, Erich Erler-Samaden, Hans Sauerbruch Joseph Hegenbarth, Max Hunziker und Axl Leskoschek. Der Dichter hatte als Schultheiß in der kleinen Gemeinde gearbeitet und die insgesamt zehn Bände über Simplicissimus verfasst.