Das Quatuor Danel spielt bei den Badenweiler Musiktagen sämtliche Beethoven-Streichquartette

Starker Ausdruckswille

Das Quatuor Danel spielt sämtliche Beethoven-Streichquartette in Badenweiler.

Alle Streichquartette von Ludwig van Beethoven gab es in Badenweiler in der Vergangenheit schon mehrfach durch das Emerson String Quartet zu hören. Zu seinem Abschied als künstlerischer Leiter der exquisiten Kammermusikreihe hat Klaus Lauer nun das belgische Quatuor Danel eingeladen, das an fünf Tagen alle sechzehn Quartette auf die Bühne bringt.

"Wir lieben es, einen gesamten Werkzyklus zu spielen. Man kann so in das Leben eines Komponisten schauen. Deshalb haben wir jetzt bei Beethoven die Werke chronologisch geordnet, um seine Entwicklung nachzuzeichnen", sagt Primarius Marc Danel. Den Beethoven-Zyklus spielen die Musiker in diesem Jahr insgesamt fünfmal. Zwei Konzertfolgen in Jerusalem und Lyon liegen schon hinter ihnen. Nach Badenweiler geht es mit Beethoven noch nach Manchester und Utrecht. "Wir lernen dabei sehr viel. Und reisen zwei Tage früher an, um noch einmal intensiv zu proben."

Von den Gründungsmitgliedern ist neben Marc Danel nur noch Gilles Milet an der zweiten Violine dabei. Die Geschwister Juliette (Viola) und Guy Danel (Cello) wurden von Vlad Bogdanas und Yovan Markovitch abgelöst. Aus dem Familienquartett ist ein bunt gemischtes Ensemble geworden, dessen große Homogenität auch nach den Umbesetzungen erhalten blieb. Neben der zeitgenössischen Musik und dem französischen Repertoire hat sich das 1991 gegründete Quartett besonders mit russischen Komponisten einen Namen gemacht, die es durch Zusammenarbeit mit dem Borodin-Quartett kennengelernt hat. Bereits im ersten Jahr beschäftigten sie sich intensiv mit Dmitri Schostakowitsch. Ihre Gesamtaufnahme besticht durch Detailreichtum, Präzision im Zusammenspiel und höchste Expressivität. Schostakowitschs Zeitgenossen Mieczyslaw Weinberg, dessen Werk seit der Opernproduktion "Die Passagierin" bei den Bregenzer Festspielen eine Renaissance erlebt, entdeckten sie schon in den 90er Jahren. Auch hier ist eine tiefsinnige Gesamtaufnahme entstanden, die den jüdischen Komponisten, der Schostakowitsch beeinflusste, näherbringt.

Marc Danel liebt es, durch das Quartettspiel ein großes Repertoire kennenzulernen: "In dieser Gattung haben die Komponisten immer ihr Bestes gegeben. Man hört hier oft einen sehr persönlichen Ton heraus – gerade bei Schostakowitsch." Außerdem schätzt der 47-jährige Geiger die Freiheit und große Selbstbestimmung, die er als Quartettmusiker genieße. Inzwischen könne sich die international gefragte Formation aussuchen, was sie den Veranstaltern anbiete. "Wir spielen etwas weniger zeitgenössische Musik als früher und konzentrieren uns auf weniger Stücke als am Anfang – damals spielten wir pro Saison rund 40 verschiedene Werke."

Der Kontakt zu den Römerbad-Musiktagen Badenweiler kam einst über Wolfgang Rihm zustande. An Klaus Lauer liebt er die Repertoirekenntnis und Begeisterungsfähigkeit. Und kann sich nicht vorstellen, dass der befreundete Veranstalter keine Konzerte mehr organisiert. Zum letzten Mal war das Quatuor Danel bei den Badenweiler Musiktagen vor zwei Jahren zu hören, als es mit einer fulminanten Interpretation des seltenen Quartetts von César Franck begeisterte.

Nun also Beethoven, bei dem zwischen den frühen und späten Quartetten Welten liegen. "Das fünfte Quartett von op. 18 erinnert noch stark an Mozart. Im zweiten Satz von op. 135 macht Beethoven rhythmisch so komplexe Dinge, wie sie nach ihm erst wieder Béla Bartók versucht hat", sagt Danel. Und was verbindet die Werke? "Man hört immer einen ganz starken Ausdruckswillen. Beethoven möchte zur ganzen Menschheit sprechen!"
von Georg Rudiger
am Fr, 03. November 2017

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