Familienwanderung

Steile Pfade und großes Abenteuer auf dem Ritterpfad im Münstertal

Der Themenpfad hinauf zur Burg wurde im Frühjahr neu eingerichtet, Schilder mit stilisiertem Ritterhelm führen hinauf auf den Scharfenstein, der fast 100 Meter über dem Tal eine herrliche Aussicht bietet.

Schroff und beinahe senkrecht ragt der Felsen über uns in den Himmel. Der Scharfenstein – jener imposante Felsen im oberen Münstertal, auf dem einst die gleichnamige Burg thronte und den Silbererzbergbau drunten im Tal schützte. Dort wollen wir hinauf.

"Cool, wir klettern", meint die neunjährige Tochter mit leuchtenden Augen. Weil das aber am Scharfenstein streng verboten ist, nehmen wir brav den Wanderweg durch das Tal des Glashofbachs.

Der Themenpfad hinauf zur Burg wurde in diesem Frühjahr neu eingerichtet, Schilder mit stilisiertem Ritterhelm führen uns. Kühl ist es im Tal, der Bach rauscht – locker meistern wir so den ersten Anstieg.

Die Kinder entdecken wundersame bronzene Käfer am Wegesrand, Schnecken mit riesigen Häusern auf dem Rücken und schließlich ein schmales Brücklein, das über den Bach führt. Im 16. Jahrhundert lagen zwei Glasbläsereien in diesem Tal, gaben ihm seinen Namen. Jetzt liegt es verlassen da. Nur einzelne Wanderer sind unterwegs. Weil der Wald weitgehend sich selbst überlassen bleibt, soll es an den Berghängen auch Gämsen geben. Ob wir wohl welche entdecken?

Der Wanderweg leitet uns nun dem rückwärtigen Teil des Felsens zu, bald biegen wir ab auf einen schmalen Pfad, der uns höher hinauf und durch einen märchenhaften Wald führt. Knorrige Baumstämme, moosbewachsene Findlinge und riesige Farne säumen unseren Weg, lassen uns glauben, dass nicht nur Gämsen, sondern auch allerhand Fabelwesen hier hausen könnten. Schließlich erreichen wir einen Kamm und den Abzweig zum Scharfenstein. Der Pfad drückt sich nun eng an den steilen Hang, Felsen ragen hervor. Felsen?

Nein, behauene Steine. Überbleibsel der Burg Scharfenstein? Die nämlich wurde wegen Besitzstreitigkeiten im Jahr 1346 von Freiburger Truppen angegriffen. Über den Schauinsland kommend drangen sie ins obere Münstertal ein, zerstörten die Burg und anschließend die reiche Bergbaustadt Münster unterhalb des Klosters St. Trudpert.

Sind hier auch die Ritter hinaufgestiegen?

Auf den Spuren der Angreifer steigen wir im Rücken des Felsens den Bergpfad hinauf, mit den Augen immer auf der Suche nach weiteren Zeugen der Vergangenheit. Beschwerlich und steil sind die letzten Meter, Stufen führen bergauf. Sind hier vielleicht auch die mittelalterlichen Ritter hinaufgestiegen? Der Gedanke beflügelt: Nun wollen die Kinder den Felsen selbst bezwingen. Noch wenige Meter, dann sind wir ganz oben auf dem Scharfenstein, der beinahe 100 Meter über dem Tal aufragt und eine herrliche Aussicht bietet: Tief unter uns schlängelt sich die Straße, die Berge ringsum sind von tiefgrünen Wäldern bedeckt, gegenüber erstrecken sich weite, saftige Weiden. Erschöpft, aber voller Stolz, den Scharfenstein bezwungen zu haben, lassen die Kinder sich auf dem Felsen nieder. Damit niemand abstürzt, ist der Bereich mit kräftigen Holzpflöcken umzäunt.

Nach einer ausgiebigen Pause wenden wir uns schließlich dem nächsten Etappenziel zu: dem Wasserfall weit unten im Stampfbachtal. Dazu steigen wir zunächst den steilen Stichweg wieder hinab, wenden uns dann nach links. Das Gehen wird beschwerlicher: Der Wildpfad ist steinig und bisweilen rutschig, wir müssen trittsicher und vorsichtig sein, um nicht den Halt zu verlieren. Eine große Herausforderung für junge Wanderer.

Um den rückwärtigen Teil des Felsens herum gelangen wir hinunter zur Straße, überqueren sie vorsichtig und erreichen auf der gegenüberliegenden Seite erneut einen Wanderweg. Das Tal wird flacher, die Landschaft sanfter. Unter uns liegt der Weiler Stampf mit seinen Höfen, blumenbunten Gärten und Weiden. Pferde grasen am Hang, wo die Schilder des Ritterpfades uns nach links führen. Stolz können wir sehen, was wir heute schon geschafft haben: Im Wald über uns reckt sich kantig der Scharfenstein empor.

Zwischen den Häusern führt der Themenweg linker Hand wieder hinauf zum Ausgangspunkt der Tour. Wir aber wollen ein weiteres Naturereignis nicht verpassen: den Stampfbachwasserfall. Darum steigen wir nun das Tal des Baches hinauf, zunächst auf einer geteerten Straße, dann auf schmalen Pfaden und engen Treppen. Ganz eingerahmt vom Grün der Bäume, Büsche und Gräser klettern wir das schmale Tal empor, erreichen die Brücke, die den Wasserfall überspannt.

Im Sprühnebel des Wassers genießen wir die Kühle des Tals, gehen dann den gleichen Weg wieder hinunter und erreichen mit einem kräftigen Anstieg den Wanderparkplatz unterhalb des Scharfensteins – mit einigen Höhenmetern in den Beinen und vielen neuen Eindrücken im Gepäck.
Länge: 5 km, 240 Höhenmeter, teils steile und steinige Pfade. Ausrüstung: Wanderschuhe und Vesper, Trittsicherheit erforderlich. Anfahrt: L 123 von Münstertal in Richtung Wiedener Eck bis Wanderparkplatz Scharfenstein; http://mehr.bz/rim
von Silke Kohlmann
am Di, 28. Juli 2020 um 14:30 Uhr

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