Städtische Galerie

Strumbel-Ausstellung in Offenburg: Kraftvoller Remix des Nouveau Réalisme

Eine glanzvolle Vernissage bildet die Bühne für die One-Man-Show des Offenburger Künstlers Stefan Strumbel, der mit dieser Ausstellung den Stilbruch wagt.

Wenn in Offenburgs Städtischer Galerie der Sauerstoff knapp wird, dann weil Kunst zum gesellschaftlichen Ereignis wird. Den neuen Stefan Strumbel, der angekündigt hatte, mit dieser zweiten großen One-Man-Show in seiner Heimatstadt eine neue Werkphase in seiner Karriere einzuläuten, wollte sich das kunstinteressierte Offenburg nicht entgehen lassen. Die angeregten Gespräche in der Galerie und die Partystimmung anschließend im Foyer der Reithalle zeigten, dass Strumbel mit seinem kraftvollen Remix des Nouveau Réalisme einen klaren Wirkungstreffer gelandet hatte.

An der Schnittstelle zwischen altem und neuem Werk, vor Strumbels großformatiger Improvisation über das Thema Fachwerk, mit dem der 36-jährige Künstler vergangenes Jahr angefangen hatte, sein Heimatthema in abstrakteren Gefilden durchzudeklinieren, wurde die Ausstellung mit Reden von Oberbürgermeisterin Edith Schreiner, Kuratorin Gerlinde Brandenburger-Eisele und dem Künstler selbst am Freitagabend eröffnet.

OB Schreiner freute sich, dass die Frage, wie die neuen Arbeiten von Stefan Strumbel wohl aussehen würden, mit einer Ausstellung in seiner Heimatstadt beantwortet wird. Sie erinnerte an Strumbels unkonventionellen Weg, der von der Straße in die Galerien führte, an die 2013 verstorbene Offenburger Künstlerin Jutta Spinner, die ihm dabei eine wichtige Mentorin war, sowie an seinen stetig anwachsenden Erfolg mit einer frech gegen den Strich gebürsteten Heimatikonographie. Schreiner verwies auf die sich andeutende künstlerische Häutung mit der Kirchenausmalung in Goldscheuer 2011, der Arbeit an den Kulissen für die Oper La Bohème an der Stuttgarter Staatsoper 2014 und die Schöpfung eines populären Denkmals für den Stadtgründer von Karlsruhe 2015. Einen Veranstaltungstipp hatte sie ebenfalls für die zahlreichen Vernissagengäste: La Bohème mit den Strumbel-Kulissen wird diesen November in Stuttgart wieder ins Programm genommen.

Als großen Transformator und Kommunikator würdigte Kuratorin Gerlinde Brandenburger-Eisele den Künstler. Die mit dieser Ausstellung dokumentierte Verwandlung belege das eindrücklich. Strumbels "überbordende Fantasie" sei dem Künstler auch auf stilistisch neuem Terrain eine sichere Richtschnur. Die Vitalität seiner Werke rühre daher, dass er Kunst und Leben miteinander verknüpfe und sein "hochfrequentes Erleben" zusammen mit seinem Talent für Kommunikation in seine Arbeit einfließen lasse. Die Wucht seiner Ausstellungsstücke gipfle in dem in Aluminium gegossenen Doppelbett. Die Themen Liebe, Leidenschaft, Schmerz und Einsamkeit lassen zusammen mit der in hartes Metall transformierten überaus feinen Oberfläche viele Bilder aufgehen, so Gerlinde Brandenburger-Eisele. Sie rühmte den Mut, mit dem Stefan Strumbel jetzt den Weg von New Pop zum Nouveau Réalisme gegangen sei. Stefan Strumbel dankte allen Beteiligten für die Unterstützung. "Mit diesem Haus im Rücken kann man die Welt erobern", erklärte er. Er widmete die Ausstellung seinem verstorbenen Vater und schickte einen Gruß an Jutta Spinner "auf ihrer Wolke". Anschließend ging die Vernissage in eine Party über, deren prominenteste Gäste – TV-Koch Tim Mälzer und Max Mutzke, Eurovision-Song-Contest-Teilnehmer von 2004 – Zeugnis von Stefan Strumbels Talent zur Freundschaft ablegten.
von Ralf Burgmaier
am Mo, 26. Oktober 2015 um 09:45 Uhr

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