Purzelbaum und Politik - 175 Jahre Turnen in Lahr
Von Turnhelden und Leibesübungen
Sonderausstellung »Purzelbaum und Politik. 175 Jahre Turnen in Lahr« im Stadtmuseum
Zum Landesturnfest in Lahr widmet sich das Stadtmuseum dem Turnen aus historischer Sicht. Am Sonntag, 27. März 2022, wird das Programm um 11.30 Uhr mit der Vernissage der Sonderausstellung »Purzelbaum und Politik. 175 Jahre Turnen in Lahr« eröffnet.
Die Stadt Lahr ist zum vierten Mal Ausrichterin eines Landesturnfestes - nach 1881, 1921 und 1980. Zeitgleich feiert als einer der ältesten Turnvereine Baden-Württembergs der TV Lahr von 1846 e.V. sein 175-jähriges Bestehen. Beide Ereignisse sind Anlass für die Sonderausstellung »Purzelbaum und Politik. 175 Jahre Turnen in Lahr« im Stadtmuseum Lahr, die vom 27. März bis 19. Juni 2022 zu sehen ist.
In der interaktiven Ausstellung, die in ihrer Gestaltung an moderne Turnhallenoptik angelehnt ist, wird die enge Verzahnung des Turnens mit Politik und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie der Stadt- und Regionalgeschichte beleuchtet. Zahlreiche originale Objekte von ehemaligen und aktiven Turnern und der Vereinsgeschichte sowie Filmaufnahmen unterstreichen historische Meilensteine des Turnens und lassen Turngeschichte lebendig werden. Gleichzeitig können die Besucher selbst aktiv werden: Auf der Turnmatte einen Purzelbaum schlagen, sich an Bällen versuchen oder an verschiedenen Mitmachstationen einfache Leibesübungen selbst ausprobieren.
Für diese Ausstellung hat sich das Stadtmuseum die fachliche Unterstützung einer externen Kuratorin geholt, die mit Hilfe der Corona-Sonderförderung des Landes Baden-Württemberg finanziert werden konnte. Mit Felicitas Schuder, Autorin der »Geschichte des Turnens in Baden« und Mitarbeiterin am Badischen Landesmuseum, ergänzte eine in der Turngeschichte fundierte und kreative Historikerin das Team um Museumsleiterin Gabriele Bohnert.
Von den Anfängen um 1770 bis nach dem Zweiten Weltkrieg hangelt sich die Turnbewegung an großen Ereignissen der gesamtdeutschen Geschichte entlang. Turnen war nicht nur sportliche Betätigung, es war auch politisch. So verwundert es nicht, dass badische Revolutionäre wie Friedrich Hecker und Gustav Struve nicht nur in der Politik mitmischten, sondern auch Turner waren.
Neben dem nationalen Einheitsgedanken, die im Hambacher Fest ihre Höhepunkte fanden, erlebte die Turnerbewegung auch dunklere Zeiten. Immer wieder wurden Turnvereine verboten und gerieten in den Strudel der Politik. Auch die linientreue Gleichschaltung in der NS-Zeit ging nicht spurlos an ihnen vorbei.Dabei waren Gemeinschaft und gemeinschaftsstiftende Turnfeste immer ein fester Bestandteil des Turnerlebens. Zentrale Figuren der Turnbewegung wie der Reformpädagoge Guts Muths als auch Turnvater Jahn sind ebenso Bestandteil der Ausstellung, wie auch die erfolgreichen Lahrer Turnerinnen Traudel Bothor und ihre Töchter. Auch der Position der Frauen im Turngeschehen widmet sich eine eigene Ausstellungseinheit.
Neben der körperlichen Ertüchtigung war in der Turnbewegung auch die Ästhetik des Sports ein wichtiges Gewicht. Die äußerliche Attraktivität von Sport spielt für das Publikum und die Medien eine große Rolle. Davon zeugen zahlreiche großformatige historische und aktuelle Fotografien von Turnerinnen in Aktion.
Vereine nehmen heute als Orte der gelebten Demokratie eine wichtige gesellschaftliche Position ein. Oft durch Vereinssatzungen parteipolitisch neutral, sind Turn- und Sportvereine dennoch unverzichtbare Multiplikatoren für Toleranz, Integration und Gleichberechtigung.
Während des Ausstellungszeitraumes gibt es verschiedene Veranstaltungen. Anmeldungen unter museum@lahr.de oder 07821 - 910 0411.
Für die Veranstaltungen ist jeweils eine Anmeldung erforderlich
Lahr | Stadtmuseum Tonofenfabrik