Pop

Étoiles à neutrons

Sonderkonzert

Wann
Fr, 14. November 2025, 19:00 Uhr
Wo oder WAS
Freiburg
Hochschule für Musik
Wolfgang-Hoffmann-Saal
Neutronenstern gibt live den Takt vor

Beim Konzert »Étoiles à neutrons« (»Neutronensterne«) am 14. November 2025 an der Hochschule für Musik Freiburg gibt ein Pulsar aus dem Weltall live den Takt vor: Schlagzeug-Studierende und das »Ensemble Recherche« richten sich nach dem Stern mit dem Namen »0329+54«, der vor langer Zeit explodiert ist. Er rotiert und erzeugt dadurch Signale, die von einem Radioteleskop in den Niederlanden aufgefangen und in den Konzertsaal übertragen werden. Gespielt werden zwei Stücke des französischen Komponisten Gérard Grisey.

Das Stück »Le Noir de l'Étoile« (»Das Schwarz des Sterns«) von Gérard Grisey wurde 1991 in Brüssel uraufgeführt. Der französische Komponist integrierte in seine Komposition den Live-Rhythmus eines Pulsars, der etwa 5.300 Lichtjahre von der Erde entfernt im Weltall rotiert. Seitdem wurde es immer wieder aufgeführt, aber nie wieder mit einer Live-Übertragung des Pulsar-Takts, erklärt Elena Ralli. Die Komponistin hat dafür gesorgt, dass Freiburg in den Genuss des Live-Signals kommt - durch eine mehrere Monate lange, detektivische Suche nach einem geeigneten Radioteleskop. Die ehemalige Studentin der Hochschule für Musik Freiburg, die mittlerweile am Collège Glarean promoviert und im SWR-Experimentalstudio arbeitet, beschäftigt sich in ihrer Doktorarbeit damit, wie sich astrophysikalische Daten für Kompositionen verwenden lassen. »Als ich hörte, dass die Schlagzeug-Klasse Stücke von Gérard Grisey aufführen wird, dachte ich: Es wäre doch toll, wenn wir die Signale des Pulsars live im Konzertsaal hören könnten, und nicht nur eine Aufnahme abgespielt wird.«

Detektivische Suche nach einem geeigneten Radioteleskop

Ein geeignetes und verfügbares Radioteleskop zu finden, sei eine große Herausforderung gewesen, berichtet Elena Ralli: Denn die meisten Radioteleskope seien lang im Voraus für wissenschaftliche Experimente ausgebucht. »Also habe ich damit begonnen, von Amateuren betriebene Radioteleskop-Stationen anzufragen.« Fast hätte es geklappt mit einer Station bei Bonn: Doch die Ausrichtung des Teleskops stimmt nicht ganz, weswegen das Signal des Pulsars »0329+54« dort nur sehr schwach empfangen wird - zu schwach für eine Übertragung nach Freiburg. Doch dann hatte sie Glück: Das Team des weltweit größten von Amateuren betriebenen Radioteleskops im niederländischen Dwingeloo sagte zu, mit ihr zusammenzuarbeiten. »Das hat alles sehr lang gedauert und wird während des Konzerts eine große technische Herausforderung. Aber das ist das Besondere, dass der Puls des Neutronensterns live in den Konzertsaal übertragen wird!«

Großes Schlagzeug-Arsenal und Lichtshow aus allen Richtungen

Bei dem Konzert treten Schlagzeug-Studierende der Klasse von Prof. Håkon Stene und Mitglieder des »Ensemble Recherche« auf. Für »Le Noir de l'Étoile« verteilen sich sechs Schlagzeuger mit einem großen Arsenal aus Trommeln und Schlaginstrumenten im Konzertsaal. Das Stück beginnt mit Trommeln und Holz-Schlagwerk, später kommt Metall dazu. Neben Musik gibt es auch eine Lichtshow, die Gérard Grisey selbst entwickelt hat. Dafür werden im Konzertsaal verteilte Scheinwerfer mit weißem, rotem und blauem Licht eingesetzt - Farben, die im Weltall vorkommen. Das sei ein beeindruckendes Erlebnis, beschreibt Elena Ralli: »Man sitzt inmitten dieser vielen unterschiedlichen Klänge und Lichter, die um einen herum zu rotieren scheinen. Wenn man die Augen schließt, verliert man sich in dem ruhigen Rhythmus des Pulsars. Als ich das Stück zum ersten Mal gehört habe, hatte ich den Eindruck, als ob sich mein Herzschlag mit dem des Pulsars synchronisieren würde - fast so, als würde ich mit ihm kommunizieren.« Vor dem Konzert gibt die Doktorandin eine Einführung in das Stück.

Sterne, die einmal größer als unsere Sonne waren, »blinken« ins All

Als in den 1960er-Jahren die ersten Radiowellen von Neutronensternen auf der Erde aufgefangen wurden, dachten viele Forscher zunächst, dass sie von einer anderen Zivilisation stammten. »Die Signale wirken wie eine Art ,kosmisches Blinken', das in regelmäßigen Abständen ins Weltall gesendet wird«, erklärt Elena Ralli. Pulsare sind Sterne, die ursprünglich größer waren als unsere Sonne und dann in einer Supernova explodiert sind. »Dadurch wurden sie von einem Durchmesser von über einer Million Kilometer auf 20 Kilometer verdichtet, also zu einem Sternenkern zusammengepresst. Sie haben eine unglaubliche Energie und ein sehr starkes Magnetfeld. Dadurch, dass sie um sich selbst rotieren, werden ihre Radiowellen in zwei Richtungen gebündelt und ausgestrahlt. Wir können diese Wellen nicht sehen, aber mit einem Radioteleskop sichtbar machen, in elektrische Spannung umwandeln und auf einen Lautsprecher übertragen.« Im Rahmen ihrer Forschung am Collège Glarean zum Thema »Entwicklung von Kompositionsprozessen mithilfe der Nutzung von astrophysikalischen Daten« hat Elena Ralli mehr als 100 Seiten Skizzen, Briefe, Pulsar-Aufnahmen und Lichtanweisungen von Gérard Grisey ausgewertet. Da jeder Pulsar seine eigene, individuelle Rotation hat, sind ihre Signale unterschiedlich schnell. Gérard Grisey katalogisierte insgesamt 449 verschiedene Pulsare, die auf der Erde empfangen werden können.

Elena Ralli: Astrophysikerin, Pianistin und Komponistin

Elena Ralli, geboren in Athen, Griechenland, lebt und arbeitet als Komponistin und Klangregisseurin in Freiburg. Sie studierte Astrophysik in Athen sowie Klavier im Bachelor-Studiengang an der Hochschule für Musik Freiburg. Im Anschluss daran absolvierte sie ein Master-Studium im Fach Elektronische Komposition in Freiburg (Klasse Alexander Grebtschenko). Heute promoviert sie am Collège Glarean im Bereich der künstlerischen Forschung. Sie untersucht die Entwicklung von Kompositionsprozessen durch die Nutzung astrophysikalischer Daten. Seit 2024 arbeitet sie zudem als Volontärin für Klangregie und Musikinformatik am SWR Experimentalstudio. Ihre Kompositionen umfassen Instrumentalmusik mit elektronischen Medien, Performance mit Elektronik und interaktive Klanginstallationen.

Das Konzert

Freitag, 14. November 2025, 19 Uhr
Hochschule für Musik Freiburg, Wolfgang-Hoffmann-Saal
»Étoiles à neutrons«

Sonderkonzert des Instituts für Neue Musik in Zusammenarbeit mit dem Radioteleskop Dwingeloo (Niederlande)
Quelle: Veranstalter

Veröffentlicht am Di, 04. November 2025 um 13:43 Uhr

  • Mendelssohn-Bartholdy-Platz 1
  • 79102 Freiburg im Breisgau

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