Ukrainische Volkskunst entdecken

Begleitend zur Gemälde-Ausstellung im Kunstmuseum werden im Forum erlebnis:holz in Bernau kleine Kunstwerke gezeigt.

BERNAU. Parallel zur Ausstellung "Mykhailo Demtsiu trifft Hans Thoma" im Kunstmuseum wird im Forum erlebnis:holz eine Ausstellung "Ukrainische Volkskunst" gezeigt – bunt bemalte Ostereier, Volksmalerei, bestickte Blusen und Handtücher sowie Spitzen. Ende der vergangenen Woche waren die beiden Ukrainerinnen Nadia Halaburda und Olha Halaburda im Forum und haben mit Katrin Gertz und Margit Köpfer die Ausstellung aufgebaut.

Die ukrainische Volkskunst hat eine lange Tradition. Unterbrochen war sie unfreiwillig während der Sowjetzeit ab 1922. Mit der Unabhängigkeit 1991 wurde die alte Volkskunst wiederbelebt, die für die Menschen in der Ukraine schon immer zu ihrer nationalen Tradition gehörte und hoch geschätzt wurde. Auch die christlich-orthodoxen Feste mit ihren Bräuchen sind in das Alltagsleben zurückgekehrt. Dazu gehören die traditionell bemalten Ostereier. Jede der 24 Regionen in der Ukraine hat ihre eigenen Muster und Farben.

Die bemalten und in Wachstechnik dekorierten Ostereier heißen Pysanka, in der Mehrzahl Pysanky, was sich vom ukrainischen Verb "pysaty" (schreiben) ableitet. Mit der Bemalung sind viele rituelle Vorstellungen verbunden. Viele Motive stammen aus vorchristlicher Zeit, mit der Christianisierung bekamen die Symbole eine christliche Bedeutung.

Ein Dreieck beispielsweise stand ehemals für die drei Elemente Erde, Feuer und Luft, heute symbolisiert es die christliche Dreifaltigkeit. Das Kreuz war ein Symbol für die vier Himmelsrichtungen, es beschreibt heute den auferstandenen Christus. Sonne und Sterne charakterisierten einmal den Sonnengott, sie deuten heute auf den christlichen Gott hin.

Zur Zeit der Sowjetunion aus dem Gedächtnis der Menschen verdrängt, lebt die Pysankakunst seither wieder auf. Für die Gestaltung liegen heute traditionelle Muster vor, aus geometrischen Elementen, Tieren oder Pflanzen. Auch Kirchen sind beliebte Motive, doch nach wie vor werden auch Sonne, Kreuze und Dreiecke dargestellt.

Die Muster werden mit Wachs auf die Eier gezeichnet und dann in verschiedenen Farbtönen überfärbt. Die Pysanky sind Eier mit gekratzten Mustern, als Malgerät dient eine Art Füllfederhalter oder ein Stecknadelkopf. Es gibt noch weitere Techniken für die kleinen Kunstwerke, die in den verschiedenen Regionen angewandt werden und die in der Ausstellung in vielen Ausführungen bewundert werden können. Beiliegende Erklärungen geben hierfür detaillierte Auskünfte. Pasanky – bemalte Eier – können auch käuflich erworben werden.

Zu bestaunen gibt es auch wunderbare Stickereien, viele in Kreuzstichtechnik, auf Blusen, Tischläufern und Handtüchern, die teilweise außerdem mit Spitzen verziert sind, sowie kleinen, reizend gestickten Christbaumschmuck.

Info: Zur Ausstellung mit ukrainischer Volkskunst wird im April ein interessantes und vielseitiges Begleitprogramm angeboten. Am 19. und 20. April ein Workshop mit Miroslav Radisch und dem Bernauer Holzbildhauer Johannes Köpfer: wie schafft man es, traditionelle ukrainische Kerbschnitzerei mit einem Hans-Thoma-Stuhl zu kombinieren? Am 21. April: Vorführung, wie traditionelle ukrainische Ostereier verziert werden, jeweils von 14 bis 17 Uhr im Forum erlenis:holz. Am 21. April um 20 Uhr im Forum: Vergessenes Handwerk – ein Vortrag in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk: Spurensuche im Schwarzwald und in den Karpaten nach traditionellem Handwerk: Keramik – Wolle – Holz - Stickerei mit Referentin Katrin Gerz.

Die Ausstellung "Ukrainische Volkskunst‘" wird bis zum 23. April im Forum gezeigt. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 10.30 Uhr bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 11.30 Uhr bis 17 Uhr.
von Ulrike Spiegelhalter
am Di, 07. März 2017

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