Ticket-Interview

US-Star Patrick Wilson über den Horrorfilm "Conjuring 2"

TICKET-INTERVIEW: Der US-Star Patrick Wilson über Karriere, Kinder, Horror und Gesang.

Eigentlich kommt Patrick Wilson (42) vom Musical, aber inzwischen ist er ein Aushängeschild des Horrorgenres. Schuld hat Kultregisseur James Wan, der den US-Amerikaner 2010 für den Gespensterfilm "Insidious" besetzte. Mit "Conjuring" und "Insidious 2" folgten für den Star, der auch Comic- ("Watchmen") und Western-Helden ("Bone Tomahawk") spielte, weitere Ausflüge ins Übernatürliche – nun gekrönt mit der Fortsetzung "Conjuring 2" wieder in der Rolle des Dämonen-Austreibers Ed Warren. Markus Tschiedert traf Patrick Wilson in London.

Ticket: Ed Warren existierte wirklich und wurde in den 1970ern vor allem durch den Fall "Amityville Horror" berühmt. Wie haben Sie sich ihm genähert?
Patrick Wilson: Ich habe mich sehr intensiv mit ihm auseinandergesetzt, las Bücher über ihn und sprach mit seiner Frau Lorraine und seinem Schwiegersohn über ihn. Allerdings bleibt es meine Interpretation von Ed. Ich wollte nur herausfinden, wie er sich in bestimmten Situationen verhielt oder was er trank. Das half mir, die Rolle für mich rund zu machen.
Ticket: In "Conjuring 2" singen Sie in einer Szene auch einen alten Elvis-Song. Kam das nicht Ihrem eigentlichen Talent recht nah?
Wilson: Ein bisschen schon, dabei war das noch nicht mal meine Idee. James Wan schrieb mir, ob ich Gitarre spielen könnte, denn er stellte sich vor, wie ich dazu einen Elvis-Song singe. So ist er! Er wollte etwas haben, was man in einem Horrorfilm gewöhnlich nicht zu sehen bekommt, und so durfte ich einfach drauf lossingen.
Ticket: Was für eine Stimmung herrscht eigentlich am Set eines Horrorfilms?
Wilson: Je düsterer ein Film ist, desto entspannter sollte es am Set zu gehen. Ich laufe nicht herum und schreie: "O, wie gruselig ist das hier alles!" Wir sind auf Arbeit und ich muss nur so tun, als wäre ich verängstigt, ohne es wirklich zu sein.
Ticket: Sie glauben also nicht an paranormale Phänomene?
Wilson: Es gibt ja Leute, die schreckhaft sind und besorgt um sich schauen, wenn sie ein ungewöhnliches Geräusch vernehmen. Nicht aber meine Figur Ed. Er ist ein praktischer Typ, der den Dingen auf den Grund geht. Genauso bin ich auch, was nicht heißt, dass ich das alles für Quatsch halte. Ich stehe dem offen gegenüber, nur ist mir bisher noch kein Geist begegnet.
Ticket: Gibt es etwas anderes, was Ihnen Angst macht?
Wilson: Ich habe Kinder und mir liegt viel daran, sie zu schützen. Als Eltern hat man permanent Angst, dass ihnen etwas passieren könnte.
Ticket: Würden Sie nicht lieber Musical- statt Horrorfilme drehen?
Wilson: In Hollywood weiß man, was ich kann, denn bevor ich Filme drehte, spielte ich oft und lange in Musicals am Broadway mit. Liebend gern würde ich ein weiteres Musical für mich finden, das man verfilmen will. Ich war auch in der Verfilmung von "Das Phantom der Oper" dabei, aber das liegt schon 13 Jahre zurück.
Ticket: Ein Filmstar sind Sie dennoch geworden. Wie zufrieden sind Sie generell mit dem Verlauf Ihrer Karriere?
Wilson: Selbst denke ich gar nicht, dass ich ein echter Filmstar bin. Ich bin glücklich, überhaupt Karriere gemacht zu haben. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich die Vollendung meiner Träume erreicht habe – gar nicht, aber ich denke, so geht es vielen. Selbst ein Typ wie Bradley Cooper würde sagen, wie gern er diese oder jene Rolle noch spielen würde. Aber genau das treibt uns Schauspieler an.
Ticket: Ihre erste Hauptrolle spielten Sie 2009 in "Watchmen". Wie beobachten Sie heute das Überangebot von Comichelden im Kino?
Wilson: "Watchmen" kam tatsächlich ins Kino, als die ganze Maschinerie von Marvel- und DC-Comicverfilmungen noch gar nicht richtig in Gang war. Deshalb bin ich auch so stolz auf unseren Film und was Zack Snyder damals erreicht hat. Im Gegensatz zu den Filmreihen von heute, bei denen man manchmal nicht mehr weiß, was in Teil 3 oder 4 passiert ist, bleibt "Watchmen" einmalig und steht für sich.
von tsc
am Fr, 17. Juni 2016

Info

CONJURING 2

Regie: James Wan
Mit Patrick Wilson, Vera Farmiga, Franka Potente, Madison Wolfe und anderen
134 Minuten, frei ab 16 Jahren
Die Story
1977 werden Janet (Wolfe) und ihre vier Kinder in ihrem Haus von einem bösen Geist heimgesucht. Zunächst will ihnen keiner glauben, doch das auf paranormale Vorkommnisse spezialisierte Ehepaar Lorraine (Farmiga) und Ed Warren (Wilson) sind sofort zur Stelle, um die Familie zu retten.  

Autor: bz

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