Kunst

"Von Courbet zu Schuch. Realismus und reine Malerei“ in der Kunststiftung Hohenkarpfen

"Von Courbet zu Schuch. Realismus und reine Malerei" in der Kunststiftung Hohenkarpfen.

Eine Jubiläumsschau an zwei Orten. Die Konzeption der Ausstellung oblag der Kunststiftung Hohenkarpfen in Hausen ob Verena, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert. Die thematische Richtung aber gab die Partnerschaft der Stadt Hüfingen mit dem französischen Ornans vor. Ausstellungorte sind das Kunstmuseum Hohenkarpfen und – als Kooperationspartner – das Stadtmuseum für Kunst und Geschichte Hüfingen.

Über Ornans hat man in Hüfingen einen zwar mittelbaren, dafür umso prominenteren Bezug zur Kunst: Die Stadt im französischen Jura war der Geburtsort Gustave Courbets. Die Ausstellung, so die Idee, sollte etwas mit dem großen französischen Realisten zu tun haben. Und weil man von Seiten der Kunststiftung gute Kontakte zum Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaften in Freiburg mit seiner bedeutenden Sammlung von Werken Carl Schuchs pflegt, lag der Gedanke nahe, Courbet mit Schuch zusammenzubringen; der hatte sich intensiv mit dem Franzosen auseinandergesetzt. Zu den Werken der beiden treten Ölbilder von Protagonisten des Realismus wie Wilhelm Leibl und Wilhelm Trübner.

Geboten werden neben Porträts und Stillleben Landschaften sowie ländliche Szenen. Mit seinen frühen "Steinklopfern" hatte Courbet die Welt der Arbeit bildwürdig gemacht, in einer ländlichen Szene mit vom Markt heimkehrenden Bauern zudem die Akteure des Ruralen ihrer konventionellen Stilisierung zum Idyllenpersonal entkleidet. Noch Otto Scholderers "Heimkehrende Landarbeiter" sind ihm darin verpflichtet.

Andererseits: Auch Courbets Malerei ist nicht frei von Stilisierung und Rückbezügen auf die Tradition. Seine "Bäuerin mit Ziege" von 1860 spielt ins Antikische, während seine Grotten in unterirdischer Verbindung mit dem allegorischen Feingehalt des Skandalgemäldes "Der Ursprung der Welt" stehen. Dagegen gehalten wirkt Schuch in den zwei "Sägewerken am Saut du Doubs" (Courbets Heimat!) wie der eigentliche Realist. Doch Carl Schuch ist auch durch die Schule Cézannes gegangen – und hat in seinem Geiste der Malerei Rechte und Freiräume diesseits der reinen Wirklichkeitsabbildung erkämpft: am sichtbarsten und berückendsten in einer Reihe motivisch schlichter und malerisch glänzender Früchtestillleben.

Termine: Stadtmuseum für Kunst und Geschichte, Nikolausgässle 1, Hüfingen. 19. März bis 19. Juni, Mi bis So 14–18 Uhr.
Kunstmuseum Hohenkarpfen, Hausen ob Verena. 20. März bis 19. Juni,
Mi bis So 13.30–18.30 Uhr
von Hans-Dieter Fronz
am Fr, 18. März 2016

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