Sentier des Roches

Vorsicht! Was den Felsenpfad im Elsass so anspruchsvoll und wunderschön macht

Vorsicht mit Kindern! Der Felsenpfad Sentier des Roches ist atem(be)raubend – und wunderschön.

Links neben dem Wanderschuh klafft der Abgrund. 100 Meter geht es senkrecht bergab, mindestens. Rechts erhebt sich die Felswand. Dazwischen ein schmaler Steg und ein eisernes Geländer. Eine Wanderung auf dem Sentier des Roches (im deutschen wird er auch Strohmeyerpfad genannt) ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven.

Zwischen dem Col de la Schlucht und dem Krappenfels führt der Weg auf drei Kilometern Länge direkt am Felshang entlang. Da müssen wir schwindelfrei und trittsicher sein. Kein Problem für unsere jugendlichen Mitwanderer und auch die Achtjährige hat keinerlei Angst, aber genügend Respekt vor der Strecke. Für die beiden kleinen Wanderer von drei und fünf Jahren haben wir Sicherungsseile im Gepäck und auch sie merken, dass sie auf jeden Schritt Acht geben müssen. Und das tun sie.

Rückblick: Unsere Tour beginnt am Parkplatz auf dem Col de la Schlucht. Wir gehen ein Stück am Rande der Straße entlang, die nach Munster hinabführt, gegenüber des langsam verfallenden Hotels "Relais des Roches" führt uns der Weg hinein ins Grün. Die Bäume schließen sich über uns, der schmale Pfad schlängelt sich durch den Wald und nähert sich der Schlucht. Schon jetzt bewundern wir die Felsformationen am Wegrand. Mal schlummern rundgewaschene Findlinge unter leuchtend grünem Moos, mal ragen mächtige Felsnasen über unseren Weg.

Bald überqueren wir den ersten eisernen Steg direkt an der Felskante. Dieser hat noch rechts und links ein Geländer und wir können uns auf den kommenden Nervenkitzel gut vorbereiten. Hinter der nächsten Kurve führt ein Holzsteg am felsigen Abgrund entlang, nur noch ein in den Felsen getriebener Handlauf gibt Halt. Jetzt lassen wir die jüngsten Wanderer keinen Moment mehr aus den Augen und von der Hand beziehungsweise vom Sicherungsseil. Das Wandern in dieser schwindelerregenden Höhe erfordert höchste Konzentration und ist dadurch sehr anstrengend – auch wenn der Weg zunächst weitgehend auf einer Höhe verläuft. Immer wieder lassen wir uns darum am Wegrand zu einen kleinen Päuschen nieder, staunen über den herrlichen Ausblick, der sich immer wieder auftut: hinab in die tiefen Wälder, hinüber zu den höchsten Höhen der Vogesen und teils über das Rheintal hinweg zum Schwarzwald.

Unser Wanderführer muss uns schließlich antreiben: Wir sind schon zwei Stunden unterwegs, aber tatsächlich erst gut zwei Kilometer gelaufen. "Waaas, das kann doch nicht sein", zetern die Jüngeren. Wir Großen zweifeln am GPS-Signal. Aber es ist so: Die Fülle der Eindrücke hat uns darüber hinweggetäuscht, vorangekommen zu sein. Egal. Schließlich ist es hier so atemberaubend schön, dass wir jeden Schritt und jeden Blick genießen – an einem Punkt führt der Wanderweg sogar mitten durch den Fels hindurch.

Immer wieder steigen wir nun über kleine Rinnsale hinweg, die sich den Hang hinabschlängeln. Vorsicht: Der Pfad ist deshalb zuweilen sehr nass und rutschig. Und irgendwann hören wir es schon von fern rauschen: Ein Wasserfall stürzt rechts unseres Weges den Abhang hinab. Eine herrliche Erfrischung!

Gleich darauf stoßen wir auf den Krappenfels, von dort aus wandern wir bergan in Richtung der Auberge des Trois Fours. Wer dem Felsenpfad weiter folgen will, kann stattdessen geradeaus in Richtung Hohneck gehen. Unser Weg aber schlängelt sich in Serpentinen den Berg hinauf, das ist auf steinigem Boden kräftezehrend und wir sehnen die Pause herbei.

Für die finden wir dann aber auch den perfekten Platz: Auf der Hochebene nicht weit von der Auberge setzen wir uns zwischen blühenden Blumen auf die Wiese. Mit dem glücklichen Gefühl, echt etwas geschafft zu haben, genießen wir unser Vesper. Am höchsten Punkt der Wanderung angelangt können wir uns nun auf breiten Wegen gemütlich wieder zurück zum Col de la Schlucht wandern – ein Kinderspiel nach diesem Abenteuer.

Weitere Infos: Sentier des Roches, Länge: 6,3
Kilometer, Schwierigkeit: mittel bis schwer, Ausrüstung: auf jeden Fall rutschfeste Wanderschuhe,
Sicherungsseil für jüngere Kinder;
Anfahrt: von Colmar die D 417 über Munster zum Col de la Schlucht,
dort gibt’s reichlich Parkplätze.
von Silke Kohlmann
am Fr, 26. Juli 2019

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