Wandertipp

Wandern mit Mundart: Der Wiesentäler Alemannenweg

Ein Tipp für alle, die den Naturgenuss mit etwas Kultur verbinden wollen: Bei der Wanderung auf dem Wiesentäler Alemannenweg steht die hiesige Mundart im Fokus.

Es ist eine ganz gemütliche Runde von sechs Kilometern. Das stellt unser vierköpfiges Grüppchen schon bei der ersten Übersichtstafel am Schwanenweiher fest. Knappe zwei Stunden hat der Schwarzwaldverein Zell für den Alemannenweg veranschlagt, und auch das Höhenprofil zeigt sich mit 239 Metern Anstieg moderat.

Pause mit Zitaten

Von Beginn an ist der Alemannenweg sehr übersichtlich gestaltet, ein Werk des Schwarzwaldvereins zum Jubiläum: Der Weg wurde zu dessen 100-jährigem Bestehen 1984 angelegt und vor zwei Jahren aufgehübscht. Nun ist er mit QR-Code sowie ausführlichem Wegbegleiter ausgestattet, der neben den 21 Zitattafeln eine kurze Vita des jeweiligen alemannischen Dichters und – Nicht-Mundartler aufgepasst – auch eine Übersetzung ins Hochdeutsche liefert.

Los geht’s durch den Park, und natürlich steht für die erste Zitattafel kein anderer als Johann Peter Hebel (1760–1826) Pate, denn schließlich hat der bekannte Dichter mit seinen Werken großen Anteil daran, dass das Wiesental und das angrenzende Markgräflerland noch heute als Kerngebiete der alemannischen Mundart gelten.

Nach einigen Treppen mit hübschem Blick zum Städtli hinunter machen wir neben dem Friedhof die Biege und tauchen in den Wald ein. Vögel zwitschern, ein Bach sprudelt munter, und die Bäume prahlen mit ihrem satten Grün. Immer wieder sorgen die Zitattafeln für kurze Pausen – praktisch ist das, so kommen wir trotz des Anstiegs nie außer Atem.

Verschiedene Mundarten

Die Zitate selbst sind am Wegesrand nicht in Stein gemeißelt, aber die Tafeln jeweils auf solchen befestigt, schlicht und hübsch anzusehen. Mal sind die Zitate nachdenklich, mal heiter, einige religiöser Natur, andere philosophisch.

Und obwohl wir alle alemannische Muttersprachler sind, legt sich die Stirn ein ums andere Mal in Falten, tiefer als die Täler und Hügel des Zeller Berglands. Denn Schwätzen ist das eine, aber lesen und verstehen das andere – nicht zuletzt deshalb, weil die Heimatorte der Dichterinnen und Dichter sich durch das gesamte Wiesental und Markgräflerland bis in die Schweiz hinein ziehen. Und da schon von Ort zu Ort immer etwas andere Varianten des Alemannischen gesprochen werden, braucht’s oft ein zweites Mal Lesen, bis es schließlich heißt: "Ah, so. Kapiert."

So wandern und lesen wir uns durchs Kühlloch hoch, biegen bei der Abzweigung Wildeck Richtung Adelsberg ab. Und bei so viel literarischem Input kommt auch einer unter uns schon selbst mal auf philosophische Gedanken und erinnert sich an einen Ausspruch, den er unlängst einmal gehört hat: Schön sei es heute, "ein entspannter Spaziergang, wo die Seele noch genug Zeit hat, dem Körper hinterherzugehen". So kurzweilig ist bald darauf der Aufstieg geschafft, der Wald lichtet sich und macht einer weiten, tiefgrünen Wiesenlandschaft Platz mit Blick auf Adelsberg – die Wegmarke Schänzle ist erreicht.

Vielseitig und Kurzweilig

Am Horizont lassen sich die Alpen erahnen, ehe wir ein kurzes Stück weiter, wieder zurück im Wald, die hübsche Lichtung samt Schänzle-Grillplatz erreichen – auch ohne Grillgut ein idealer Rastplatz. Gestärkt tauchen wir wieder in den Wald ein und in schmalpfadigem Zickzack geht’s bergab. An einer kleinen Lichtung liegt ein weiterer Zitatstein; damit nicht genug, tut sich am Horizont noch eine fette Alpensicht auf.

So belohnt, fallen die letzten Zickzackmeter leicht, und unten angekommen bleibt noch Zeit für ein kurzes Resümee: Sehr vielseitig, kurzweilig, aber auch erstaunlich modern und passend für die heutige Zeit waren die Alemannenweg-Zitate. Unser Favorit steht übrigens auf Tafel vier. Welcher das ist? Das darf sich jeder selbst erwandern.

Info: Wiesentäler Alemannenweg, Länge: 6,2 Kilometer, Dauer: 1:55 Stunden, Auf-/Abstieg: 239 Meter. Mehr Infos unter mehr.bz/ale-zell
von Anita Fertl
am So, 04. August 2024 um 10:00 Uhr

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