Auch für Familien

Wandern, wo einst die Ritter hausten: Eine Tour zur Burg Wieladingen

Durch kühle Wälder wandern, auf Brücken und Stegen über die sprudelnde Murg, vorbei an den Kaskaden des Lehnbachwasserfalls bis zu einer alten Burg: So abwechslungsreich ist der Thimosrundweg.

Durch kühle Wälder wandern, über Brücken und Stege die sprudelnde Murg queren, vorbei an den Kaskaden des Lehnbachwasserfalls bis zu einem alten Burggemäuer: Der Thimosrundweg in Murg-Oberhof im Südschwarzwald eignet sich für Kinder wie Erwachsene zum Erkunden, Ausprobieren und Genießen.

Es ist schon um die Mittagszeit, als wir den Wanderparkplatz "Thimos" erreichen, was uns aber nicht weiter in Hektik versetzt. Der Thimosrundweg, mit Abstecher zur Burgruine Wieladingen, verspricht eine überschaubare und trotzdem abwechslungsreiche Tour – auch für Spätaufgestandene, wie wir heute.

Ein munter plätscherndes Bächlein begleitet uns

Vom Parkplatz aus wenden wir uns nach rechts, in Richtung "Pflanzgarten" und "Ruine Wieladingen", und erfreuen uns angesichts schwüler Frühsommerwärme über den Schatten des Waldes und an dem Bächlein mal rechts, mal links des Weges, der leicht bergauf führt. Man könnte hier schon wunderbar am Bächle verweilen. Aber wir sind ja noch kaum einen Meter gelaufen. Daher bleiben wir auf Kurs, lassen auch die Waldsportstation Nr. 2, vom Sporthasen "Thimos", und den dort abzweigenden Weg rechts liegen und gehen geradeaus weiter. Der Waldsporthase wird versuchen, uns immer wieder unterwegs an der ein oder anderen Übungsstation zum Trainieren und Dehnen zu ermuntern – Kinder hätten ihren Spaß daran.

Beim Wegpunkt "Pflanzgarten" laufen wir links etwas bergab, gleich zweigt auch schon ein schmalerer Pfad, der Schlossweg, nach rechts ab, dem wir folgen. Es zieht uns dem Murgtal entgegen. Vorbei geht es an fast mannshohen Farnen, bis wir allmählich den Fluss rauschen hören. Immer vernehmbarer werden die Wasser weit unten im Tal, während wir am Hang oben über eine Fläche gehen, wo keine Bäume mehr stehen – vermutlich der Trockenheit der letzten Sommer geschuldet. Irgendwie stimmt uns das wehmütig, wir werden aber getröstet mit einem warmen würzig-harzigen Duft, der uns um die Nase streicht.

Nach einigen Wegbiegungen können wir den höchsten Punkt der Tour anpeilen: Den Bergfried der Ruine Wieladingen. Erst müssen wir aber runter zur Brücke über die Murg. Das Wasser lockt und ringsum, auch in den Felsfugen, wächst und sprießt es in umwerfendem Grün.

Wurzeln, Wolken, Wasserfälle

Ab jetzt heißt das Motto: Steigen! An Wasserfällen vorbei, über Wurzeln, steinige Stufen und Stege aus Metall. Wir schnaufen uns tapfer bergauf, die Burg ruft! Unvermittelt ragt vor uns aus dem Baumdickicht das Burggemäuer hoch auf, blauer Himmel lugt durch einen Torbogen. Wir treten hindurch, der Blick in die Landschaft öffnet sich. Über grünen Baumwipfeln kreist ein Milan zwischen weißen Wolkentupfen.

Eine Treppe zum Knieschlottern

Auf Info-Tafeln erfahren wir, dass die Burg etwa um 1200 erbaut worden ist. Sie war Sitz der Ritter und Edelknechte von Wieladingen, die von dort die Landgüter des Klosters Säckingen in Murg, Oberhof und Herrischried verwalteten. Ab 1984 bewahrte der "Förderkreis zur Rettung der Burg Wieladingen" aus Rickenbach die Burgruine mit viel Einsatz vor dem kompletten Zerfall und machte sie begeh- und erlebbar. Man kann über eine Wendeltreppe bis in den 28 Meter hohen Bergfried steigen. Ein wenig schlottern unsere Knie angesichts des abgründigen Tiefblicks direkt unter unseren Füßen. Doch oben auf dem Turm werden wir mit einer famosen Aussicht belohnt – und dem guten Gefühl: Wir sind oben, Knieschlottern hin oder her.

Nach einer Rast laufen wir den gleichen Weg zurück, bis der Schlossweg wieder auf den breiten Waldweg trifft und gehen dort rechts, in Richtung "Thimos". Bald schon weicht der Wald zurück, an einer Wegkreuzung steht ein Bänkchen unterm Lindenbaum. Wer mag, kann hier verweilen.

Der Blick schweift übers Rheintal bis zum Schweizer Jura

Wir marschieren rechts und gleich wieder links, am Waldrand entlang. Im Kontrast zur Natur um uns herum schimmern auf den gewaltigen Masten vor uns die Kabel der Überland-Stromleitung vom Rhein heraufkommend in der Sonne.

Bei der Infotafel über die "Thimoseiche" wählen wir den linken Weg, hinein in die freie, offene Wiesenlandschaft. Feldlerchen tirilieren, entdecken können wir sie aber nicht. Unser Blick schweift weit in die Ferne, über das Rheintal bis zum Schweizer Jura. In der Nähe aber blinken Kornblumen blau zwischen silbrig-grünen Kornähren. Wir erreichen die Thimosweiher. Baden ist in diesen angelegten Fischweihern nicht erlaubt. Dafür bewundern wir die Ringelnatter, die von den Seerosen langsam ins Wasser gleitet. Gemütlich geht es rechts weitläufig um die Teiche herum, zurück zum Wanderparkplatz.
Thimosweg bei Murg-Oberhof

Laufzeit: ca. zwei Stunden
Strecke: 5,7 km, 140 Höhenmeter
Anspruch: Überwiegend leicht, der etwas alpin anmutende Wegabschnitt ab dem "Schlossweg" zur Murgtalschlucht und hinauf zur Ruine Wieladingen erfordert Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit (besonders die Besteigung des Bergfrieds über eine luftige Wendeltreppe). Aufstieg zur Burg nur bei trockenem Wetter, festes Schuhwerk mit Profilsohle ist zu empfehlen!
GPX-Daten: mehr.bz/thimos
Für Familien: Grillplatz zwischen "Wanderparkplatz Thimos" und Wegpunkt "Thimos" (nahe Antoniuskapelle), Spielen an Bächen, Naturbeobachtung an Teichen. Erfrischung zum Abschluss im idyllischen Naturerlebnisbad "MuRheNa" in Murg, direkt am Rhein, zirka zehn Minuten mit dem Auto ab dem Wanderparkplatz.
Anfahrt/Parken:
Wanderparkplatz "Thimos" bei Murg-Oberhof.
Per Bus:
Linie 7326 Bad Säckingen/Rickenbach oder 7330 Laufenburg/Hänner bis Oberhof und zu Fuß etwa ein Kilometer bis zum Parkplatz; oder alternativ Startpunkt "Lehnhof" nördlich von Rippolingen, Bus 7328 Bad Säckingen/Todtmoos, Haltestelle "Rickenbach Friedborn".
Weitere Infos gibt’s online unter mehr.bz/murhena (Naturerlebnisbad) und http://www.murg.de
von Gabriele Poppen
am Sa, 10. Juli 2021 um 07:00 Uhr

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