Ölbergrunde in Ehrenstetten
Wandertour in die Steinzeit
Damit sich Kinder auch an einem heißen Sommertag Wanderschuhe anziehen, braucht’s einen schattigen Weg, ein cooles, abenteuerliches Ausflugsziel und die passende Ansage: "Kinder, heute geht’s in Teufelsküche!" Als der Nachwuchs dann noch erfährt, dass damit nicht etwa die Hölle, sondern vielmehr die Höhlen der Rentierjäger am Ölberg gemeint sind, wird ratzfatz die ganze Familiensippe samt Oma mobilisiert. Und schon sind wir, ausgerüstet mit Stirnlampen und Picknick im Rucksack, unterwegs nach Ehrenstetten.
Gar nicht teuflisch nimmt die Ölbergrunde an der Längsseite der Kirche St. Georg im Ortszentrum ihren Anfang. Steinstufen führen entlang des Kirchengartens zum Kreuzweg hinauf. Während wir die Treppen erklimmen, steigen auch die Erwartungen unserer vierköpfigen Kindergruppe: Die Jüngste zählt die Taschenlampen ab und ist froh, dass Mama genug eingepackt hat, der ältere Bruder fragt nach einem Helm und will wissen, ob die Höhle auch sicher nicht einkracht. Die Fünfjährige hofft, einen Schatz zu finden, aber der große Cousin stellt fest, dass es mit dem Schatz wohl nichts wird, weil die Höhle wohl gar nicht so geheim sei und es sogar einen Wegweiser dorthin gebe. Er zeigt auf das Schild. Darunter ist ein zweites, eines mit rotem Punkt auf gelbem Untergrund, dem Ölbergrundweg, dem wir folgen.
Geheim oder nicht, spannend bleibt’s, denn schließlich haben dort im Wald vor 35 000 Jahren Rentierjäger gelebt. Wir verlassen den breiten Weg und biegen auf einen schmalen Trampelpfad ein, der mal bergab und mal bergauf durch dichtes Gestrüpp führt. Immer abenteuerlicher wird das Gelände, Gebüsch und dichte Buchen wuchern wie im Dschungel. Ein tolles Jagdrevier haben sich die Steinzeitmenschen ausgesucht, finden die Kinder.
Es geht knackig bergauf. Vier Augenpaare kleben an der grünen Waldwand, die immer felsiger zu werden scheint. "Da oben ist eine Höhle!", schreit plötzlich einer. Trotz Steigung gibt es kein Halten mehr, die Jungs fangen an zu rennen, die jüngeren Mädchen hinterher. Die Vorhut klettert den Hang hoch, mit Händen und Füßen. Zum Glück entdecken wir ein Stück weiter eine Steintreppe, über die auch Oma zu uns stoßen kann.
"Da hängen nicht mal Fledermäuse", stellt die Fünfjährige enttäuscht fest, denn die Höhle entpuppt sich nur als Unterschlupf. Dann entdeckt ein Kind ein Loch, dahinter eine Nachbarhöhle. Aber nicht mal die Dreijährige passt durch, also gehen die Höhlenforscher außen rum. Und da ist sie endlich: die Teufelsküche. Dort haben die Rentierjäger Feuer gemacht, die Felsdecken sind rußgeschwärzt. Sogar eine Höhlenzeichnung finden wir, die allerdings wohl kaum aus der Steinzeit stammt.
Nach dem Auskundschaften der Höhle ist der Forschergeist angestachelt, die Kinder sind im Höhlen fieber und suchen weiter. Kurz darauf entdecken wir einen kleinen Steinhaufen, der von der Burg Hauenfels aus dem 14. Jahrhundert übrig geblieben ist. Während die Mutter noch darüber doziert, dass sich Forscher nicht einig seien, ob es sich dabei überhaupt um eine Burganlage handle, ist der Nachwuchs längst ausgebüxt: "Abkürzung!" Das, was auf den ersten Blick aussieht wie ein Weg bergab, entpuppt sich aber als Rutschpartie.
"Ganz schön sportlich, Oma", lobt unten der Enkel anerkennend. Zeit für eine Stärkung. Die Möhlin murmelt und die Vögel zwitschern, während wir langsam wieder zu Kräften kommen. Weiter geht die Bergumrundung am Kuckucksbad vorbei, einem beeindruckenden alten Steinbruch. Die Jungs laufen voraus und machen Jagd auf Brennnesseln, schlagen mit Stöcken den ohnehin freien Weg noch freier.
Den letzten Schlenker samt Aufstieg, den uns das Schild vorgibt, lassen wir aus, nehmen den ebenen Weg mit prima Ausblick über Reben, noch mehr Weinberge und auf die Ölbergkapelle. Schon schließt sich der vier Kilometer lange Kreis über den Kreuzweg zum Ortszentrum zurück.
Dort machen wir einen letzten Abstecher und gehen von der Stein- in die Eiszeit – kulinarisch. Zufrieden schlecken die Kinder ein Eis am Stiel, mit den Füßen in der ebenfalls eiskalten Möhlin. von Anita Fertl
am
Fr, 05. August 2016
Info
Grosse Ölbergrunde in Ehrenstetten
Start- und Zielpunkt der etwa vier Kilometer langen, nicht Kinderwagen geeigneten Runde ist die Kirche St. Georg in Ehrenstetten, einem Teil der Gemeinde Ehrenkirchen. Von dort dem Ölbergrundweg (Roter Punkt auf gelbem Untergrund) folgen. Wer sich den letzten, anstrengenderen Schlenker Richtung Gipfel sparen will, folgt nicht den zwei kurz nacheinander folgenden Wegweisern, sondern geht auf ebenem Weg aus dem Wald heraus. Der Weg ist gut ausgeschildert, einen zusätzlichen Wanderführer (3 Euro) gibt’s bei der Tourist-Info Ehrenkirchen, Tel. 07633/80447; weitere Infos
unter: http://mehr.bz/oelberg
Autor: anfe