Wenn das Sofa zur Bühne wird

LAND & LEUTE: Singer-Songwriter Matt Woosey hat einiges vor.

ETTENHEIM-ETTENHEIMMÜNSTER. Der 32 Jahre alte Singer-Songwriter Matt Woosey hat sich zur Karrierepause und für den Start einer neuen Lebensphase im Münstertal niedergelassen. "Es ist erholsam hier, und ich komme trotzdem überall hin", sagt der Musiker mit der ehrlichen Stimme und dem kantigen Gitarrenspiel. In England hat er seine Frau kennengelernt, ist mit ihr vor der Geburt des ersten Kindes nach Ettenheimmünster gezogen. Hier hat er dreierlei vor: den ersten Auftritt seiner neuen Band im Rockcafé Altdorf, eine offene Bühne, die einmal im Monat im Gasthaus Rebstock in Münchweier stattfinden soll und Konzerte im Kulturkeller in Ettenheim.

"Wie sind Sie nach Ettenheim gekommen?" Diese Frage hört Matt Woosey immer wieder, der seit einigen Monaten mit sogenannten "Sofakonzerten" auf sich aufmerksam macht. Sie fanden und finden statt in der Alten Streitbergstraße 18 in Ettenheimmünster, wo Matt zusammen mit seiner Frau Lisa und Sohn Marley (1) wohnt. Lisa ist die Tochter von Michaela Vogt, die mit dem Rebstock-Wirt Helmut Kollofrath verheiratet ist. So erklärt sich die Ortswahl.

Bei Sofakonzerten füllt sich das heimische Wohnzimmer

Seine Sofakonzerte funktionieren folgendermaßen: Es wird per Newsletter eingeladen, zum Konzertabend füllt sich das Wohnzimmer, und die Wooseys bieten Snacks und etwas zu trinken an. Matt spielt, das Publikum lauscht. Wer mag, postet Kommentare auf der Webseite und weiter geht’s in andere Wohnzimmer. "Das ist cool, da müsst ihr mal hin", wird man von Freunden angesprochen, und so sollte es auch laufen. "Ich liebe Sofakonzerte, denn nirgendwo sonst sind Musiker und Publikum so eng verbunden", sagt Matt, der sich europaweit buchen lässt. "Anders als bei regulären Konzerten kann ich auf dem Sofa spielen, was ich will, und bin mir der Aufmerksamkeit meines Publikums gewiss."

Bei manchen Gigs, wenn er etwa in Kneipen spielt, müsse er sich gegen den Lärmpegel durchsetzen. "Das ist anstrengend", sagt Matt. "Auch wenn ich eine größere Bühne habe, merke ich manchmal, dass einzelne Besucher unaufmerksam werden und denke mir: Soll ich jetzt einen Blues spielen, oder einen Rock 'n' Roll, um die da hinten an der Theke auch zu erreichen?" So etwas gebe es bei Sofakonzerten nicht. Matt nutzt sie, um ein Netzwerk für seine Band aufzubauen.

Der Musiker ist mit seiner Gitarre schon nach Berlin gezogen, nach Dresden, nach Mayen, Hamburg, Karlsruhe, Peine, Siegen, Norderney, Augsburg, Oberkirch, nach Holland, Frankreich, England und in die Schweiz. "Ich bin drei Tage weg, drei Tage hier", sagt Matt Woosey, der vom Bahnhof Orschweier in die Welt startet. Ob er bei langen Anreisen immer noch etwas verdiene? "Manchmal ist der Hut so voll, dass ich staune", sagt Matt. "Manchmal läuft’s schlechter. Aber über die Internetplattform kann ich mir ein Mindesthonorar sichern."

Seit Ende der Schulzeit auf der musikalischen Walz

Matt ist seit Ende seiner Schulzeit musikalisch auf der Walz. Er habe zwar ein Studium im Fach Musiktechnik begonnen, aber das sei nichts gewesen. Er entschied sich für handgemachte Musik, war mit dem "Van", einem Transporter, unterwegs und spielte sich durch Kneipen und Konzerthallen. "Ich war schon etwas durch und suchte neue Ufer", bekennt der Gitarrist. "Dann traf ich Lisa. Sie war einige Jahre in Australien unterwegs und besuchte gerade ihre beste Freundin in England, als ich sie bei einem Konzert traf. Seither sind wir zusammen und unser Sohn machte uns sesshaft."

Männer könnten ihr Leben lang vagabundieren, lacht Matt, "aber es ist gut, so wie es ist". Er starte nun eine neue Karriere mit einer neuen Band, die vorerst seinen Namen tragen soll. Auftakt ist am kommenden Freitag im Altdorfer Rockcafé. Am Tag darauf treten die fünf Jungs, alle aus der Region – nur der Drummer kommt aus England – im Kulturaggregat in Freiburg auf. Dann geht’s über die Schweiz nach England, und zum Konzert am 30. März auf der Bühne im Waldsee in Freiburg soll das Konzept der Band stehen, vielleicht auch unter einem neuen Namen. "Dann treten wir nur noch gegen Eintritt auf", ist Matts Plan.

Jetzt aber freut er sich auf den ersten Gig der neuen Formation und auf die offene Bühne im Rebstock bei Lisas Mutter und Stiefvater. "Wir haben einen Kellerraum eingerichtet und bringen frische Musik auf die Bühne", sagt Matt. "Die Liste ist lang. Jeder hat 15 Minuten Zeit oder drei Lieder." Mit der Jam Night will Matt eine englische Tradition nach Deutschland bringen. "Bei uns kannst du auch in kleinen Städten den ganzen Abend Livemusik in unterschiedlichen Kneipen hören, bei freiem Eintritt."

Matt Woosey hat im vergangenen Jahr sein neuntes Album herausgebracht. Darauf ist der Bassist Danny Thompson zu hören, der im Trio mit John McLaughlin gespielt hat und mit Tim Buckley, Kate Bush, Cat Stevens, John Martyn und Rod Stewart auf der Bühne stand. Am Schlagzeug sitzt Clive Deamer, ein nicht minder begabter Musiker. "Ich dachte, mich haut’s um, als mir deren Manager zusagten, meine Songs zu begleiten", sagt Matt Woosey. Mit so viel Rückenwind freut er sich nun, auch wieder neu mit einer Band anzufangen – "mit großartigen Jungs aus der Region".

Veranstaltungen: Freitag, 13. Januar: Matt Woosey Band, Rockcafé Altdorf, Einlass: 20 Uhr, Beginn: 21 Uhr, Eintritt frei (der Hut geht rum). Freitag, 20. Januar: Jam Session im Gasthaus Rebstock (Keller), Beginn 19.30 Uhr, Eintritt frei (Hut). Weitere Infos über Matt Woosey gibt es auf seiner Webseite: http://www.mattwoosey.co.uk
von Erika Sieberts
am Di, 10. Januar 2017

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