Willkommen in der Glitzerwelt

Las Vegas im Elsass mit dem weltbesten Magier 2017.

Der Mann mit dem modischen Bärtchen und eindringlichen Blick lässt gleich einen veritablen Helikopter von der Bühne verschwinden. Wie bloß gelingt ihm das? Seine wechselnden Anzüge sind so scharf geschnitten wie die Messer, die er die Körper seiner Assistentinnen zerschneiden lässt. Man kennt diese Sorte Tricks. Doch Christian Farla, der aus Rotterdam stammende Träger des Master of Magic Award 2017, in Deutschland auch dem Fernsehpublikum bekannt, lässt die klassischen Zauberkunststücke immer noch eine Nummer spektakulärer ausschauen. Erst recht kann man dann sagen: Was wäre die Illusion, wüsste man als Zuschauer, wie sie zustande kommt?

Im Royal Palace, dem Revuetheater in Kirrwiller, will man sich als Zuschauer gerne wie auf einem fernen, sehr glitzernden Planeten vorkommen. Alles hier ist Kitsch, dies jedoch so hemmungslos konsequent, dass allein das Schauen einen Besuch wert ist. Das Gesamtkunstwerk liegt im ländlichen Nordelsass, eine halbe Stunde von Straßburg entfernt. Wer mit dem eigenen Auto anreist, dem springen geradewegs die Hühner vor den Reifen weg. Seinen Charme bezieht das Haus nicht zuletzt aus dieser idyllischen Lage. Das Dorf Kirrwiller scheint vom Rummel um das Revuetheater gänzlich unberührt.

Drinnen verkürzen zwei Restaurants das Warten auf die Show. Wer mag, stimmt sich tanzend zu Livemusik auf den weiteren Abend ein. Das Bühnenspektakel mit dem Magier Farla als Star wäre jedoch nichts ohne die tanzenden Showgirls. Aus Australien, Kanada, auch aus Frankreich und Osteuropa stammen die Tänzerinnen und Tänzer der Royal-Palace-Compagnie. Alle gleichen sie in ihrer Synchronität und Biegsamkeit auf den ersten Blick einander wie das sprichwörtliche Ei dem anderen.

In einer Reihe mit dem Moulin Rouge

Royal-Palace-Gründer Pierre Meyer weiß um die Beliebtheit seines Theaters nicht nur beim Publikum, sondern auch unter den Tanzprofis. Seit vielen Jahren behauptet der Royal Palace seinen Platz unter den drei erfolgreichsten französischen Cabaretbühnen in einer Reihe mit dem Lido und Moulin Rouge in Paris.

Aber zurück auf die Bühne, auf der Christian Farla seine Show in der Rolle eines angeblichen Grafen zelebriert. Seine Inszenierung ist dabei hemmungslos künstlich. Er lässt, assistiert vom Trio Showgirls of Magic, protzige Karossen verschwinden, windet sich bei Entfesselungsnummern aus besonders dicken Ketten und Seilen oder entkommt einer fürchterlichen Säge. Der Rhythmus der Musik hämmert dabei mal eindringlich und verrucht, mal schmeichelt sie melodiös den synchronen Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer.

Die neue Show Miss & Mystère ist im Stil eines Rockmusicals gemacht, durchtacktet von schnellen Illusions- und Tanznummern. Farlas Magiervorgänger in der elsässischen Revue waren noch Beiwerk zum Showtanz. Wenn der Niederländer heute vor der Kulisse von angeblich Europas größter HD/LED Kinoleinwand (220 Quadratmeter) und effektvollen Projektionen vorgibt, Körper zu zerschneiden und zu zersägen, immer mit spektakulär großen Maschinen und Instrumenten, dann steht er klar er im Mittelpunkt. Bis eines der Showgirls of Magic plötzlich wieder makellos aus Magierskräften wieder hergestellt auf der Bühne erscheint.

Neben Farla produzieren sich auf der Bühne des Royal Palace auch internationale Artisten mit Höchstleistungen. Leosvel & Diosmani aus Kuba bewegen sich am so genannten chinesischen Mast in der Vertikalen, als stünden sie mit beiden Beinen auf dem Boden. Der deutsche Showpilot Daniel Golla lässt Modellflugzeuge wie Vögel über das Publikum hinwegtanzen. Auf hohen Stäben stemmt der spanische Equilibrist Ivan Peres sein eigenes Körpergewicht zu eleganten Figuren. Es ist, als habe Christian Farla die Schwerkraft für ihn einfach weggezaubert.

Weitere Informationen unter http://www.royal-palace.com/de
von Bärbel Nückles
am Mi, 28. März 2018

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