Vorträge und Lesungen
Die anthroposophische Ärzteschaft im Nationalsozialismus
- Wann
- Mi, 2. Juli 2025, 20:00 Uhr
- Wo oder WAS
-
Freiburg
Universität, KG III, Hörsaal 3044
Waren die anthroposophischen Ärztinnen und Ärzte Mitläufer, Profiteure oder Opponenten des Nationalsozialismus und seiner «Neuen Deutschen Heilkunde?» Wie positionierte sich die anthroposophische Ärzteschaft zu den Leitlinien der NS-Medizin und deren Konsequenzen - von der biologische Erfassung der gesamten Bevölkerung unter dem Diktat der «Volksgesundheit» und maximalen Leistungsfähigkeit über den Ausschluss jüdischer Kolleginnen und Kollegen bis hin zu Zwangssterilisationen von Menschen, deren Fortpflanzung nicht erwünscht war, und zur Tötung psychiatrischer Patienten? Wenn die anthroposophische Ärzteschaft wirklich, wie von anthroposophischer Seite oft betont, Teil einer zivilgesellschaftlichen Widerstandsbewegung war, warum konnten sie dann nach dem Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft im November 1935 noch weiterarbeiten, in Praxen und Kliniken, in einzelnen heilpädagogischen Heimen - und hatten anthroposophische Arzneimittel zur Verfügung, die die Weleda und Rudolf Hauschka nach wie vor produzierten? Gehörten sie doch eher zum Regime - und waren am Ende eine privilegierte und kooperative Gruppe mit ideologischer Konvergenz zum Nationalsozialismus, wie maligne Kritiker der Anthroposophie schon wiederholt behauptet haben? Fügte sich die Anthroposophische Medizin ins biopolitische Konzept der Nationalsozialisten, mit der Aufwertung des «Natürlichen» und «Völkischen», des Heimatlichen und Prophylaktischen? Mehr Immunität, Lebenskraft und Resistenz wollten die führenden NS-Ideologen, mehr «Gesundheit» und «Lebenskraft» für das deutsche Volk. Nicht wenige prominente NS-Funktionäre ließen sich und ihre Familien in anthroposophischen Praxen behandeln. War die anthroposophische Heilkunst die für sie passende Form der «biologischen Medizin»? Diese und ähnliche Fragen (und manchmal: Unterstellungen), die nicht ohne gesellschaftspolitische Brisanz und Aktualität sind, waren Anlass für ein großangelegtes wissenschaftliches Aufarbeitungsprojekt zur Anthroposophischen Medizin, Pharmazie und Heilpädagogik in der Zeit des Nationalsozialismus durch Peter Selg und seine Mitarbeiter Susanne H. Gross und Mathias Mochner - im Auftrag der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD) und begleitet durch einen unabhängigen wissenschaftlichen Beirat. Der erste Teil über die Anthroposophische Ärzteschaft ist 2024 erschienen, zwei weitere Bände über die anthroposophischen Heilmittelhersteller Weleda und WALA sowie über die anthroposophische Psychiatrie und Heilpädagogik sind in Vorbereitung. Peter Selg stellt die Ergebnisse des ersten Bandes vor. Der Vortragende PROF. DR. MED. PETER SELG unterrichtet medizinische Anthropologie und Ethik (Alfter, Witten-Herdecke). Er leitet das Ita Wegman Institut und ist Mitglied der Goetheanumleitung in Dornach (Schweiz).
Quelle: Veranstalter
Veröffentlicht am Do, 26. Juni 2025 um 09:15 Uhr
Wir brauchen Ihr Einverständnis für Google Maps!
Unter Umständen sammelt Google Maps personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.