Freizeittipps
Bunte Vögel, schillernde Echsen: Hier kann man in Südbaden seltene Tiere entdecken
Belchen: Heimat des Zitronenzeisigs
Er ist in Deutschland äußerst selten zu beobachten: der Zitronengirlitz, auch Zitronenzeisig genannt. Aber es gibt ihn am Belchen, am Feldberg und am Herzogenhorn. "Der Zitronenzeisig steht schon sehr lange auf der Roten Liste der gefährdeten Arten", erklärt Susanne Vorndran, Rangerin im Biosphärengebiet Schwarzwald. "Es gab nur noch wenige Brutpaare." Die Vögel hatten Kalkfüße bekommen, berichtet die Rangerin, eine durch Milben verursachte Krankheit. Biologen fingen die Tiere ein und behandelten sie – und das zeigte Wirkung. Inzwischen habe man wieder etwa 70 Vögel gezählt. "Für eine stabile Population braucht man 200 Tiere", sagt Vorndran.
Trotzdem ist sie optimistisch. Und sie genießt es, die kleinen Vögel auf ihren regelmäßigen Touren am Belchen zu beobachten. Hier suchen die Samenfresser auf den freien Flächen nach Nahrung. "Wenn man früh morgens kommt, sieht man sie überall spielen."
Gut zu erkennen sind sie: Mit ihrem leuchtend gelben Bauch und Gesicht machen insbesondere die Männchen ihrem Namen alle Ehre.
Hochweiden: Biotop für Silberdistel und Sonnentau
Ebenfalls in der Kernzone des Biosphärengebiets ist die Silberdistel zu finden. Die Pflanze mit ihren großen silbrigen Blüten findet etwa auf dem beweideten Magerrasen der Stollenbacher oder Erlenbacher Weide perfekte Bedingungen. Hier ist die Silberdistel nur eine von vielen geschützten und gefährdeten Arten, die auf den Hochweiden ihr Biotop haben und davon profitieren, dass das Weidevieh die Landschaft offenhält: Von Mai bis August blüht die Weißzunge – eine besonders gefährdete Orchideenart. Rund um die Sickerquellen gedeiht außerdem rundblättriger Sonnentau, der mit seinem Fangschleim Mücken und andere kleine Insekten fängt und verdaut. Weil sein Lebensraum – nasse Standorte und Moore – schwindet, gilt er in Zentraleuropa als gefährdet und ist besonders geschützt.
Erwandern kann man die Hochweiden über den vier Kilometer langen Erlenbacher Weidepfad, der an der Stollenbacher Hütte startet, oder auf einer längeren Wanderung ab St. Wilhelm.
Kaiserstuhl: Sonnenplatz für Smaragdeidechsen
Gute Chancen, eine türkis-schimmernde Smaragdeidechse zu entdecken, haben Spaziergänger auf dem gleichnamigen Lehrpfad bei Vogtsburg-Oberbergen, der sich zum Teil ziemlich steil den Rebhang hinaufschlängelt. Kaiserstuhl und Tuniberg sind zwei von wenigen Gebieten in Deutschland, wo die Westliche Smaragdeidechse zuhause ist. Die bunten Eidechsen nutzen die Wärme des Weinbergs nicht nur, um sich zu sonnen, sondern auch, um ihre Eier allein durch hier herrschende Hitze ausbrüten zu lassen. Von Ende August an schlüpfen die Jungtiere, die anfangs nur ein Gramm wiegen. Nun heißt es für sie futtern, um für den ersten Winter kräftig an Gewicht zuzulegen. Erwachsene Tiere ziehen sich von September an ins Winterquartier zurück, Jungtiere erst später.
Taubergiessen: Brutstätte für Flussseeschwalben
Sie ist laut und trägt im Sommer einen roten Schnabel: Die Flussseeschwalbe ist ziemlich gut zu erkennen. Der stark gefährdete Vogel hat ein Refugium im Naturschutzgebiet Taubergießen und kann vom Beobachtungsturm am Fischadlerweg beo
bachtet werden. Von hier aus hat man – vor allem mit Fernglas – einen perfekten Blick auf die Schwimmflöße, die im Innenrhein liegen und auf denen die Flussseeschwalbe brütet. Wegen ihres eleganten Fluges und der Form der Schwanzfedern trägt sie vermutlich diesen Namen, aber die Flussseeschwalbe ist mit der Möwe verwandt. Die Langstreckenfliegerin zieht zum Überwintern nach Süd- und Westafrika. Von April bis Oktober aber finden die Tiere in den klaren Gewässern im Taubergießen Nahrung: Fische, die sie im Stoßtauchen aus dem Wasser angeln.
Im Naturschutzgebiet gibt es noch mehr – zwar nicht seltene, aber besondere – Vögel zu sehen: Von Mai bis August ist der leuchtend gelbe Pirol in den Baumwipfeln im Taubergießen zu entdecken – und der bunte Eisvogel flitzt das ganze Jahr über die Wasserflächen hinweg, um nach Beute Ausschau zu halten und mit dem scharfen Schnabel aus dem Wasser zu fischen.
Um die Natur nicht zu stören, darf man als Besucher Wege und Pfade nicht verlassen. In der Regel dürfen Hunde an der Leine geführt werden. Im Naturschutzgebiet Taubergießen aber gibt es auch Bereiche – die Wilden Weiden –, in denen Hunde indes nicht erlaubt sind. Ebenfalls tabu sind das Sammeln von Pilzen und Pflanzen, das Feuermachen und seinen Müll liegenzulassen.
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