Weltmusik

Kofelgschroa spielen in Schopfheim und Freiburg

Kofelgschroa spielen in Schopfheim und Freiburg.

Zeit haben oder den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Der Wäsche zugucken, wie sie im Wind flatternd trocknet, oder in der Frühlingsluft an die Liebste denken und gar nicht arbeiten können. Das ist das Schöne an der bayerischen Band Kofelgschroa, die in Schopfheim und Freiburg auftritt.

Kofelgschroas Bereitschaft, sich Zeit zu nehmen für Absonderlichkeiten, sich um wenig zu scheren und nur das Nötigste und Notwendige zu machen, drückt sich auf wunderbare Weise in der Musik aus. Wobei die Instrumentierung ihr Übriges tut: Die Tubatöne klingen so, als würden sie in ein Loch fallen – und der Hörer mit. Das Akkordeon setzt rhythmische Klangfarben, die Gitarre schrammelt, manchmal erzählt ein Tenorhorn krummes Zeugs. Fertig ist eine urbayerische Popmusik, die gleichzeitig provinziell und universell klingt.

Schon seit gut zehn Jahren gibt es das Quartett aus Oberammergau. Anfangs unter dem Namen Kofelmusik nahe der Volksmusik unterwegs, ersetzte mit dem Plattenvertrag beim Label Trikont 2012 das "Geschroa" die "Musik" – aber nur im Namen. Zwar geht ihr Werdegang einher mit dem Aufstieg der Blaskapellen in die Popmusik, doch mit dem häufig schenkelklopfenden Kopfplattlerwahnsinn haben die Südbayern wenig am Hut. Die Verweigerungshaltung oder vielmehr die Langsamkeit lässt das schon gar nicht zu, auf einen fahrenden Zug zu springen. "Loopmaschine" tanzt den gleichförmigen Arbeitstakt mit kleinem Doo Wop: "Loop di Loopmachine – die hängt". Eine berghohe Sicht der Dinge.

Dabei ist ihre Art und Weise zu musizieren nicht vom Himmel gefallen, es gibt natürlich Ahnherren wie die legendären Biermösl Blosn mit ihrer Abarbeitung von heimischer Kultur oder die multikulturelle Sehnsuchtswelt des grandiosen Orchestras G.Rag y los Hermanos Patchekos. Im ausufernden Titelsong "Baaz" vom aktuellen Album gibt es eine krautrockartige Passage, als hätten Can das Improvisieren in Bayern gelernt. Danach wird mit einem Ländler alles wieder hingebogen. Oder "Venedig" mit den lustigen Zeilen "Meine Freundin ist aus Venedig, wir sehen uns echt wenig" klingt nach italienischer Tarantella. Nach dem ZMF-Auftritt 2017 bespielen sie nun kleinere Bühnen, und man darf gespannt sein: "Es ist so schön, wenn die Welt an dir vorbei rauscht." Nun ganz nah.

Termine: Fr, 23. Feb., Schopfheim, St. Agathen, 19.30 Uhr (ausverkauft); Sa, 24. Feb., Freiburg, The Great Räng Teng Teng, 21 Uhr
von Joachim Schneider
am Fr, 23. Februar 2018

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