Unter seinem Leiter Lukas Grimm geht der Freiburger Kammerchor spürbar neue Wege – die durchaus auch mal abseits des gängigen Oratorienrepertoires liegen können. Das zeigt sich beim aktuellen Herbstprojekt unter dem Motto "Nocturne".

Die Blätter werden bunt und die Tage kürzer. Die Nacht dringt vor. Da macht es Sinn, einem Herbstkonzert den Titel "Nocturne" zu geben. Aspekte, Farben und Facetten der Nacht werden thematisiert. "Nocturne" – da ist die Romantik nicht weit. Der einst von Klaus Hövelmann gegründete Kammerchor präsentiert sich – was immer eine gute Schule ist – mit A-cappella-Literatur. So unter anderem von Brahms und dem aus Oberndorf am Neckar stammenden, zuweilen skurrilen Spätestromantiker und Leipziger Reger-Nachfolger Sigfrid Karg-Elert. Auch Claudio Monteverdi, der ja an der Wiege des Barockzeitalters stand, ist vertreten.

Mit dem 2008 gegründeten Salzburger Duo Enßle-Lamprecht ist im A-cappella-Kontext für Abwechslung gesorgt. Konkret heißt das: Anne-Suse Enßle spielt Blockflöte, und Philipp Lamprecht widmet sich dem Schlagzeug. Eine nicht alltägliche Kombination. Und zwei Instrumentalisten, die sich auf die Tonkunst aus Mittelalter und Moderne (welch eine Distanz!) spezialisiert haben. Flöte plus Percussion-Dreingaben: Man darf gespannt sein.

Dieses "Nocturne"-Unternehmen des Kammerchors soll kein Klangmuseum sein. Daher werden drei neue Werke interpretiert: etwa eine Kreation von Frank Zabel. Und eine Novität des Südtirolers Herbert Grassl, die auf Blockflöte, Schlagzeug und Chor zugeschnitten ist.

"Nocturne" impliziert das Dunkle, Geheimnisvolle. Bei den Wegen des Kammerchors ist anzunehmen, dass er auch beim Nachtprogramm nicht vom Pfad der Tugend abkommt. Chorchef Grimm gibt die Richtung vor. Und sichert seinen Choristen so einen eigenen Platz in Freiburgs Konzertchor-Landschaft.

Termine: Freiburg, Freiburger Kammerchor,
Konzerte:
Augustinermuseum, Fr, 7. Okt., 21 Uhr.
Kirche St. Konrad, So, 9., Okt.,
19 Uhr

von Johannes Adam

am Fr, 07. Oktober 2016