Vincent durchkreuzt die Führungen

Zwei Nachtexkursionen für Erwachsene und eine Führung für Senioren mit Bustransfer zur Burg standen am ersten Ferienwochenende auf dem Programm der Waldkircher Türmergruppe. Doch der Wetterumschwung mit Tief Vincent machte einen Strich durch die Rechnung: Nur am Freitag fand die Führung beeinträchtigt statt. Am Samstag musste sie "abgeblasen" werden. Am Sonntag trotzten die Besucher dem Regen.

Der Türmer (Thomas Kern) bläst in sein Horn und lädt zur nächtlichen Türmerführung ein. Die Zeitreise beginnt auf dem Marktplatz. Rund 50 Gäste sind dabei, darunter zwei aus Österreich. Bis zur ersten Bekanntschaft mit dem Türmer müssen sie noch etwas warten. Angeblich sitzt er im Gasthaus "Krone" und genießt einen Schoppen Bier. Ausgestattet mit Laternen, machen sich die neugierigen Gäste bei hochsommerlichen Temperaturen auf den Weg durch den Wald zur 368 Meter hoch gelegenen Burg.

Dort ist er nun tatsächlich zu entdecken, der Türmer, der das niedere Volk an seiner Burg begrüßt, während der Torhüter (Roland Wehrle) es eher kritisch beäugt. Der Türmer erzählt über die Erbauung und das Leben auf der Burg. Die Kastelburg wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Der Türmer erklärt, wie die Burg zur damaligen Zeit ausgesehen hat und an welchen Stellen sich die Ställe und Scheuen befunden haben, die heute nicht mehr zu sehen sind. Mit einem kleinen Seitenhieb in Richtung der österreichischen Besucher, berichtet er, dass die Burg auch mal in österreichischer Hand war.

Nach der Begrüßung durch die Fanfarenbläser, dem Zusammentreffen mit dem Herrn der Stangenbüchse (Waffenmeister Daniel Fuchs) und der strengen Burgwache (Stefan Mack und Matthias Schmieder) geht es hinauf zum Burghof. Der Türmer warnt die Gäste vor: Es gibt genau zwei Möglichkeiten, die Besucher zu begrüßen – entweder sie sind nicht willkommen, dann wird geschossen, oder aber die Fanfaren erklingen zur Begrüßung. Gottlob: Heute sind es Fanfaren.

Die Besucher können also zufrieden sein, aber nicht der Türmer: Der muss sich erstmal eine deftige Gardinenpredigt von der Burgköchin (Barbara Kern) anhören, die es gar nicht gerne sieht, dass der Türmer schon wieder feiern war. Resolut verscheucht sie das Gesindel aus der Küche. Später aber scheint die Köchin ganz gut gelaunt zu sein, und die Besucher erfahren manch lustige Geschichte zu den Essensgewohnheiten, den Sitten und Gebräuchen sowie dem mittelalterlichen Burgleben. Als die Burgköchin die Besucher fragt, ob sie vielleicht aus dem Wald ein paar Igel mitgebracht hätten, schütteln sie ungläubig die Köpfe. Die Burgköchin erklärt, dass Igel im Mittelalter ab und zu mal auf dem Speiseplan auf der Burg standen. Und da sie merkt, dass die Besucher wohl auch sonst mit praktischen Dingen nicht so bewandert sind, nennt sie ihnen gleich noch das ein oder andere Kräuterchen für Wehwehchen, starke Männlichkeit oder Kinderwunsch.

Dann geht es mit dem Türmer hinauf auf "seinen" Burgturm. Der Aufstieg wird mit einem herrlichen Ausblick über das nächtliche Waldkirch belohnt. Die vielen Blitze und das herannahende Gewitter können die gute Stimmung nicht trüben. Nur die Burgwache nimmt sicherheitshalber mal die Helme ab, um nicht zum Blitzableiter zu werden. Zurück im Burghof stärken sich die Besucher am Feuer bei der Burgköchin und ihrer Magd (Gabi Dorner) mit Wein und Schmalzbrot. Der Spielmann mit seinem Spielmannsweib (Stefan Schmidt und Birgitta Bernhardt) musiziert im Scheine des Lagerfeuers.
Das Historienspektakel neigt sich dem Ende entgegen und als Lohn der Mühe gibt es viel "Handgeklappere" (Applaus) von den begeisterten Besuchern. Danach tritt das niedere Volk im Laternenlicht durch den dunklen Kastelwald und mit unvergesslichen Eindrücken den Heimweg an. Es blitzt und donnert mächtig, aber es bleibt noch trocken. Am Samstag musst die Führung dagegen wegen des Wetters abgesagt werden. Am Sonntagnachmittag wurde aber "durchgezogen": Zwei Busse mit Senioren fuhren zur Burg, wo ein Zelt zum Schutz vor dem strömenden Regen aufgebaut war.

Termine: Am letzten Ferienwochenende gibt es noch einmal Gelegenheit, den Türmer und sein Gefolge kennenzulernen. Am 30. und 31. August um 19.30 Uhr sind noch einmal Nachtexkursionen (14 Euro) und am 1. September die Familienführung (35 Euro Familienbeitrag). Diese ist speziell auf Kinder zugeschnitten. Die Kinder können als Ritter oder Burgfräulein um 13 Uhr auf den Marktplatz kommen. Nach einigen Abenteuern auf der Kastelburg können sie gegen die Burgwache kämpfen und sogar die Burg erobern. Haben die Kinder alle Prüfungen bestanden, werden sie zum Ritter geschlagen und können auch mal einen Helm aufsetzen oder den Panzer einer Burgwache anziehen. Treffpunkt ist jeweils auf dem Marktplatz am Marienbrunnen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

von Jana Fischer